Beschreibung:

ARCADIA ART Ernst Fuchs (1930 Wien - 2015 ebd.), Die verlorene Spur, 1972. Vernis mou und Aquatintaradierung, 46,8 x 36,4 cm (Plattengröße), 66 x 50 cm (Blattgröße), 69,5 x 53,5 cm (Rahmen), WVZ Hartmann Nr. 185 Id, in Blei rechts unten mit "Ernst Fuchs" handsigniert, rechts unten mit "II/XXV" handnummeriert und als "E.A. [Epreuvre d'Artist]" bezeichnet. Papier mit Trockenstempel. Hinter Glas gerahmt. - Im breiten Rand wenige minimale Knickspuren, der Rahmen mit sehr vereinzelten bestoßenen Stellen. - Die Heilige Nacht als realer Traum - Ernst Fuchs verwendet hier die druckgrafische Technik der im 19. Jahrhundert von Félicien Rops wiederdeckten Weichgrundätzung, die auch ,Vernis mou' genannt wird. Bei diesem Verfahren wird die mit einer wachsweichen Beschichtung versehene Druckplatte mit einem Papier abgedeckt, auf welches die Zeichnung aufgetragen wird, die sich in den Untergrund eindrückt. Dies bewirkt einen weichen Strich und die Übertragung der Papierkörnung auf die Druckplatte. In Kombination mit der Aquatintaradierung erzeugt Fuchs eine äußerst malerische Wirkung mit einer intensiven Farbflächigkeit. Wir stehen in einem nächtlichen Tannenwald aus Weihnachtsbäumen. Die brennenden Kerzen verbinden sich mit den funkelnden Sternen und den weißen Schneeflocken zu einem den Nachthimmel erfüllende Lichtgestöber, während der Schnee seinerseits eine weißbläuliche Leuchtkraft entfaltet. Am Himmel erscheint das Antlitz Christi mit den Einstichen der Dornenkrone auf der Stirn. Mit geschlossenen Augen scheint Christus die Welt zu träumen. Auch im Schnee sind zwei Gesichter mit ebenfalls geschlossenen Augen zu sehen, die in ihrer Tiefenerstreckung die Oberfläche der Welt bilden. Auf sie stürzt wortwörtlich der Weihnachtsstern hinab. Weihnachten erscheint Gott nicht allein über der Welt, er wird in der Welt selbst präsent, was Fuchs durch den immensen Fußabdruck vor Augen führt. Er nennt das Blatt ,Die verlorene Spur', doch die Spur wird im Bild nicht verwehen, sie muss allerdings aufgefunden und erkannt werden, dann zeigt sich auch, dass die Spur mehr als eine Spur ist; sie ist selbst, wie es die Stufen des Hackens veranschaulichen, der Weg. Der einzige Weg im Bild, der als motivische Umkehrung der Himmelsleiter zu Gott führt. Mit seiner bildlichen Darstellung der Heiligen Nacht gelingt es Ernst Fuchs, das die Welt erlösende Vermittlungsgeschehen jenseits der herkömmlichen Ikonografie auf eine ebenso inspirierende wie geheimnisvolle Weise zu veranschaulichen.