Beschreibung:

[Gestochene Vignette] Avec Privilege de S. A. S. Monseigneur L'Electeur Palatin. A Basle, chez Chretien de Mechel Gravuer de S. A. S. É. P. & Membre de plusieurs Académies, Et chez les Inspecteurs des Galeries Électorales à Dusseldorff & à Mannheim. MDCCLXXVIII (Basel, Christian von Mechel 1778). [Angebunden, ohne den Schmutztitel, das Blatt mit dem Haupttitel dieses Textbandes und ohne das Blatt mit der Widmung für den Kurfürsten:] Catalogue Raisonné et Figuré des Tableaux de la Galerie Électorale de Dusseldorff. Premiere Salle dite des Flamands. [gestochene Vignette "La Genie des Arts"] .... Deuxieme Salle dite de Gerard Dow [gestochene Vignette "La Theorie de la Peinture"] ... Troisieme Salle dite des Italiens [gestochene Vignette "La Composition"] ... Quatrieme Salle dite de Van der Werff [gestochene Vignette "Le Dessin"] ... Cinquieme Salle dite de Rubens [gestochene Vignette "La Coloris"] ... Piéces nommées mobiles placées dans les cinq salles sur les volets des fenêtres [gestochene Vignette "L'Imitation"] ... Imprimé à Basle, chez Jean Schweighauser, avec des caractères de la Fonderie du Sr. Guillaume Haas (Basel, Christian von Mechel 1778). [Dazu: die "Taschenbuchausgabe" von 1781, nur der Katalog im handlichen Format, wie erschienen, ohne die Tafeln! Beschreibung weiter unten.]. Mit 30 gestochenen Tafeln und 7 (von 8) gestochenen Vignetten von Christian von Mechel und einer Holzstichvignette. Die Tafeln bilden eigentlich den zweiten Teil der Ausgabe, hier jedoch als erster vor den Text gebunden: 1 (weißes) Blatt; 1 Blatt Schmutztitel fehlt; 1 Blatt (Titel mit gestochener Vignette); 4 Blätter (Kupferstiche A - D); 26 Blätter (gestochene Tafeln I - XXVI); (Titelblatt und Widmungsblatt des Textbandes, eigentlich der erste Band, fehlen); 1 Blatt (Erster Zwischentitel mit gestochener Vignette zum ersten Saal der Flamen); 4 Blätter (Vorwort: Seite VII - XIV); 34 Seiten; 1 Blatt (Zweiter Zwischentitel mit gestochener Vignette zum zweiten, Gerard Dow gewidmeten Saal); 28 Seiten; 1 Blatt (dritter Zwischentitel mit gestochener Vignette zum dritten Saal der Italiener); 52 Seiten; 1 Blatt (Vierter Zwischentitel mit gestochener Vignette zum vierten, van der Werff gewidmeten Saal); 42 Seiten; 1 Blatt (Fünfter Zwischentitel mit gestochener Vignette zum fünften, Rubens gewidmeten Saal); 28 Seiten; 1 Blatt (Sechster Zwischentitel mit gestochener Vignette mit den Beschreibungen der Bilder, die sich auf den Vorhängen der Fenster in allen Sälen befanden); 44 Seiten (darin enthalten ein Blatt mit dem Zwischentitel zu den folgenden Registern, mit einer Holzstich-Vignette); 1 (weißes) Blatt. Späterer, immer noch dekorativer, auf Rücken und Vorderdeckel goldgeprägter Halblederband mit Lederecken, sowie Kopfgoldschnitt und marmorierten Deckelinnenbezügen, sowie ebenfalls marmorierten Vor- bzw. Nachsätzen. Quer-4° (30 x 39 cm).

Bemerkung:

- Das Werk stellt eigentlich das erste Museum im heutigen Sinn in Deutschland in Wort und Bild vor und ist ein "Unternehmen der Aufklärung" zu Beginn der akademischen Kunstgeschichte (Thomas W. Gaehtgens) - VD18 14525054 (die beiden Teile von 1778). Cicognara, 3394-1 + -2. Ornamentstichkatalog Berlin, 3973. Thieme/ Becker XXIV, 324 u. XXVII, 31. Wüthrich (Mechel) 133 ff. Lonchamp 2322. Graesse V, 289. Brunet IV, 651. Heidelberger historische Bestände - digital: pigage1778a (h t t p s: / / digi.ub.uni-heidelberg. d e /diglit/pigage1778a) . Gaehtgens/ Marchesano: Display & Art History. The Dusseldorf Gallery and its Catalogue (erschien 2011 zur gleichnamigen Ausstellung im Getty Research Institute) u.a. S. 31 ff. Vergl. Baumstark, Reinhold (Hrsg.): Kurfürst Johann Wilhelms Bilder. Band I: Sammler und Mäzen. Band II: Galerie und Kabinette. München, Hirmer 2009. Vergl. ders.: Die Düsseldorfer Galerie ... Nachdruck [des Tafelbandes] der Ausgabe Basel 1778. München, Hirmer 2009 (erschienen anläßlich der Ausstellung "Kurfürst Johann Wilhelms Bilder" in der Alten Pinakothek). "Dieses Prachtbilderbuch erwarb dem Künstler den Titel eines kurpfälzischen Hofkupferstechers." (Nagler VIII, 532, 3) Kollationiert nach dem digitalisierten Exemplar der BSB ( h t t p s : / / bildsuche.digitale-sammlungen. d e /index. h t m l ?c=viewer&bandnummer=bsb00075404&pimage=00001&v=5p&nav=&l= d e ). Bis auf je ein Blatt mit dem Schmutztitel, dem Titelblatt des Textbandes und dem Blatt mit der Widmung an den Kurfürsten vollständig. Die fehlende gestochene Vignette befindet sich auf dem unserem Exemplar nicht beigebundenem Titelblatt. Auf den 30 gestochenen Tafeln werden in kleinem Format alle 365 Gemälde in ihrer damaligen Hängung präsentiert und im Textteil auf eine neue Weise für damalige Verhältnisse detailliert beschrieben: "... par une suite de 30 planches, contenant 365 petites estampes redigees et gravees d'apres ces memes tableaux." Der schwere Einband mit Alters- und Gebrauchsspuren, etwas berieben und bestoßen, eine größere Fehlstelle im Bereich des unteren Rückens, bzw. des vorderen Außengelenkes, am oberen Kapital ebenfalls eine Fehlstelle. Die Ecken und Stehkanten verschlissen. Handschriftlich beschriftete Klebemarke (146a) auf dem Rücken. Innen, besonders der Tafelteil recht gut erhalten, kaum gebräunt oder fleckig, ohne Einrisse. Der Textteil mit Bräunungen und Wasserspuren. Namenszug auf dem Titelblatt. Das erste Werk dieser Art in der Museums- und Kunstgeschichte, das zugleich die Beschreibung und die Abbildungen aller Werke brachte, als Vorläufer moderner Museumskataloge bzw. Kunstbücher, oder auch der späteren Werkverzeichnisse "... composé dans un gout nouveau ..." (= im neuen Geschmack zusammengestellt). Zudem dokumentiert Pigage die für die Zeit außergewöhnliche und fast avantgardistische Präsentation der Düsseldorfer Kunstwerke durch ihre gestochene Wiedergabe in situ auf den jeweiligen Wänden, proportional zu ihrer realen Größe wiedergegeben. Der Katalog war jedoch so teuer geraten, daß ihn sich die wenigsten Interessenten leisten konnten und das Prachtwerk zumeist als Geschenk des Kurfürsten an andere Herrscher überreicht wurde, dies erklärt auch das baldige Erscheinen des hier beigegebenen Textbandes ohne die Illustrationen im praktischeren Klein-Oktavformat. Christian Quaeitzsch auf den Seiten 14 und 15 im zweiten Band von Baumstarks "Kurfürst Johann Wilhelms Bilder": "Vom Zustand der neu arrangierten Sammlung kann man sich dank eines aufwendigen Katalogprojekts, das der kurfürstliche Oberbauinspektor Nicolas de Pigage zusammen mit dem Schweizer Verleger Christian von Mechel 1778 der Öffentlichkeit präsentierte, heute noch einen ungewöhnlich genauen Eindruck verschaffen. Die zweibändige Prunkpublikation 'La Galerie Électorale de Dusseldorf[sic!]' präsentierte auf über zwanzig Bildtafeln detailgenaue Wandaufrisse der fünf Säle mit verblüffend genauen, wiewohl miniaturhaft verkleinerten Reproduktionen der Gemälde an fixierten Plätzen, die noch heute einen virtuellen Spaziergang durch das Galeriegebäude ermöglichen ... Das innovative Werk ... deutete die Sammlung als abgeschlossenes und unveränderliches Ensemble ... Pigages Katalog führt in 358 Nummern 353 Gemälde (und fünf Reliefs) auf, von denen 288 fest auf den Saalwänden und der Rest mobil an den Fensterläden angebracht waren. Reinhold Baumstark auf Seite 5 im Faksimileband: "... Als [der Kurfürst] 1714 in Düsseldorf ein eigens für die Präsentation und den Genuss seiner Sammlung errichtetes Gebäude öffnen ließ - es wurde von Zeitgenossen 'Kunsthaus' genannt - war der Grundstein für eine bis heute reichende Entwicklung gelegt, der Beginn zur Errichtung eines Museums als öffentliche Einrichtung gemacht. Während des Verlaufs des 18. Jahrhunderts fand die Düsseldorfer Galerie begeisterte Besucher. Der deutsche Sturm und Drang, die Generationen eines Winckelmann und jungen Goethe entwickelten hier das Verständnis für Alte Meister, ihre Anschauung großer Kunst und Grundbegriffe der Ästhetik. Aus Paris reiste Denis Diderot an, aus London Sir Joshua Reynolds, und über den Atlantik kam das intellektuelle Haupt einer noch jungen Nation, Thomas Jefferson. Mit den 'Düsseldorfer Gemäldebriefen' des Wilhelm Heinse wurde der Galerie ein Denkmal literarischer Kunstbetrachtung gesetzt. ..." "... Galeriewerke wurden seit dem 17. Jahrhundert publiziert als repräsentative Darstellungen der fürstlichen Gemäldesammlungen; zugleich waren sie Vorläufer der wissenschaftlichen Museumskataloge. Die berühmte Galerie der Kurfürsten von der Pfalz in Düsseldorf wurde ab 1756 vom Maler und Direktor Lambert Krahe (1712 - 1790) systematisch nach Schulen gehängt. Die Abbildungstafeln des vom Architekten Nicolas de Pigage verfassten 'Düsseldorfer Galeriewerks' wurden unter Leitung des Verlegers Christian von Mechel in Basel radiert: 'Gravé sous la Direction de Chr: de Mechel à Basle en 1775'. Sie geben die Gemälde nicht einzeln wieder, sondern in ihrer Hängung an den Wänden der fünf Galeriesäle, jeweils mit Nummer und Namen des Malers auf dem Rahmen. Tafel 18 zeigt berühmte Gemälde von Peter Paul Rubens (1577 - 1640), seit dem 19. Jahrhundert in der Alten Pinakothek München, darunter 'Der Raub der Töchter des Leukippos', 'Die Krönung des Tugendhelden' und 'Der trunkene Silen'. [HMK] ..." ex: Staatsgalerie Stuttgart, online Die erste Tafel, mit "A" bezeichnet, zeigt eine ausgefeilte Allegorie auf die Blüte der Künste in Friedenszeiten und die Verdienste der pfälzischen Kurfürsten um den selbigen, bereits 1776 von Bartholomäus Hübner unter Mechels Aufsicht nach zeichnerischen Entwürfen von Nicolas Guibal, die sich heute in der Stuttgarter Staatsgalerie befinden und digital zugänglich sind, geschaffen: h t t p s : / / w w w .staatsgalerie. d e /g/sammlung/sammlung-digital/einzelansicht/sgs/werk/einzelansicht/895ECD974FB11E1270BE30B659296930. h t m l Gaehtgens weist übrigens schlüssig nach, daß nicht nur die bildbeschreibenden Texte des Katalogs, sondern wohl auch das einführende Vorwort, mit Sicherheit nicht vom Architekten Pigage stammen, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach von Jean-Charles Laveaux (1749 - 1827), ein aus Troyes stammender und nach Basel gezogener Französischlehrer, der mit Mechel bekannt war, der sich dabei wohl auf die eigene Anschauung der Bilder, sowie bereits vorhandene Texte* und das Urteil Krahes stützte. * Vergl. Jean-Victor Frédou de la Bretonnière (1776): "Observations raisonnées sur l'art de la peinture appliquées, sur les tableaux de la gallerie électorale de Dusseldorff suivies de quelques remarques, aussi instructives qu'agréables aux amateurs des beaux arts". Vergl. hierzu den online zugänglichen Aufsatz von Thomas W. Gaehtgens "Auf dem Weg zur Kunstgeschichte. PIGAGES UND MECHELS KATALOG DER DÜSSELDORFER GEMÄLDEGALERIE" in "Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums. Band 1: Die kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776-1837). Band 2: Europäische Museumskulturen um 1800", 2014 im Böhlau Verlag herausgegeben von Gudrun Swoboda. (S. 477 ff a.a.O.) [Dabei:] Ders. dass.: La Galerie Electorale De Dusseldorff, Ou Catalogue Raisonné De Ses Tableaux, Dans lequel on donne une connoissance exacte de cette fameuse Collection & de son local, par des descriptions detaillees. Ouvrage composé dans un gout nouveau, Par Nicolas de Pigage, de l'Académie de saint Luc à Rome, Associé, Correspondant de celle d'Architecture à Paris, premier Architecte, Directeur général de Bâtimens & Jardins de S. A. S. E. P. A Bruxelles, Chez J. B. Jorez, Imprimeur-Libraire, rue au Beurre. MDCCLXXXI (1781). Avec Approbation. 1 (weißes) Blatt; 1 Blatt (Schmutztitel); 1 Blatt (Haupttitel); 2 Blätter ("Avis de l'imprimeur"/ "Epitre"); XII ("Préface"); 376 Seiten ("Catalogue Raisonné"); 1 (weißes) Blatt. Zeitgenössischer, marmorierter Ganzlederband über fünf Bünden, mit dezenter Rückenvergoldung und goldgeprägtem, roten Titelschildchen, sowie allseitigem Rotschnitt. Marmorierte Deckelinnenbezüge und Vor- bzw. Nachsätze. Der Einband mit Alters- und Gebrauchsspuren. Die Kapitale mit kleineren Fehlstellen, die Außengelenke angebrochen, die Ecken bestoßen und verschlissen. Der Kopffarbschnitt ist etwas angeschmutzt und leicht fleckig. Auf gutes Bütten gedruckt. Innen - bis auf vereinzelte, winzige Wasserflecken im oberen weißen Rand - sehr sauber. (17,7 x 11,2 cm) Kl.8°. Diese Ausgabe korrekterweise nicht in VD18 (in den Tafel- und Textband der 1778er-Ausgabe eigentlich nicht gehören, da weder deutschsprachig, noch in Deutschland gedruckt). "... Um den Bedürfnissen bürgerlicher Galeriebesucher nachzukommen, verwertete Nicolas de Pigage drei Jahre nach Erscheinen des Prachtwerks den Text des ersten Bandes in einem Nachdruck, der in Brüssel 1781 als Broschur im Oktav-Format erschien. Sein leicht verändertes Vorwort erläutert die verlegerischen Beweggründe: 'Die Öffentlichkeit hat den Katalog [des Prachtwerks] aufgenommen und geglaubt, mit den Stichen ein Werk vor sich zu haben, das den berühmten Galerien von Dresden, Florenz, Wien, Berlin und Versailles nachfolge. Einige wohlhabende Liebhaber haben deshalb schweren Herzens das eine oder andere Exemplar gekauft. Künstler fanden den Preis viel zu hoch und konnten sich nicht einmal den Katalog leisten, der nur gemeinsam mit den Stichen verkauft wurde. Man fand es daher nützlich, den Katalog von den Stichen zu trennen, in ein kleineres, handlicheres Format zu bringen, um damit die Erwerbung für die Schüler der Malerei zu erleichtern, die ihr Genie und ihre Talente an den großen Meistern entzünden, die ihre Seele in die Gemälde dieser Galerie legten.' Nun also konnte leichteren Herzens ein 'wohlfeiler' und 'portatiler' Führer zur Düsseldorfer Galerie erworben werden. Das Bild der Galerie war daraus zwar gelöscht, überdauerte jedoch dank der Publikation von Mechel und Pigage. ... die Meisterwerke, die der Kurfürst [Johann Wilhelm] gesammelt und geliebt hatte, sind in einem neuen Sammlungskontext aufgegangen. Seine Düsseldorfer Galerie existiert nicht mehr. Bronze, Marmor und Stein haben sich als nicht wirksam genug erwiesen, das Gedächtnis an eine bedeutende Sammlerpersönlichkeit, an das von ihm gestiftete Werk wachzuhalten. Dauerhafter zeigt sich stattdessen en Monument aus Papier, die Kupferstichpublikation von Christian von Mechel und Nicolas de Pigage. ... " Reinhold Baumstark in: "Die Düsseldorfer Galerie"; München, Hirmer 2009. Das Mißverständnis der Käufer, daß es sich beim Katalog der Düsseldorfer Galerie ebenfalls um zusammengebundene gestochene Wiedergaben der Meisterwerke der oben genannten Galerien handele, war durch die erwähnte Neuerung Pigages entstanden, so daß die Empfehlung gegeben wurde, den Tafelband mit einer Lupe zu betrachten, da einige der Abbildungen zwar nur daumennagelgroß waren, jedoch detailliert und präzise genug, um zusammen mit den Texten einen ersten Eindruck geben zu können. Man könnte die dicht komponierte Hängung durchaus als Versuch ansehen, ein Gesamtkunstwerk zu schaffen, das eben auch mittels dieses Prachtbandes der Nachwelt dokumentiert werden sollte, u.E. ist das eindrucksvoll gelungen. * "A revolutionary step in the history of museums, museum publications, and the art book." (Gaehtgens/ Marchesano p.33) *