Beschreibung:

43 S.: Abb. Broschur.

Bemerkung:

Einband berieben und leicht angebräunt, Seiten teilweise auch leicht angebräunt, sonst ein gutes Exemplar. - Notizen zu Hans Bellmer: Es mag im ersten Augenblick vermessen und deplaciert erscheinen, einigen knappen einführenden Aufzeichnungen über Hans Bellmer Zeilen aus Rilkes Duineser Elegien voranzustellen; zu vage, zu entlegen scheint die Beziehung zwischen Rilkes »Puppe« (und gar vom Engel der »Elegien«!) zur »Puppe« Hans Bellmers und ihren tabuierten Spielen zu sein; und wo gibt es Engel im Werk Bellmers - außer den fallenden in der Ironie der »Madame Edwarda« oder den längst herabgekommenen der großartigen Zeichnung »Engel im Aufruhr« von 1959? Und doch ? eine solche Beziehung ist nicht nur in der geistigen Tiefe gegeben, mit der die Sphäre einer künstlichen Wirklichkeit hier wie dort erlebt worden ist, sie besteht auch viel handgreiflicher. Als Bellmer 1933-34 an der Puppe arbeitete, da gab es kaum jemanden - außer seiner Frau und seinem Bruder ?, der verstand, was er meinte und was er machte. Die einzigen Freunde, die an seiner Arbeit Anteil nahmen und die wußten, worum es ihm ging, waren Lotte Pritzel und ihr Mann Dr. Gerhart Pagel. Rilke hatte die Wachspuppen, die Lotte Pritzel machte, und die sie mit kostbaren Steinen schmückte, als wollte sie sie in Geschöpfe Beardsleys verwandeln, schon früh gekannt; sein Aufsatz »Puppen«, Anfang Februar 1914 geschrieben und im gleichen Frühjahr veröffentlicht, trägt den Vermerk »Zu den Wachs-Puppen von Lotte Pritzel«; ihr selbst hat er ein Gedicht gewidmet, das München, Oktober 1913 datiert ist, und ohne Zweifel sind auch die »Puppen« der Vierten Elegie ein Nachklang dieses Puppen-Erlebnisses, das in ihm unvermittelt so viele dunkel empfundene und zwiespältige Augenblicke der Kindheit ins Bewußtsein gehoben hatte. Lotte Pritzel war es auch, die Oskar Kokoschka eine lebensgroße Puppe nach dem Modell der kleinen bauen mußte. / Hans Bellmer war ein deutscher Fotograf, Bildhauer, Maler und Autor. Ab den 1930er-Jahren bis zu seinem Tod befasste sich Bellmer fast ausschließlich mit erotischen Darstellungen der weiblichen Anatomie. Ob in Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien oder seinen grafischen Arbeiten ? im Mittelpunkt stand immer das erotisierende Bild eines oft geschundenen weiblichen Körpers.