Beschreibung:

Zus. 1.135 Ss., 3 Bll. 4°. HLn. mit weiß-rotem Rückentitel auf schwarzem Grund u. mont. illustr. Deckelschild.

Bemerkung:

ERSTE AUSGABE. - Tagebücher, die Alice Schmidt, geb. Murawski (1916-1983) in den Jahren 1948-1949 und 1954-1956 geführt hat. "Ab September 1948 ... notiert sie in geschenkte Hefte mit selbst angerührter Tinte, woran Arno Schmidt arbeitet, was er liest und mit wem er korrespondiert. Schwarzmarkthandel, Hunger und Armut bestimmen zu dieser Zeit das Leben der Schmidts im Flüchtlingsquartier Mühlenhof in Cordingen, aber das Ehepaar genießt auch die vielen Spaziergänge in die Wälder, die später in Schmidts Werk eingehen, und die abendlichen Vorlesestunden. Eine Reise nach Hamburg zu Schmidts damaligem Verlag Rowohlt ist für Alice Schmidt eine ebenso willkommene Unterbrechung des mühsamen Alltags wie der Besuch von Rundfunkmitarbeitern, die den Autor zu seinem ersten Buch befragen. ... Für Schmidt sind diese Jahre geprägt von beruflicher Unsicherheit: Er wartet verzweifelt auf die Veröffentlichung seines Erstlings 'Leviathan' und muß dazu noch hinnehmen, daß sein Lesedrama 'Massenbach' von seinem Verlag abgelehnt wird." (Verlag). Im Jahr 1954 "spielt der Roman 'Das steinerne Herz' ... Die in dem Roman verarbeiteten historischen Realien sind in gemeinsamen Reisen in ebendiesem Jahr gesehen, erlebt, notiert worden - letzteres in Alice Schmidts Tagebuch. ... Das Tagebuch informiert schließlich auch über eine Schriftstellerexistenz des Jahres 1954, eine noch ohne die später erst hinzugekommene leidliche Absicherung durch regelmäßige Auftragsarbeiten für den Rundfunk gefristete, und berichtet über die mit ihr verbundenen Existenzängste, Frustrationen und Pläne bis hin zur Erwägung von Berufswechsel und zur Emigration." (Vorwort). Das 'Tagebuch aus dem Jahr 1955' knüpft an das 2004 erschienene 'Tagebuch aus dem Jahr 1954' an: "Im Jahre 1955 stand Arno Schmidt ohne Verleger da, wurde wegen Gotteslästerung und Pornografie angezeigt und muße sich von einem Saarburger Amtsrichter befragen lassen. Seinen eben geschriebenen Roman 'Das steinerne Herz' wollte er schon fast nicht mehr herausgeben. Die spärlichen Einnahmen erschrieb Schmidt sich mit Zeitungsartikeln, bis endlich eine erste Rundfunksendung angenommen wurde. Nachdem Auswanderungs- und vielerlei Umzugspläne gescheitert waren, fanden sich Arno und Alice Schmidt am Ende des Jahres in Darmstadt wieder. Hier vertieften sich die Bekanntschaften mit dem Maler Eberhard Schlotter und mit anderen Schiftstellern. ... Alice Schmidt erweist sich in diesem Tagebuch als treue Chronistin des schwierigen Schriftstelleralltags, aber auch als optimistische, stets ermunternde Gefährtin ihres Mannes, der an den zahlreichen Hürden, die sich ihm in den Weg stellten, schneller verzweifeln wollte als sie." (Verlag). Das 'Tagebuch aus dem Jahr 1956' knüpft an das 2008 erschienene 'Tagebuch aus dem Jahr 1955' an. "Nach langen Wanderjahren als Kriegsflüchtlinge hatten sich Arno und Alice Schmidt in ihrem neuen Wohnort Darmstadt etabliert. Der Maler Eberhard Schlotter und Schriftstellerkollegen wie Ernst Kreuder und Kasimir Edschmid zählten zu ihrem Freundes- und Bekanntenkreis - es war Arno Schmidts geselligste Zeit. Der Autor ließ sich sogar zu seiner einzigen öffentlichen Lesung aus seinen Werken überreden, die in der Waldschule seines Freundes Wilhelm Michels stattfand (die Aufnahme ist diesem Band auf zwei CDs beigelegt: 'Gadir oder Erkenne dich selbst' (Spieldauer 44' 54''), Leviathan oder Die beste der Welten' (Spieldauer 42' 44''), Aufnahme von Wilhelm Michels am 18.2.1956)." (Verlag). Für Karl May-Leser sind Alice Schmidts Schilderungen von den ersten Begegnungen Arno Schmidts mit den Karl May-Verlegern Joachim und Roland Schmid von besonderem Interesse; dem Tagebuch-Band 1956 angehängt sind zwei Besuchsprotokolle Roland Schmids, die die Eindrücke von den Treffen am 3. und 4.4. sowie am 30.5.1956 in Darmstadt aus Verlegersicht spiegeln. Jeder Jahrgang mit 3 Registern und einem Literaturverzeichnis. - Müther 8. Nachlfg. S. 37 1.2.41.1, 10. Nachlfg. S. 36 1.2.41.1, 13. Nachlfg. S. 59 12.10.2011 u. 19. Nachlfg. S. 55 07.03.2018. - Gestaltung u. Satz: Friedrich Forssman, Kassel; Titel in Rot und Schwarz.