Beschreibung:

Noo: 1 (und: No: 2). 1696. Lateinische und deutsche Handschrift von zwei Händen auf Papier. 2 Teile. Durchschossen. 4to. (20,8 x 17,0 cm). Möglicherweise Jena 1696. Geheftet, aber ohne Einband.

Bemerkung:

Teil 1: Das erste Blatt mit leider durch Wurmfraß beschädigtem Eintrag: "G. W. W. / Casuale Aoo 1696 / C [?] Noo: 1." Es folgen ein leeres Blatt, 122 S., 2 Bl. mit Index (recto Bl. 1) u. "Tabula de methodo consultandi epistolari renunciatoria." (verso Bl. 1 u. Bl. 2 r u. v). * Teil 2: Titelblatt: Collegium Casuale / Practicum. W. No: 2." 40 nicht nummerierte Blatt (von ?). * Bei dieser Handschrift handelt es sich möglicherweise um eine Fallsammlung, die auf Vorlesungen des bekannten Jenaer Mediziners u. Chemikers G. W. Wedel (1645-1721) beruht. * Teil 1 beginnt mit einer kurzen Vorrede "A Jove Principium. / Dictum hoc m. ad Medicum spectat, si qvidem in curationibus suis se vult felicem. Praeces a. Medico dicatas vid: ap: Mart: Rulandium in curationibus it: ap: Gregor: Horstium Formula talis ee [?] posset." Er enthält 24 Casu, die folgendermaßen aufgebaut sind: Nach der Krankengeschichte, die auch auf schriftlichen Mitteilungen des oder der Kranken beruhen kann, folgt eine "Responsio", an die sich Rezepturen mit Angabe der Inhaltsstoffe u. Hinweisen zur Anwendung anschließen. Manche Casu enthalten mehrere Krankengeschichten, so dass insgesamt mehr Fälle als Casu beschrieben werden. Auffällig an diesem Teil ist der vermehrt auftretende Hinweis auf das Werk "Opera medico-chirurgica ... omnia" von Johann Michaelis (1606-1667; erschienen Nürnberg 1688). Einige Responsii auch als "Methodus s. cura Wedelii", "Curatio Wedelii" oder ähnlich bezeichnet. - Das Inhaltsverzeichnis listet u. a. auf: Foemina ischuria laborans à Calculo, Epilepsia infantilis, Vertigo, Varioli & morbilli, Arthritis, Lues, Puerpera doloribus post partem, Dysenteria, De Fluore albo, De passione hysterica, De convulsione colli. * Teil 2 enthält 35 casu, scheint aber nicht komplett zu sein (Heftstreifen ragen über den Buchblock hinaus). Dieser Teil geht nicht mehr auf Michaelis' Werk ein, ist aber identisch aufgebaut (u. wesentlich besser lesbar). Mit z. B. folgenden Krankheiten: Colica ex cardialia, De Mania, Semiparalysis, Insultus Epilepticus, Asthma Hypochondriaco, Lues venera in infante, Scorbutus Oris, Passio Hysteriaca, Variolae, Vertigo, Melancholia Hypochondria sowie Passio Hyster. c. Fluore albo. * Ein vergleichbares Werk Wedels (allerdings nur in Latein) ist das "Compendium Praxeos Clinicae Exemplaris" (Jena 1706 u. 1707), das bei kurzer Durchsicht jedoch keine identischen Fälle oder Rezepte enthält. - "Wir entnehmen den ... Vorlesungen, daß Wedel letzten Endes ein Mediziner war, der von Galenischen Schriften ausgehend immer die Praxis und eigene Erfahrung betonte und die chemiatrischen Lehren in Jena maßvoll vertreten hat. Er war ein ausgezeichneter Pharmazeut, der die zahlreichen Medikamente, mochten sie einfach oder zusammengesetzt sein, genau kannte, auch in ihrer Gefährlichkeit, und immer das Wohl seiner Patienten im Auge hatte." (Giese/von Hagen S. 177). * Papier: Mit Wasserzeichen eines waagerecht dreigeteilten Wappenschildes ohne Belegung; mit Helmzier (nicht nachgewiesen in www.wasserzeichen-online.de). * Vgl. DSB 14, S. 212f., ADB XLI, S. 408, Hirsch/Hüb. V, S. 875 u. Giese/von Hagen: Geschichte der medizin. Fakultät Jena S. 174ff. - In den durch die ThULB digitalisierten Vorlesungsverzeichnungen der Uni Jena der entsprechenden Jahre findet sich kein offensichtlicher Hinweis auf ein "Collegium casuale" Wedels. * Zustand: Ohne Einband, erste Lage lose, leicht gebräunt, vor allem an den Rändern, Tinte teilw. etwas durchschlagend, einige Durchschussblätter nicht komplett, teilweise mit Blei- u. Buntstiftkritzeleien (vor allem auf den leeren Blättern). In Teil 2 fehlt eine Lage mit den Casu 9 bis 12 sowie der Schluß. Teil 1 bis S. 12 mit kleiner werdenden Braunflecken.