Beschreibung:

Gedruckt zu Rackow 1593." -- Sehr schöne kalligraphische Abschrift des äußerst seltenen autobiographischen Werks des Danziger Sekretärs Matthäus Radecke (1540-1612), der als Sozianianer wegen seines Glaubens aus Danzig fliehen musste.. Deutsche Handschrift auf Papier, um 1650. Pappeinband der Zeit (18,5 x 12,5 x 1,3 cm) mit goldgeprägtem Rückentitel. -- Titelseite + 85 nicht nummerierte Seiten (am Rand wurden die Seitenwechsel der Druckvorlage vermerkt). Auf dem Vorsatz späterer Vermerk, dass der Verfasser Matthäus Radecke später in Rockau in der Woiwodschaft Sendomir tätig war, wo er Glaubensfreiheit genoss, eine Schule stiftete (1602) und eine Druckerei gründete. -- Zustand: Einband leicht schadhaft, kräftiges Papier stellenweise etwas fleckig, mit Geschenkwidmung von 1901 auf dem Vorsatz.

Bemerkung:

Der Danziger Sekretär Matthäus Radecke (1540-1612), unter dessen Leitung sich in den 1580er Jahren eine unitarische Gemeinde von der Mennonitengemeinde abspaltete, die sich den Polnischen Brüdern anschloss, musste daraufhin im Jahre 1592 Danzig mit seiner Frau und seinen acht Kindern verlassen und wurde ein sozinianischer Minister, u.a. in Búskow bei Danzig und bei Strasznyn. -- Die Polnischen Brüder waren eine um 1565 entstandene und bis 1658 bestehende täuferisch-antitrinitarische Minderheitskirche in der Adelsrepublik Polen-Litauen. Nach dem in Polen lebenden Italiener Fausto Sozzini (1539-1604), dessen Theologie um die Wende zum 17. Jahrhundert maßgeblichen Einfluss auf die Polnischen Brüder ausübte, wurden sie oft Sozinianer genannt. Wegen der Ablehnung des trinitarischen Dogmas wurden die Polnischen Brüder von katholischen und protestantischen Gegnern auch als Arianer oder Photinianer bezeichnet, also polemisch mit zwei von der Alten Kirche verurteilten Häresien gleichgesetzt.