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391 S. Mit zahlr. Abb., Originalleinen mit Schutzumschlag.
Bemerkung:
Umschlag berieben, eingerissen, sonst gutes Exemplar. - Der Zusammenbruch des Kaiserreichs und die Gründung der Weimarer Republik gaben den Weg frei für die Entstehung der ersten modernen Kultur Europas. Ein außerordentlicher Reichtum von geistigen Strömungen und künstlerischen Richtungen brach sich Bahn; in regem Widerspruch miteinander und gerade deshalb so fruchtbar, bildeten sie in ihrer Gesamtheit die Kultur der Weimarer Republik. Es war eine Zeit des Experimentierens, eine ruhelose Epoche, gezeichnet von scharfen Spannungen, reich an Begabungen, aufgeschlossen allen Einflüssen von außen und zugleich von einer Wirkung auf das Ausland wie nie zuvor. Berlin wurde statt Paris zur kulturellen Metropole Europas. Politische und kulturelle Geschichte dieser außergewöhnlich kreativen Jahre fallen zeitlich nicht unmittelbar zusammen. Der Expressionismus wurde nicht erst mit der Niederlage der Armee des Kaisers geboren, die großen wissenschaftlichen Entdeckungen wurden nicht durch Scheidemanns Proklamation der Republik ausgelöst. Elemente der Weimarer Kultur gehen der Weimarer Republik um mindestens ein Jahrzehnt vorher. Dennoch ist ihre volle Entfaltung nur vor dem Hintergrund der politischen und sozialen Entwicklung der Jahre nach 1919 zu verstehen. Walter Laqueur gelingt der schwierige Versuch, die Geschichte der Weimarer Kultur mit der Geschichte der Republik zu verbinden, ohne falsche Parallelen zu ziehen. Dabei erweist sich, daß die Kulturgeschichte der Jahre 1919-1933 nicht identisch ist mit der Geschichte der Avantgarde, den Architekten des Bauhauses, den Stücken und Theorien Brechts, den Malern und Filmregisseuren des Expressionismus und den Journalisten der "Weltbühne". Zu Weimar gehörten auch die leichte Muse, das Variete und die Operette, das Amüsement fern von engagierten Auseinandersetzungen. Die Intellektuellen hatten nicht die Macht, das Ende der Republik lag nicht in ihrer Verantwortung. Dennoch beruhte eine der Schwächen der Republik auch darauf, daß sie unter den Wissenschaftlern und Künstlern zuwenig entschiedene Verteidiger hatte. Den einen ging sie zu weit, den anderen nicht weit genug, und diejenigen, die sich bereit zeigten, sie zu verteidigen, waren nicht mächtig. ISBN 3550073364