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Beschreibung:
XXIV, 487 Seiten. 8° (17,5-22,5 cm). Orig.-Pappband. [Hardcover / fest gebunden].
Bemerkung:
Einzige Ausgabe, seltenes und frühes Werk zur wissenschaftlichen Psychiatrie und Psychopathologie. - Kirchhoff II, 178; Engelmann Suppl. 67; Hirsch/Hübotter, Berühmte Ärzte II, 542. - Carl Friedrich Flemming (1799-1880) war ein bedeutender Psychiater und Erbauer der ersten modern eingerichteten Irrenanstalt auf deutschem Boden. Für den Großherzog von Mecklenburg plante und baute er die mustergültige Anstalt Sachsenberg bei Schwerin. Er setzte bei dem Neubau durch, dass er nicht in der Einöde, sondern in der Nähe von Schwerin erfolgte, und leitete die Anstalt von 1830 bis 1854. Vorliegendes Werk, die Summe seiner Erfahrungen aus der praktischen psychiatrischen Arbeit, schrieb er, nachdem er (laut Vorwort) durch "die Ungunst der Verhältnisse" ausgeschieden war. Die Behörden hatten während der Jahre der Reaktion nach 1848 gegen seinen Willen die Amtswohnung eines Geistlichen in die Anstalt verlegt. Dies widerstrebte den freiheitlich-humanistischen Überzeugungen Flemmings. Er wurde praktizierender Arzt in Schwerin. - "Warum er die Anstalt auch später gemieden hat, ist nicht zu erfahren gewesen. Vielleicht haben die Schwierigkeiten dabei mitgewirkt, die seiner Niederlassung als Arzt in Schwerin gemacht wurden. Man machte sie zuerst abhängig davon, daß er sich dem mecklenburgischen Staatsexamen unterziehe, man denke, nachdem er 30 Jahre Direktor der Mecklenburgischen Landesirrenanstalt gewesen war. Das Absurde dieser Forderung ist doch wohl klar geworden, ein Kolloquium als Ersatz der Prüfung wurde ihm aber nicht erlassen. In Schwerin lebte er als geschätzter und gesuchter Arzt bis zu seinem in Wiesbaden am 27. Januar 1880 erfolgten Tode" (Hirsch/Hübotter). - Flemming war ein Hauptvertreter der sog. Somatiker, die metaphysische oder theologische Deutungen psychischer Krankheiten ablehnten und diese als Krankheiten des Gehirns, als physisch begründete Krankheiten ansahen. Im Gegensatz zu den naturphilosophisch orientierten Vertretern der Medizin, waren die Somatiker häufiger auch praktisch in der Pflege von psychiatrischen Patienten tätig und auch die meisten Anstaltsleiter dieser Zeit (wie Maximilian Jacobi, Christian Friedrich Wilhelm Roller, Ernst Gottlob Pienitz und Christian Friedrich Nasse) waren Somatiker, so dass sie für die Entwicklung der Psychiatrie von besonderer Bedeutung waren. Die Abkehr der Somatiker von ontologischen und theologischen Vorstellungen und somit die Befreiung der psychisch Kranken etwa von religiöser Schuld förderte die Entwicklung einer psychiatrischen Wissenschaft. Mit Roller und Damerow begründete Flemming die "Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie". - Vorliegendes Werk ist systematisch angelegt und behandelt die Geschichte der Psychiatrie und ihre Hemmungen, Begriffsdefinitionen, Physiologie der Nerven, Symptomatik, Aetiologie.und Pathogenie der Psychosen, Verlauf, Ausgang und Prognose der Krankheiten und deren Therapie. Ausführliche Fallberichte schließen sich an. Von besonderem Interesse ist die Behandlung der Psychopathologie in gerichtsärztlicher Hinsicht, die im Anhang beleuchtet wird, und die ewige Frage nach der Zurechnungsfähigkeit der Delinquenten diskutiert. - Ehemaliges Bibliotheksexemplar mit Rückensignatur, Inventarnummern und Stempeln auf Titelblatt. - Einband etwas berieben, etwas angestaubt sowie teils mit transparenter Buchbinderfolie stabilisiert. Handschriftlicher Besitzvermerk von alter Hand in schwarzer Tinte auf dem fliegenden Vorsatzblatt. Schnitt und Seitenränder gebräunt. - Davon abgesehen innen insgesamt sauberes und noch gut erhaltenes Exemplar.