Beschreibung:

420 S. Originalleinen mit Schutzumschlag in Schuber.

Bemerkung:

Tadellose Exemplare. - Hubert Gerhard war die "erste ganz große Persönlichkeit" unter den Bronzeplastikern der Spätrenaissance in Deutschland (Brinckmann). Aus den Niederlanden gebürtig, mit Italienerfahrung, zählte er zu jenen Hofkünstlern, für die es in Europa keine Grenzen mehr gab. Das spiegelt seine Kunst: Der detailreiche Realismus des Nordens verbindet sich mit der großen, auf Fernwirkung berechneten Geste italienischer Plastik und dem am Medicihof gepflegten Geschmack an komplexen Bewegungen zu einer neuen Gestaltung. Sie sollte eine der wesentlichen Triebkräfte für den Barock in Süddeutschland werden. Die Bronzegruppe des Erzengels Michael über dem Satan an der Fassade der Münchner Michaelskirche ist seit ihrer Entstehung ein oft nachgeahmtes Erinnerungsbild der Gegenreformation. Es war eine glückliche Fügung, daß in Süddeutschland während der friedlichen Jahrzehnte vor dem großen Krieg die Fürstenhöfe, die Freie Reichsstadt Augsburg und Handelsherren wie die Fugger darin wetteiferten, ihre Macht und Würde in Kunstwerken zur Schau zu stellen. So bekam Gerhard während zweier Jahrzehnte die Aufträge zu drei vielfigurigen Brunnenanlagen wie dem Augustusbrunnen, zu zwei kolossalen Fürsten-grabmälern und Gartenskulpturen, dazu überlebensgroßen Figurenserien in Terrakotta, insgesamt an die 45 Bronze- und 70 Tonstatuen. Daß auch der Florentiner Carlo di Cesare del Palagio, aus den mediceischen Hofwerkstätten kommend, seine Wirkungsstätte an den Höfen nördlich der Alpen suchte, war angesichts dieser Konjunktur kein Zufall. Teilweise arbeiteten die beiden Bildhauer an größeren Projekten zusammen, dann wieder schuf Carlo, wie in Sachsen, im Alleingang ein großes Figurenensemble. Carlos florentinisch-manieristischer Dekorgeschmack war eine wichtige Facette im künstlerischen Kulturtransfer jener Jahre. In der Verschiedenheit des stilistischen und des persönlichen Charakters der Bildhauer wie auch in den Schicksalen ihrer Kollegen am Hofe spiegelt sich beispielhaft die ganze Bandbreite des "Hofkünstlers". Hier werden erstmals die Vita und das bildhauerische Werk der beiden Künstler grundlegend erforscht und dargestellt, gestützt auf die Überlieferung der archivalischen Quellen, die dem Leser in einem eigenen Dokumententeil zur Verfügung gestellt werden. Carlos Identität ist überhaupt erst in jüngster Zeit im Zusammenhang erkannt worden. Photographisch war Gerhards wie auch Carlos Oeuvre selbst in der Fachliteratur bisher kaum faßbar; der Tafelteil des 2. Bandes stellt sämtliche erhaltenen Bronzebildwerke umfassend, mit vielen Einzelheiten und teils in historischen Aufnahmen dar, die Terrakottaplastik in repräsentativer Auswahl. ISBN 9783871572043