Beschreibung:

283 S. : mit Fotografien ; 23 cm, kartoniert.

Bemerkung:

Guter Zustand / good condition. - Zwölf Jahre sind vergangen, seit Ernst Jünger im Alter von 102 Jahren starb, und somit ist kein Jubiläumsjahr zu feiern. Die Erinnerung an den Autor und sein Werk hat keinen aktuellen Anlass. Aber braucht eine Ausstellung zum Werk Ernst Jüngers tatsächlich den numerischen oder kalendarischen Ausweis, um sich ihrer Relevanz zu versichern? Muss man daran erinnern, welches die großen Themen waren, um die sein Denken kreiste, um von da aus den Bogen zu schlagen in die Problemlagen der Gegenwart? Muss man den Schriftsteller des Krieges, den Theoretiker der globalen Arbeitswelt, den Kritiker der technischen Mobilmachung aufrufen, um ihm seine Aktualität für unsere heutige Zivilisation zu bescheinigen? Soll man das Jahrhundertjubiläum 2014 und die erwartbare Generalaussprache über die Jahrhunderterfahrung Krieg und das Drama der geistigen Mobilmachung abwarten, um Jünger wieder ins Spiel zu bringen? Als wenn es solcher Anstrengungen bedürfte: Tatsächlich ist Jünger nie aus dem Spiel gewesen. Mochte er als politische Figur immer als »umstritten« gelten - in seinem Rang als Jahrhundertautor war er es nie. Eine Ausstellung zu Ernst Jünger - und tatsächlich ist dies die erste umfassende Ausstellung zu seiner intel-lektueiien, auktoriafen Biografie - bringt ihre Aktualität mit sich. Weniger umstandslos lässt sich die Frage nach dem Bild beantworten, das eine solche Ausstellung bietet. Sind ihr nicht gerade in den letzten Jahren eine Reihe großer Deutungsbücher und Biografien vorangegangen? Was gibt es nach so vielen Seiten noch zu sagen? Nichts, in der Tat -denn eine Ausstellung sagt nichts, sie zeigt etwas. Ausgehend von der für Jüngers Werk bezeichnenden magischen Linie zwischen Tagebuch und Werk zeigt sie den Autor als unermüdlichen Schreiber in einem bald neunzig Jahre überspannenden Werkprozess. Über 250 Tagebücher hat er in diesen Jahrzehnten gefüllt; sie alle sind hier zum ersten Mal zu sehen - ebenso wie die kostbar mit Pflanzen- und Insektenteilen, Blüten und Zufallsfunden geschmückten Manuskripte, aus denen das gedruckte Werk hervorging. Der Sammler und »subtile Jäger« Jünger wird mithin ebenso sichtbar wie der große Briefautor, der ewige Reisende und der mit allen Sinnen Forschende - ein Denker in Bewegung, ein rastloser Arbeiter am Abgrund der Zeit. »Nur wenn ich produziere«, vertraute Soren Kierkegaard 1847 seinem Tagebuch an, »befinde ich mich wohl. Da vergesse ich alle Unbehaglichkeiten des Lebens. alle Leiden, da bin ich bei meinen Gedanken und glücklich.« Ähnlich hätte auch der große Diarist des 20. Jahrhunderts, Ernst Jünger, formulieren können - wenngleich er als stoischer Geschichtsdenker vermutlich den Begriff des Glücks vermieden hätte. Die souveräne Entscheidung, Ernst Jünger als den eminenten Schreiber und Artisten der >Verwerkung< zu zeigen, als den man ihn in Monografien zwar beschreiben, aber nie in toto sichtbar machen kann, hat das Kuratorenteam dieser Ausstellung getroffen. Stephan Schlak, der Berliner Historiker, der mit dem Katalog zu dieser Ausstellung so etwas wie deren Drehbuch lieferte, lenkte den Blick auf Jüngers intellektuelle Strategien, auf die Unruhe des Politischen und Kriegerischen, die in dessen Werk nachbebt. (Zum Geleit) ISBN 9783937384696