Beschreibung:

Vorderdeckel, darin der goldgeprägte Titel "INVALIDENSCHULEN DES K. U. K. RESERVESPITALES 11" unter goldgepr., stilisiertem Reichswappen. Innendeckel und die Flügel der Mappe mit orangefarbigen Moirébezug. 2 Lederschließen mit den goldgeprägten, floralen Ornamenten. Die 2 Schließen mit funktionsfähigen Schließmechanismen a.d. Vorderdeckel.. Qu.-4° (ca. 33 x 38 cm). Der Vorderdeckel mit einigen Schabstellen sowie mit 2 winzigen Wurmspuren an der Ober- und Unterkante. Rücken und Rückendeckel etw. stärker beschabt und mit mehreren Wurmspuren. Die Moirébezüge innen in sauberem Erhaltungszustand.

Bemerkung:

Der prachtvolle Wiener Jugendstil-Einband leider ohne Monogramm, Punzierung, Stempelung etc., die Ornamentik und der optische Gesamteindruck der Mappe läßt jedoch einen sehr nahen Bezug zur Wiener Werkstätte als gerechtfertigt erscheinen.- Der geschichtliche Hintergrund der Invalidenschulen ist folgender: Im Kriegsjahr 1914 gründete das k. k. österreichische Ministerium des Innern das k.u.k. Wiener Kriegsspital 1 in Wien XVI (Penzing) und das Wiener Kriegsspital 2 in Favoriten (im Kaiser-Franz-Josef-Spital in der Kundratstraße nahe der Spinnerin am Kreuz), beide ausgerüstet mit Isolierstationen für die an der Ostfront auftretende Cholera. Aus Platzmangel - wegen der großen Zahl der in Wien eintreffenden verwundeten und infizierten Soldaten - musste sehr bald in der Erzherzog-Franz-Ferdinand-Kaserne das k.u.k. Reservespital 19 angelegt werden, eine Filiale dieses Reservespitals befand sich in der Schule am Hebbelplatz. Gleich daneben, im damals unbebauten südlichen Verlauf der Schleiergasse, entstand ein Barackenlager für die Invalidenschulen des Reservespitals 11 (Orthopädisches Spital Gassergasse in Wien V - Margareten, Leiter Hans Spitzy). Der Grund wurde vom Inzersdorfer Ziegelfabrikanten Heinrich Drasche erworben, einem Förderer der Invalidenschulung. Auch nach Ende des Weltkrieges im Jahre 1918 wurden weiterhin Kriegsinvalide betreut und umgeschult. Drei Baracken wurden dafür von der Invalidenentschädigungskommission übernommen und bis 1922 weiterverwendet. Ab 1922 wurden diese drei Baracken zu Wohnzwecken für Invalide umgewidmet, die übrigen an Kleingewerbebetriebe vermietet.