Beschreibung:

Groß-Folio (ca. 76 x 57 cm). Mit 33 Tafeln mit zahlr. Or.-Photographien und Plänen. 2 Bll. In OHln.-Flügelmappe (fleckig, bestoßen, stark beschabt. Gelenke mit Läsuren, Rücken beschädigt und mit Kartonstreifen verstärkt).

Bemerkung:

Seltene und mit Sicherheit nur in einigen wenigen Exemplaren hergestellte Präsentationsmappe zur "Grundlagen-Ermittlung" für die geplante Assanierung des Viertels um die Blutgasse im 1. Wiener Gemeindebezirk.- Das Blutgassenviertel unmittelbar hinter dem Stephansdom zählt zu den geschichtsträchtigsten Orten in Wien. Die Blutgasse an sich verbindet die Singerstrasse mit der Domgasse und mündet in diese beim Figarohaus, wo Mozart einen Teil seines Lebens verbrachte. Links und rechts der mit Backsteinen besetzten Blutgasse klaffen Fassaden uralter Häuser in die Höhe. Sie gehören zu den ältesten in Wien, zumindest die Fundamente, welche aus dem 12. Jahrhundert stammen. "... Die dieser Arbeit beigegebenen Fotos dürfen einen eiligen Betrachter nicht bestechen, weil sie - ebenso wie einige historisch und baukünstlerisch wertvolle Gebäude in diesem Gebiet - da und dort gewisse stimmungsvolle Werte und städtebauliche Reize haben. Hinter diesen Mauern ist Verwahrlosung, Unzulänglichkeit, und im ganzen gesehen, Raubbau am menschlichen Leben und an den großen wirtschaftlichen Möglichkeiten des ganzen Viertels. Die Bilder zeigen wohl auch die Enge, die Ungeordnetheit der Bauformen ... Die Unterlagen dafür und für einen diesbezüglichen Architekten-Wettbewerb sollen diese Blätter bilden ... Auf den nachfolgenden Blättern wird - soweit dies bei einem ersten Unternehmen dieser Art und lokalen Gegebenheiten möglich war - eine 'Bestandsaufnahme' des Stadtgebietes gegeben, das gewissermaßen als eine städtebauliche Einheit betrachtet werden könnte ... Es war zuerst nur an die Baublöcke etwa zwischen Blutgasse und Grünangergasse gedacht, aber ihre strukturell wertvolle Assanierung ist nicht ohne Einbeziehung auch des östlichen Anschlusses bis zur Riemergasse möglich..." (Bericht von Franz Schuster, Architekt und Leiter der Forschungsstelle). Schuster (1892-1972) studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule zunächst bei Oskar Strnad, dann bei Heinrich Tessenow und graduierte 1919. Er wurde später Tessenows Assistent und übersiedelte 1919 an die Handwerkergemeinde in Dresden-Hellerau. Er arbeitete anschließend für Tessenow an der Siedlung in Pößneck (1920-21) und der Gartenstadt Hellerau (1921-22). Seit 1922 war er selbstständiger Architekt in Hellerau. Von 1923-25 Chefarchitekt des Österr. Verbands für Siedlungs- und Kleingartenwesen in Wien. 1924 entwarf er zusammen mit Franz Schacherl die Schutzbund-Siedlung in Knittelfeld. Ab 1925 begann seine selbstständige Tätigkeit und die Zusammenarbeit mit Franz Schacherl für das Siedlungsamt der Gemeinde Wien. Sie entwarfen 1929-1931 einen Montessori-Kindergarten. Für das kommunale Wohnbauprogramm des ?Roten Wien? entstand 1926-27 der Karl-Volkert-Hof, ein Gemeindebau mit zwei Innenhöfen und 233 Wohnungen. 1925-27 war Schuster Lehrer an der keramischen Fachschule Wienerberg und seit 1926 bis 1927 Lehrer für Baukonstruktion an der Wiener Kunstgewerbeschule. 1927 siedelte Schuster nach Frankfurt am Main über, wo er bis 1936 als freischaffender Architekt arbeitete. 1937 wurde er Leiter der Fachklasse für Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Nach dem Anschluss entwarf Schuster Pläne für ein riesiges Wiener Parteiforum nach dem Vorbild des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg, für dessen Errichtung große Teile des damals hauptsächlich von Juden bewohnten Zweiten Bezirks Leopoldstadt abgerissen hätten werden müssen. Schuster blieb allerdings auch nach 1945 prominent und wurde 1950 an der Hochschule für angewandte Kunst zum Professor berufen. Von 1952 bis 1957 war er Leiter der Forschungsstelle der Stadt Wien für Wohnen und Bauen.

Erhaltungszustand:

Zu Schuster vgl. Czeike V, 165.-