Beschreibung:

217 S. Originalpappband.

Bemerkung:

Aus der Arbeitsbibliothek von Günter Abel, emer. Professor für Philosophie an der TU Berlin. Mit Widmung des Autors an ihn. Gutes Exemplar. - ALLGEMEINE EINLEITUNG -- Was sind eigentlich "dynamische Gedanken"? Nach Meinung einiger Philosophen handelt es sich um zeitübergreifende Gedanken, von denen üblicherweise behauptet wird, sie hätten konstante Inhalte. Und tatsächlich scheint dies intuitiv einzuleuchten. Stellen wir uns folgende Situation vor: Lou äußert am Sonnabend den Satz "Heute ist es schön". Wenn sie Tags darauf die Absicht hat, über den Vortag zu sprechen, so wird sie etwa den Satz "Gestern war es schön" äußern. Ganz zweifellos handelt es sich hier um zwei Bezugnahmen mit demselben Bezugsobjekt: der besagte Sonnabend. Und doch ist Lous Gedanke, bildlich gesprochen, in Bewegung, denn zweifellos vermag sie in den folgenden Tagen nur dann dieselbe zeitunabhängige Überzeugung auszudrücken, sofern sie den Zeitunterschied durch die Veränderung der Perspektive und des sprachlichen Ausdruckes ("heute"-> "gestern"-> "vorgestern"-> "Sonnabend" etc.) ausgleicht. Und insofern könnte man behaupten, Lous Gedanke habe "dynamischen" Charakter, denn er folgt gewissermaßen der Bewegung ihrer gegenständlichen Bezugnahme über unterschiedliche raumzeitliche Kontexte hinweg. -- Die leitende Idee der folgenden Studie lautet: Der philosophische Begriff einer "kognitiven Dynamik" ist ambivalent, da er nicht nur den konstanten Charakter transtemporaler Bezugnahmen bezeichnet, sondern darüber hinaus auf die inhaltlichen Veränderungen des betreffenden Gedankens hindeutet, die sich im Zuge von kontextuellen und perspektivischen Variationen ereignen. Es ist dieses Zusammenspiel von Stabilität und Instabilität auf der Ebene des mentalen Inhaltes dynamischer Gedanken, das es hier zu beschreiben und zu erklären gilt. -- Zunächst sollten wir ganz allgemein behaupten, daß rationale Personen auf die Fähigkeit, Gegenstände über Zeitspannen hinweg "im Sinn" zu haben und sie später wiederzuerkennen, nicht verzichten können. Das ist eine ganz grundlegende Bedingung unserer Weltorientierung und hier sind intentionale und rekogni- tionale Kompetenzen gleichermaßen am Werk. Was das insbesondere für "singuläre" Gedankeninhalte bedeutet, die sich auf einzelne raumzeitliche Bezugsobjekte richten, soll hier näher untersucht werden. Die leitende Frage unserer Untersuchung lautet: Wie erklären wir die Tatsache, daß sich Personen über eine Zeitspanne hinweg und bei kontextuellem und perspektivischem Wandel auf ganz bestimmte Gegenstände beziehen können? ISBN 9783826024641