Beschreibung:

[Angebunden:] Officium Sepeliendi mortuos, secundum usum Ecclesiarum Dioecesis Mechliniensis, nouissimè repurgatum, cum cantu in Pastorali requisito. Antverpiae (Antwerpen), ex officina Christophori Plantini, Architypographi Regij [bzw. apud Viduam (= Plantin, Christoffel, weduwe, en Moretus, Jan I)]. M.D.LXXXIX (1589).. [Vorgebunden: 11 handgeschriebene Blätter mit Gebeten und Noten von verschiedenen alten Händen; 1 (weißes) Blatt;] [Pastorale:] 12 Blätter (incl. Vortitel, Frontispiz und Titel); 207 Seiten (letztes Blatt verso blank); [Angebunden Officium: 15 Seiten (incl. Titel, letztes Blatt verso blank); [Nachgebunden:] 4 Blätter (davon 2,5 beschrieben, u.a. "Benedictio Panis, Salis et Aqua" S[anc]ti Huberti Contra Rabiem",sowie diverse Exorzismen. Rest blank]. Ehemals dekorativer, stark lädierter, zeitgenössischer Lederband über Pappdeckeln. (Blattgröße: ca. 20 x 15,6 cm; Einband: 20,8 x 16,5 cm) 8°.

Bemerkung:

- Eines der letzten von Christoph Plantin gedruckten Bücher, das "Pastorale". Die Variante "A" mit dem monogrammierten Titelholzschnitt und der angebundenen, separat nach Plantins Tod von der Witwe gedruckten Totenandacht, dem "Officium", sowie handschriftlichen religiösen Vor- und Nachschriften - 1. Pastorale: Museum Plantin-Moretus (online) A 32. Pettegree (NB) 23778. Voet 1957 A (mit dem kleinen Holzschnitte auf dem Titelblatt). Adams I, 1277. Vergl. Sorgeloos/ Speeckaert ("Labore et Constantia 1555 - 1589") 369 (die Variante "B" mit einer radierten Titelvignette). Vergl. online Liverpool Hope University Radcliffe Collection Short-title Catalogue No. 8130 (sowohl das Pastorale als auch das Officium, allerdings unklar welche Variante). 2. Officium: Museum Plantin-Moretus (online) 8 443. Cockx-Indestege (BT = Belgica typographica) 6345. USTC 406846 Durchgehend in Rot und Schwarz gedruckt, mit hübschen Initialen, auch das beigebundene Officium, dieses mit Noten. Der Einband und der Block durch die vor- und nachgebundenen Manuskriptseiten stärker gelockert, bzw. aus der Bindung gehebelt. Sehr gebraucht und zerlesen, mit Randeinrissen, Feuchtigkeitsspuren sowie vereinzelten älteren, meist den Text ergänzenden handschriftlichen Randglossen, eine längere, die sich auf Dorsten im Jahre 1605 bezieht, auf Seite 139, alle teilweise seitlich mit Textverlust beschnitten. Auf dem Titelblatt des "Pastorale" der mit den Initialen "PB" im Stock signierte 5,5 x 5,5 cm messende Holzschnitt, die beiden Heiligen Peter und Paul darstellend. Er wird, wie auch das gegenüberliegende ganzseitige, gestochene Frontispiz (19 x 13 cm) Pieter oder Petrus van der Borcht zugeschrieben, er zeigt den auferstandenen Christus, der von sieben Medaillons mit den visualisierten Sakramenten umgeben wird. Lt. wikipedia ist die Identität des oder der Künstler mit diesem Namen noch nicht hinreichend geklärt, als sicher gilt allerdings "(...) Von 1552 bis wenigstens 1592 war in Mechelen ein Künstler tätig, der sowohl Radierungen als auch Holzschnitte mit dem Namenszug "Petrus van der Borcht" versah. Ab 1564 arbeitete dieser Künstler für den Verleger Christoph Plantin (3000 Zeichnungen), davor für Bartholomeus de Momper. (...)", sowie "(...) Ab 1552 arbeitete in Mechelen ein Künstler, der Holzschnitte mit den Initialen "P. B." signierte.(...)". Die englischsprachige Seite der wikipedia legt sich eindeutiger fest: "Pieter van der Borcht the Elder - Pieter van der Borcht (I) or Peter van der Borcht[1] (c. 1530-1608) was a Flemish Renaissance painter, draughtsman and etcher. (...) Pieter van der Borcht is recorded in 1564 as working from Mechelen for Christopher Plantin, who operated a famous book printing and publishing enterprise in Antwerp. (...) Van der Borcht did not leave Antwerp, where he became a full-time assistant of Plantin. He illustrated many liturgical books published by Plantin, mainly for the Spanish market. (...) Pieter van der Borcht later began to engrave his own work. He was one of the first to work in the new medium of copperplate engraving and etching that came into use after 1564. This medium finally replaced woodcuts in most of Plantin's publications. Pieter van der Borcht also designed a number of official printer's marks of Plantin. (...) Below is a selection of the many books illustrated by Pieter van der Borcht for Plantin and other publishers such as Jan Moretus: (...) Several other liturgical works, published by Plantin or Jan Moretus, until 1598." "Das Pastorale ist ein Handbuch für diakonische Mitarbeiter und Geistliche, das in der praktischen Seelsorge Anwendung findet. Das Pastorale enthält kleine Andachten, kurze Liturgien, Gebete, Fürbitten, Bibelworte und Segenssprüche für unterschiedliche Situationen." belehrt uns die wikipedia, die ebenfalls den "Verfasser" kennt: "Johannes Hauchin (auch Joannes oder Jean; * 1527 in Geraardsbergen; + 5. Januar 1589 in Mechelen) war ein römisch-katholischer Theologe und Bischof.(...) Er war in seiner Amtszeit mit der Wiederherstellung der geplünderten Kathedrale von Mecheln beschäftigt und gab 1588 das Pastorale Mechliniense heraus, das er in Antwerpen drucken ließ. Dies war ein Handbuch der in der Kirchenprovinz zu pflegenden liturgischen Riten. Der 1589 verstorbene Erzbischof wurde in der Kathedrale von Mechelen beigesetzt. (...)" Das erste Kapitel des "Pastorale" beschäftigt sich mit der Herstellung von Weihwasser ("Ordo ad faciendam aquam benedictam"), das letzte gedruckte Kapitel gibt ausführliche Instruktionen zum Exorzismus eines Hauses, sowie gegen Dämonen, Bösartigkeit und Stürme. Hinter das beigebundene "Officium" handschriftlich die Gebete zur Segnung von Brot, Salz und Wasser anläßlich des Festes des Heiligen Hubertus von Lüttich, des Schutzheiligen der Jäger, dessen Gedenktag am 3. November ist, gebunden. "Früher fütterte man anschließend die Tiere im Stall mit diesen geweihten Speisen oder nähte sich das Brot in die Kleidung ein, da man dem Heiligen Hubertus die Gabe zuschrieb, dass er Tiere und Menschen von Krankheiten heilen konnte und das Volk gegen Tollwut schützte bzw. es davon heilte." (ex: "Brauchwiki", dort: Hubertusfest) Die kurze Handschrift endet mit der Anrufung der Heiligen Rochus, Sebastian und Antonius, sowie einem kurzen "exorcismus loci", also fast allem, was man so im Auftrag des Herrn benötigte. Zur Provenienz gibt das Buch reichlich Auskunft, die wohl älteste Eintragung unterhalb des rot eingedruckten Schmutztitels "Pastorale." lautet: "I. Theodardus Sartorius Frisius Pastor Dursten=/ sis me poßidet ex donatione d. Benedicti Cremerae[?] / Mantuani, Regionis[?] Italicae San Marie[?] Maioris / An. 1598. in festo P. Andrea". Der aus Bolswerder im Friesland stammende Pastor Jakob Theodard Paul Sartorius wirkte, wie in der Pfarrchronik von St. Agatha, Dorsten zu finden, dort von 1597 bis 1606. Da das Andreasfest auf den 30. November datiert und unser kleines "Messbuch" dem Pastor von Benedikt Cremer im Jahre 1598 geschenkt wurde, stammt der handschriftliche Eintrag vom 30.11.1598. Weitere datierte handschriftliche Besitzeinträge stammen aus den Jahren 1621 bzw. 1644 und beziehen sich auf Gottfried Theuwen, bzw. Tewen und auf Sonsbeck (1739), namentlich genannt werden u.a. Reinerius Schilbergh (Reiner Schilberg)*, Pastor an St. Maria Magdalena, der Mutterkirche der Sonsbecker Franziskanerinnen von 1706 bis 1729, später dann von ihm dem "Conventus Monialium Sti. Andrea" (das ist der Konvent des St. Andreas-Klosters der Franziskanerinnen, ebenfalls in Sonsbeck), am 25.04.1739 geschenkt, sowie eine Familie Groningani, von der gleich drei Mitglieder als Vorbesitzer eingetragen sind, Thomas Johannes, Friedrich Albert und Matthias Johannes, diese Einträge alle auf dem vorderen Schmutztitel. Auf dem vorderen Innendeckel von alter Hand: "Sum Leonardi Kerpp Pastoris Sonsbeccinis". ** Der Franziskaner Leonard Kerp war nachweislich 1797 "Rector Monial" des Franziskanertertiarinnen-Klosters in Sonsbeck. * Die Einträge zu Schilberg und seiner Schenkung lauten wörtlich: "Titulo Emptionis [durch rechtmäßigen Erwerb besitzt mich ...] me possidet Reinerius Schillbergh paßtor in Sonsbeck [darunter:] ex cuius Liberali Donatione [also noch zu seinen Lebzeiten!] me habet Conven-/ tus Monialium Sti. Andrea 1739. 25. aprilis". ** Zu Kerpp: "Pacctum Marianum de una missa (...) D. Kerp, Leonard., Ord. S. Franc. 3tiae Regulae & Rector Monial, in Sonsbeck. 1797." (1798 in Düsseldorf bei Stahl erschienen, online eingesehen). Die wahrscheinlich erst nach der Schenkung von 1739 vor-, bzw. nachgebundenen handschriftlichen Teile von mehreren Händen mit Gebeten meist in lateinischer Sprache, aber auch niederländischer (oder niederdeutscher) sowie deutscher Sprache, vereinzelt auch Notenzeilen versehen. Er beginnt mit: "Forma recipiendi Fratrem vel Sororem ad ordinem 3tia Regulae Sti. P. Nostri Francisi Ante Missam Cantetiur ..." was klar auf die Herstellung und den Gebrauch durch die Franziskanertertiarinnen in Sonsbeck hinweist. Ursprünglich vor 1427 als Beginenhof gegründet, seit 1428 ein Kloster des Franziskanertertiarinnenorden, das 1802 mit der Säkularisation während der Napoleonischen Besetzung aufgelöst wurde. "Im Kloster entstand eine Vielzahl von Handschriften in unterschiedlicher Form und von unterschiedlichem Ausmaß. So sind 18 Gebetbuch- und drei Sammelhandschriften erhalten. Der größte Teil der Handschriften entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und befindet sich heute in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek in Darmstadt. Diese Handschriften bieten wertvollen Aufschluss über die im Andreaskonvent gepflegte Spiritualität und literarische Kultur." ex: "KuLaDig" des LVR (online) Die Witwe Plantins: Rivière, Jeanne, widow of Christophe Plantin, active 1589 - 1599. [Plantiniana]