Beschreibung:

60 S.; kart.

Bemerkung:

Ein sehr gutes Ex.; Seiten etwas gebräunt. - Die Frage des Stils - dies bedeutet immer das Abwägen, das Gewicht eines spitzen Gegenstands. Zuweilen nur einer Feder. Doch ebensogut eines Stiletts, also eines Dolchs. Mit ihnen kann man gewiß das grausam angreifen, worauf sich die Philosophie unter dem Namen Materie oder Matrix beruft, um dort ein Mal einzudrücken, eine Spur oder eine Form zu hinterlassen, aber auch um eine drohende Kraft zurückzudrängen, sie auf Distanz zu halten, sie zurückzustoßen, sich vor ihr zu hüten - dann wankt man oder weicht flüchtend hinter Schleier und Segel (voiles) zurück. Lassen wir die Flügeldecke schwirren zwischen maskulin und feminin. Unsere Sprache sichert uns diesen Genuß zu, vorausgesetzt, wir verzichten auf die Artikulation. Was den Schleier betrifft, so sind wir auf der richtigen Spur: Nietzsche hat sich aller Arten bedient. Der Stil würde demnach vorrücken wie der Sporn, etwa wie der eines Schiffs unter vollen Segeln: das rostrum, dieser nach vorne stoßende Auswuchs, bricht den heranrollenden Angriff und spaltet schließlich die feindliche Oberfläche. Und weiter, ebenfalls in der Sprache der Seefahrt: der Felsvorsprung, der auch Sporn genannt wird und der "die Wogen an der Einfahrt eines Hafens bricht". Der Stil kann mit seinem Sporn also auch gegen die schreckliche, blendende und tödliche Drohung schützen, die sich (dessen, was sich) darstellt, hartnäckig sich zeigt: die Präsenz also, der Gehalt, die Sache selbst, die Wahrheit - es sei denn, in all dieser Entschleierung des Unterschieds zeigte sich nicht schon der deflorierte Abgrund. Schon, Name dessen, was erlischt oder sich im voraus entzieht und dennoch ein Mal hinterläßt, eine entzogene Signatur auf ebendem, woraus es sich zurückzieht - dem Hier und Jetzt - und was man in Rechnung stellen sollte. Ich werde dies tun, doch läßt sich dieses Verfahren weder vereinfachen, noch ist es möglich, ihm mit einem Schlag Schärfe zu verleihen. Der Sporn, im Fränkischen oder Althochdeutschen sporo, im Gälischen spor, heißt im Englischen spur. In Les mots anglais, bringt dies Mallarme mit spurn, verachten, zurückstoßen, verächtlich zurückweisen, in Verbindung. Es ist keine faszinierende Homonymie, vielmehr von einer Sprache zur anderen, das Werk einer historischen und semantischen Notwendigkeit: englisch spur, der Sporn, ist das "gleiche Wort" wie deutsch Spur: trace, sillage, indice, marque (Fährte, Schiffsspur, Indiz, Mal). Der spornende Stil(us), der lange, längliche Gegenstand, Abwehrwaffe, die dabei auch durchbohrt, die lanzenblattartige Spitze, die ihre apotropäische Kraft aus den Geweben, Tüchern, Schleiern zieht, die sich um sie binden, falten und entfalten, ist auch, vergessen wir es nicht, der Regenschirm. (S. 4 / 5)