Beschreibung:

S.149-186, 23 Abb., 2 Beilagen. Sonderdruck, 21,5*30 cm, Klebebindng in Kartoneinband.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Mit Widmung der Autorin. - Einband leicht berieben, sonst ein gutes und sehr sauberes Exemplar. - Beilagen: Kopie aus der NZZ, 30.1.97, S. 44: Antoinette Roesler-Friedenthal: Himmelsvolk mit leichter Feder. Tiepolo und seine Söhne als Zeichner und Radierer -- Kopie aus der NZZ, 7. mai 1997, Nr. 104, S. 45, Antoinette Roesler-Friedenthal: Die Künste in den Zeiten der Reform. Ausstellung über Vittoria Colonna in Wien. Mit Widmung der Autorin. - Aus dem Text: In der vorliegenden Untersuchung soll ein neu identifiziertes Porträt von Andrea Mantegna im Kontext seiner übrigen Selbstdarstellungen interpretiert werden. Nicht zufällig han-delt es sich dabei um ein Rollenporträt als alter Orpheus, ist es doch die für Mantegnas Œuvre so charakteristische Rezeption der Antike, die ihn als modernen Maler ausweist und in der - so die hier vertretene These - auch der Schlüs-sel für sein künstlerisches Selbstverständnis liegt. Einiges spricht dafür, daß Albrecht Dürer den »Tod des Orpheus« auf seiner ersten Reise nach Italien zeichnete (Abb. 1). Das 1494 datierte und monogrammierte Blatt, Beispiel von imitatio antiquitatis wie auch von imitatio Mantiniae im Œuvre Dürers, sei Ausgangspunkt der folgen-den Untersuchung. In der Einsamkeit eines Felsplateaus, das von einem Wäldchen hinterfangen wird, findet die für den mythischen Dichter und Sänger Orpheus tödliche Begeg-nung mit zwei thrakischen Frauen statt. Während diese in Peplen gekleidet sind, ist der Held als männlich-schöner Akt gegeben, nur notdürftig bedeckt die im Rücken sich bau-schende und über den rechten Oberschenkel gelegte Chlamys seine Scham. Von der Wucht des Angriffs durch die Frauen, die ihn von beiden Seiten mit schweren Knüppeln attackieren, ist der wehrlose Orpheus bereits zu Boden gegangen. Mit der rechten Hand sich abstützend, versucht er, sein verlorenes Gleichgewicht wiederzuerlangen, während er im Begriff ist, mit der linken ein Stück des Tuches schützend vor das Gesicht zu ziehen. Der Mund ist angstvoll geöffnet, der Blick geht am angewinkelten linken Arm vorbei zur Rückenfigur der rechten Frau, die ihren Knüppel zu einem Schlag in der Luft führt. Noch gefährlicher dürfte ihm allerdings die linke, dem Betrachter zugewandte Frau werden, die wohl gerade zum tödlichen Schlag gegen den Kopf des Knienden ausholt.