Beschreibung:

797 S., 80 Bildttafeln : zahlr. Ill., Kt., Noten. originalleinen mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Sehr gutes Exemplar. - Vorwort -- Es gehört schon lange zu den Topoi der wissenschaftlichen Vorworte, über die Diskrepanz zwischen dem begrenzten Buchraum und der unendlichen Stoffülle zu klagen. Für ein Lexikon, dem als sekundäre bzw. tertiäre Literaturform weniger das materielle Leben selbst als vielmehr wieder Literatur zugrunde liegt, ist die Stoffülle Literaturfülle, und seit Burckhardt sind die Veröffentlichungen über die Renaissance ins Unermeßliche angewachsen. Aus ihren zahllosen Ergebnissen mußte jeder unserer Autoren eine strenge Auswahl treffen. Das vorliegende Lexikon kann deshalb nicht vollständig sein. -- Die Raumfrage wurde noch zugespitzt durch unsere breite Auffassung vom Wesen der Renaissance. Im vorliegenden Werk wurde diese als eine territorial im wesentlichen in Süd-, Mittelund Westeuropa verbreitete und zeitlich das ganze 15. und 16., in Italien außerdem noch das 14. Jahrhundert umfassende Kulturperiode verstanden. Es wurden aber darüber hinaus auch ihre sozialökonomischen Grundlagen, die markantesten politischen Ereignisse und Akteure, parallele Erscheinungen wie Reformation, Gegenreformation und Bauernkrieg u. ä. erfaßt. Die Grenzen sind bei einer solchen Grundkonzeption sehr weit zu ziehen. Wir glauben, daß wir dem Benutzer des Werkes entgegengekommen sind, indem wir versuchten, die Konturen eines ganzen Zeitalters sichtbar zu machen. Wie vor einem halben Jahrtausend in der Wirklichkeit existiert auch im Lexikon die Renaissance nicht isoliert. -- Bei aller Weite ihres Renaissancebegriffs konnten sich die Herausgeber nicht den Auffassungen anschließen, die unter Renaissance auch Phänomene fassen, die wesentlich über das von uns umrissene zeitliche und territoriale Bezugsfeld -- hinausgehen, jedoch zur Antike eine ähnliche Beziehung hatten wie etwa die Karolingische Renaissance. -- Große Probleme erwachsen daraus, daß die Renaissance die Kultur einer Übergangsperiode ist. Übergang bedeutet aber nicht nur erhöhte Mobilität, die es schwer macht, stabile allgemeine Bestimmungen festzuhalten, sondern auch, daß die Ausklänge der vorangegangenen feudal-spätgotischen und die Anfänge der absolutistischen oder bürgerlichen barocken Kultur die Renaissance-kultur begleiten und daß aus diesem Koexistieren zugleich Mischphänomene hervorgehen. Im Lexikon wurden die nichtrenaissancistischen Kulturen so weit berücksichtigt, wie sie zum Verständnis der Renaissancekultur - sei es als Vorgänger, Folie, Widerpart oder Nachfolger - notwendig sind, und die Mischphänomene wurden aufgenommen, weil sie auch Renaissanceelemente enthalten, deren Herausarbeitung sich die Autoren besonders angelegen sein ließen. -- Die ungeheure Breite der Renaissanceforschung führt nicht selten zu unterschiedlichen Ergebnissen, auch unter den Mitarbeitern am vorliegenden Lexikon. -- Die Herausgeber waren gar nicht erst versucht, alle diese Unterschiede im Buch zu bereinigen. -- Aber in einem Punkt sind Herausgeber und Autoren einer Meinung: in der Ablehnung aller Versuche, die Leistungen der Renaissance herab-zusetzen oder gar deren Existenz zu leugnen und sie zur bloßen Gedankenkonstruktion zu machen, der nie eine Wirklichkeit entsprochen habe. Das vorliegende Buch beruht auf einer tief begründeten positiven Einstellung zur Renaissance als einer der progressivsten Kulturperioden der gesamten Menschheitsgeschichte. Gerade deshalb wurde es gemacht. Die Herausgeber. ISBN 9783323002685