Beschreibung:

ARCADIA ART Irmgard Biernath (1905 Waldheim in Sachsen - 1998 Mainz), Hommage à Kahnweiler, 1984. Terracotta-Relief, brünierter roter Scherben, 43,5 x 38 cm, auf Trägerplatte montiert, im Holzrahmen 57 x 49,5 cm, rechts unten mit "IB" monogrammiert. - Sehr vereinzelte Verluste der Patina, insgesamt aber wohlerhalten, Rahmen etwas bestoßen. - Die Erscheinung des Genius - Die Hommage an Daniel-Henry Kahnweiler zeigt den Galeristen und Kunsttheoretiker in der Art wie ihn Pablo Picasso in seinem lithographischen Porträt von 1957 dargestellt hat. Als innovativer Pariser Galerist hatte Kahnweiler Picasso ab 1911 exklusiv vertreten, während Picasso im Jahr zuvor sein berühmtes Porträt Kahnweilers als ein Hauptwerk des Kubismus malte. Und Picasso ist es, der im Zentrum des Bildes von Irmgard Biernath erscheint. Dabei folgt sein Antlitz den Zügen des 1907 geschaffenen Selbstporträts der Prager Nationalgalerie. Mit weit geöffneten Augen schaut er in die Ferne, während er bereits von den gestaltgewordenen Werken seiner künstlerischen Vision umgeben ist. Rechts neben ihm steht die Bronze "Mann mit Schaf" aus dem Jahre 1943 und links ist eine Blume zu sehen, die für Picassos malerischen Werk einsteht. Voller Aufmerksamkeit betrachtet der mit dem Werk Picassos eng verbundenen Kahnweiler die vor ihm auf dem Tisch situierten Skulpturen, zu denen er bewundernd aufblickt. Dabei verbindet sich sein Kopf mit den Skulpturen und der Blume zu einer Picassos Antlitz wie ein Ehrenkranz umgebenden Kreisform, weshalb die Hommage an Kahnweiler vor allem eine Hommage an Picasso ist. Als eine von Picassos Oeuvre inspirierte Bildhauerin tritt Irmgard Biernath selbst in die Fußstapfen des Künstlergenies, dessen Antlitz sie auf ihrem Relief wie auf dem Schweißtuch der Veronika zur Erscheinung bringt. zur Künstlerin Irmgard Biernath war ab 1929 Lehrerin in Berlin. Aufgrund ihrer Denunziation 1941 schied sie freiwillig aus dem Schuldienst aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte sie ihrer eigentlichen Berufung als Künstlerin und studierte ab 1946 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Bernhard Heiliger und ab 1948 an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, wo sie unter anderem Meisterschülerin bei Hans Wimmer war. Um den Brotererb zu sichern, war sie von 1953 bis 1971 Kunstlehrerin an der Mainzer Anne Frank Realschule, für die sie eine Büste der Anne Frank schuf. Von 1958 bis 1964 war sie auch Dozentin am Hochschulinstitut für Kunst- und Werkerziehung Mainz. Zudem war sie an der Volkshochschule tätig, wo sie den Bereich Kunsterziehung mit ihrem Konzept der "Formende Hände" aufbaute und über Jahrzehnte hinweg prägte. Ab den 1960er Jahre widmetet sich Irmgard Biernath zusehend ihrem eigenen Schaffen, um dann ab 1971 ausschließlich als freischaffende Künstlerin tätig zu sein. Der künstlerische Nachlass befindet sich im Museum ihrer Geburtsstadt Waldheim, wo auch die Irmgard-Biernath-Stiftung ansässig ist. Irmgard Biernath wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. So erhielt sie unter anderem 1976 das Bundesverdienstkreuz, 1990 die Rembrandt-Plakette und ebenfalls 1990 den Mainzer Teller. Ausstellungen Kennen Sie ...? Biernath! Werke aus dem Nachlass der Bildhauerin Irmgard Biernath, Kulturzentrum Waldheim 2011. Harmonie und Gleichgewicht im Werk der Irmgard Biernath, Stadt- und Museumshaus Waldheim, 2022. Auswahlbibliographie Irmgard Biernath (Hrsg.): Irmgard Biernath, Mainz 1990. Marlene Hübel: Irmgard Biernath. Ein Lebenswerk, Mainz 1995. Saur. Allgemeines Künstlerlexikon, Band 10, München - Leipzig 1995, S. 576-577.