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Gr.-8° und kl.-8°. Zusammen etwa 26 Seiten. Karten mit Adressen. Eingelegt bzw. montiert in rotem Lederband mit vergold. Titelei und Deckelzeichnung eines Elefanten (Marie von Machui geb. Pallat).
Bemerkung:
An verschiedene Empfänger. Die Sammlung beschreibt die Verlobungsreise zusammen mit seiner Schwester Annemarie (1875-1972) und Ludwig Pallat (1867-1946) nach Italien sowie spätere Reminiszenzen. OEH übte sich während der Fahrt als »Anstandswauwau«, in der Sprache der Drei als »Elefant«. Seinen Ursprung hatte dieses Abenteuer in OEHs Vorschlag an seine Schwester, eine gemeinsame Reise nach Italien zu unternehmen. Annemarie war der Umgang mit ihrem ältesten Bruder, dem »Schwarzen Schaf der Familie«, verboten und erst nach dem Tode des Großvaters wagte sie den näheren Kontakt. Sie lernten sich dann in Berlin wieder näher kennen - und schätzen. Auf einer ihrer nächtlichen Ausflüge in Berlin gesellte sich der spätere preuß. Ministerialbeamte Ludwig Pallat hinzu. Er hatte bereits zuvor vergeblich um die Hand Annemaries angehalten, die er im Hause des Schwagers Annemaries, dem Archäologen Friedrich Noack, in Jena kennen gelernt hatte. Nun konnte er durch die neu gewonnene Anerkennung des ältesten Bruders seiner Liebe zusätzlich punkten und endgültig ihr Herz erobern, als er überraschend die beiden in Florenz besuchte. Im Juni wurde in Rom Verlobung gefeiert und im August in Berlin, in der Wohnung OEHs., Motzstraße 93, Hochzeit. Ein Teil der nun aufgeführten Korrespondenz ist abgedruckt in »Halkyonisches Brevier«, 1962. - Manche Karten mit Zusätzen und Nachschriften anderer.- Berlin, 6. III. 1900. An Annemarie: »Hiermit melde ich gehorsamst, daß ich 'aus dem Schwersten' heraus bin und daß uns Dein Besuch vom nächsten Sonntag an hochwillkommen ist [...]«. - Berlin, 6. V. 1900. An dieselbe: »Auf nach Rom! - Es ist beschlossen: ich fahre - und Du fährst mit. [...] Also ich fahre mit den fertigen Rosenmontag am 15ten nach Essen. Einige Tage hab ich mit Otto [Hartleben, dem Bruder und Co-Autor des Dramas 'Rosenmontag'] zu thun. Dann geh ich nach Darmstadt um Peter Behrens zu besuchen [...]. Dort könnten wir uns treffen. Sonst aber in Zürich [...] dann [...] nach Florenz. Da besuchen wir den alten [Arnold] Böcklin ]Maler, 1827-1901] und bleiben 8 Tage oder so lange es uns gefällt. Dann Rom! [... Ludwig von] Hofmann [Maler, 1861-1945] u. Frau sind da, [Louis] Tuaillon [Bildhauer, 1862-1919], Rodolfo [d. i. Rudolf Johann Pichler, Privatier; 1856-1925] u. der Baron [Friedrich] Khaynach [Maler und Schriftsteller; 1867-1920] - wir werden einen sehr netten Umgang haben. [...] Ernstliche Bedenken giebt es für Dich nicht. Nur kleine und kleinliche. Also Geld. [...]« Erläutert im weiteren, dass er sie zwar nicht gänzlich »einladen« könne, aber er würde die »Extravaganzen, die das Reisen erst amüsant machen«, übernehmen. »Auch die Museen und sonstigen Entrées will ich auf mich nehmen, mir ist nämlich eine gänzlich unvorhergesehene Einnahme von 800 M. erwachsen aus einer neuen Doppel-Auflage des Römischen Malers [...]«. Der Novellenband »Der Römische Maler« erschien 1900 in zweiter Auflage im 3. und 4. Tausend. - Berlin, 12. V. 1900. An dieselbe: »Natürlich: so wenig wie möglich mitnehmen. Wäsche kriegst Du überall in einem Tage gewaschen. Ein ordentliches practicables Reisekleid, Blousen - fertig ist die Laube. [...] Und bitte, bitte kein Rundreisebillet - man hat immer nur Ärger damit. Abgesehen davon, daß es schrecklich ist, so eine vorgeschriebene Route nun unter allen Umständen abreisen zu müssen. So ein Rundreisebillet nimmt einer Reise ja ganz den Charakter des sorglosens Bummelns und dann - irgend etwas klappt gewöhnlich nicht [...]«. - Berlin,ohne Datum. An dieselbe, Reiseplan: »Jena ab Abends 10.46 Erfurt an Abends 11.38 Erfurt ab Nachts 12.37 Stuttgart Morgens 9.2 (ab) Zürich an Nachmittgas 2.33. Etwas unbequem, aber bei weitem die directeste, kürzeste Verbindung [...] Rendezvous ist das Hotel Limmathof [...]«. - Florenz, 31. V. 1900. An Ludwig Pallat. Nachricht von Annemarie Pallat, dass sie gut in der »Casa Nardini« nahe des Doms angekommen seien und Nachschrift OEH: »Hurra! Ihr O. E. H. Hüten Sie sich vor Chiromanten und Graphologen:«. - Florenz, Pfingsten [3. 6.] 1900. An denselben: »Entschuldigen Sie, aber ich, ich ... ich bin heute vor 36 Jahren geboren. So was passiert ja jedem mal [...]«. - Florenz, 5. VI. 1900. An denselben, adressiert: »Onorevole le' Egregio Signore Hülfsbremser Dottore Professore Ludovico Pallat [...] : »daß die Schulen reformbedürftig sind gebe ich zu. Ich empfinde es täglich an meiner eigenen mangelhaften Vorbildung. Aber daß zur Reformation nun auch alle Hülfsbremser hinzugezogen werden scheint mir doch überflüssig, zumal wenn Sie eigentlich besseres zu thun hätten. Mit Gruß Ihr Otto Erich [Annemrarie H.:] Ganz meine Meinung! Aber Hülfsbremser ist hart. [OEH:] Pardon: es ist das nur der volksthümliche Ausdruck für Hülfsarbeiter.« 1898 wurde Pallat als »Hilfsarbeiter« an das Preußische Kultusministerium berufen und machte dort Karriere. In den folgenden Jahrzehnten gelang es ihm, den Zeichen- und Kunstunterricht fest in die Lehrpläne zu integrieren. - Florenz, 11. VI. 1900. An Ellen Birr: » Der ver-Lobte meiner kleinen Schwester (natürlich ein pro-Fessor der ar-Chäologie) ist hier heute angekommen. - Wie? - Ja, ja! Überhaupt nicht wahr? Sieh mal: nun ja. Ich wollte ja weiter nichts sagen. -- Weshalb denn nicht? - Hast Du was dagegen? Er ist Hülfsbeamter im Cultusministerium u. kriegt nächstens Gehaltszulage. Bei Gott!« Dieser Dialog ist auf zwei Ansichtskarten aus den Uffizien mit roter Tinte geschrieben. - Florenz, 12. VI. 1900 (Poststempel). An seine Schwester Else Noack unterhalb eines Notenzitates mit dem Text von fremder Hand: »Eins, zwei, drei an der Frau, an der Magd, am Paradies vorbei« notiert OEH: »Es sind merkwürdige Menschen, mit denen ich hier zur Zeit auf Reisen bin. Auf sachliche Gespäche gehen sie nicht ein, vergnügt sind sie wie die Nachtigallen, der eine nennt mich immer Babbs oder schimpft mich Elephant ... Merkwürdig! [...]«. - Florenz, 13. VI. 1900. An seinen Bruder Otto Hartleben: »Heute erst fahren wir nach Rom, wo wir kurz vor Mitternacht eintreffen werden. Mir war einige Tage nicht wohl - Fieberanfall. [...] Er [Ludwig Pallat] ist da. Da die beiden sehr verliebt sind, ist es nicht immer angenehm dabei zu sitzen [...]. Er hat Humor, raucht und trinkt, während ich schon zwei volle Tage absoluter Abstinent bin [...]«. - Rom, 20. VI. 1900. An Otto: »Tuo cognato [dein Schwager] raucht, trinkt, hat Humor und unterscheidet sich auch dadurch von anderen Schwägern, die wir so haben, daß er garnicht so recht feierlich ist [...], obwohl er an Titeln wiederum Alles bisher Dagewesene quantitativ [Zusatz von Annemarie: auch qualitativ] überragt [...] Nachschrift von Ludwig Pallat und Annemarie H. - Rom, 25. VI. 1900 (Poststempel). An denselben. Eigenh. Gedicht, 3 Strophen mit 4 bzw. 5 Versen, beginnt: »Die letzte Sichel des verfallenen Mondes am Himmel Roms, in der Johannisnacht hab ich erlebt und früher nicht geruht, bis ich für mich den Sinn erdeuten konnte. [...]«. Von Annemarie H. und Ludwig Pallat mit unterschrieben. Etwas angestaubt und mit leichten Knickspuren. - Rom 1900. Entwurf der Verlobungsanzeige: »[...] Hierdurch beehre ich mich die Verlobung meiner Schwester Annemarie mit dem Herrn Professor, Doctor Ludwig Pallat, Hülfsbeamter im Königlich Preußischen Ministerium in Berlin ergebenst anzuzeigen [...]« Folgt Adressatenliste von Annemarie und Ludwig P. ergänzt. Bleistift und Tinte. - München, 27. (?) VI. 1900 (Poststempel). Ansichtskarte mit einem Liebespaar, das von einem Dritten beobachtet wird. An Ludwig Pallat: »Ja, ja - und nun bin ich kein Elefant mehr, sondern eine Gazelle [...]«. - München, 30. VI. 1900. An Annemarie: »Es ist talentlos, daß Ihr abgereist seid. Ihr habt sehr, sehr - sehr viel versäumt an dem Abend bei [Max] Halbe [Schriftsteller, 1864-1944]« eine zweite Karte vom selben Tag gibt ein Gedicht an Rudolf Johann Pichler wider: »Mein lieber Rodolfo. Das Glühwurmpärchen hat mich nun verlassen. Und ich gehöre nun mir selber wieder. Aus einem würdig heitren Elefanten Ward eine leichte, trauernde Gazelle [..] Folgen 9 weitere Zeilen und schließt: »Evviva! Dein Ottone«. - Berlin, 20. IX. 1900. An Annemarie. Zwei Karten mit Skizze eines Elefanten, 1 mit Zusatz: »Der Elefant hat seine Schuldigkeit getan [...]«. - Ansichtspostkarte aus dem Kloster S. Georgen in Stein am Rhein, 12. III. 1901. An Annemarie Pallat. Wehmütige Grußkarte aus einem Genesungsaufenthalt. - Ansichtskarte Florenz, 13. VI. 1901. An Ludwig Pallat. Erinnerungen an das vergangene Jahr in Reimform: »[...] Des Schnapses der Certosa denk ich im Café Rosa mit dessen gelbem Saft ich heut trank Brüderschaft mit Dir o Ludwig aus der Aluminiumtasse: es war in einem Wagen IIter Classe! [...]«. - Ansichtskarte Florenz, 18. VI. 1901. An Annemarie: »Siehst Du: wenn Du nun ein Jahr mit der Verloberei gewartet hättest - würdest Du hier in Florenz Deinen Lieblingsschriftsteller [Cäsar Flaischlen] getroffen haben, der auf der frisch gesalbten und geölten Schalmei hold Dein Glück geblasen haben würde! [...]«. Mit Grußworten von besagtem C. Flaischlen (1864-1920) und Selma Hartleben. - Rom, 25. VI. 1901. Bierkarte an Ludwig Pallat: »Es ist Sommernacht wie damals. Man tanzt bei Drehklavier u. großem electrischen Mond.« Mit unterzeichnet von Ludwig und Eva Hofmann, Baron Khaynach, Arthur Volkmann (Bildhauer, 1851-1941), Selma Hartleben und R. J. Pichler. Die Karte ist etwas fleckig. - Rom, 11. VII. 1901. An Annemarie Pallat. Gedicht mit 3 Strophen zu je vier Zeilen, beginnt: »Deines Gartens armer Spatz zählet Dir zum Ruhme jede ihm zur Winterszeit hingestreute Krume - [...]«. Ebenfalls etwas fleckig bzw. am linken Rand etwas verblasst. - Florenz, »in der Höhle Antinoris [der Kellerkneipe »Bei Lapi']. 9. VI. 1902. An Annemarie: »[...] Abends allein. Ja, also - Fortschritte hat die Höhle gemacht - der apokryphe dunkle Winkel rechts vom Eingang ist ausgeräumt, gekalkt, geweißt u. zum Raum hinzugenommen. Er stinkt in folge dessen ein wenig weniger. [...] Der Chianti ist gut und süffig, aber so ganz allein trinkt man zu langsam [...]«. - Ebenda, 3. VI. 1904. An Ludwig P. Gedicht über das Weinlokal »Bei Lapi« in Florenz, beginnt: »In der Höhle Antinori spinnt der alte Elefant - [...]« folgen 11 weitere Zeilen. Die Verse sind stark überarbeitet und durchgestrichen. Bleistift und Striche mit Blaustift. - Salò, 30. XI. 1902. An Ludwig und Annemarie: »Fordert nicht mein Schicksal zu hören! Fordert nicht Unerbauliches zu vernehmen ... [...] Ich pflanze Cypressen. - [...] Petern [euren erstgebohrenen Sohn] möge sein Christentum zum Schmerbauche gedeihen. Amen. [...]« Darunter ein Foto des Gartens vor der Bepflanzung eingeklebt (verblasst). Peter (1901-1992), der erstgebohrene Sohn der Pallats, wurde das Patenkind von Otto Erich Hartleben. Der Garten der »Halkyone« wurde gründlich umgestaltet und u. a. mit Zypressen bepflanzt. Was einen italienischen Schulbub im Vorübergehen mit den Rufen »Cimetrio, cimetrio« kommentierte. Tatsächlich war die Gesundheit des Dichters bereits sehr angeschlagen und die Unkenrufe gaben ihm sehr zu denken. - Briefe mit Knickfalten, 2 Karten wie oben beschrieben teils etwas fleckig. - Sechs Beigaben wie folgt. - Eigenh. Verlobungsanzeige von Ludwig Pallat an den Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin, Richard Schöne (Rom, 20. VI. 1900). - Brief von Selma Hartleben an Annemarie P. (23. 6. 1900. 4 Seiten). - Zwei unterschiedliche Verlobungskarten auf Bütten gedruckt. - 1 Karte von Annemarie und Ludwig Pallat an OEH mit Zeichnung von LP, Sieber (Harz), 11. VI. 1901: »Heute vor einem Jahre kauften wir unsere Ringe [...]« daneben eine Federzeichnung von LP. Sie zeigt Annemarie in der Rückansicht. - Originalfotografie (etwa 8: 11 cm) in Einsteckhülle, rückseitig von OEH beschriftet: »Florenz Blick aus der casa Nardini Juni 1900«.