Beschreibung:

127 S. Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Umschlag leicht berieben, sonst gutes Exemplar. - "Gold gab ich für Eisen" Ein herrlicher Gedanke. Aber warum tragen erst 700.000 Menschen in Osterreich den vaterländischen Ehrenring aus Eisen? Warum nicht zwanzig Millionen?" klagte das "Tagblatt" Ende 1915. Die wohl spektakulärste Aktion, sehr persöhnliche Dinge - Ehering, goldene Uhr, Familienschmuck - gegen einen eisernen Ring zu tauschen, eine Idee, die aus den Napoleonischen Kriegen stammt, hat sich in der Erinnerung der Menschen am längsten gehalten. Witwen und Waisen sollten dadurch unterstützt werden, und man versprach sich außerdem eine Erhöhung der Kaufkraft der Währung. Aufrufe zu "patriotischen Aktionen" gab es viele. Plakate und Flugblätter als wichtigste Informationsträger wurden gezielt eingesetzt, um Stimmung zu machen, den Wehrwillen zu stählen, die Kriegswirtschaft zu stärken. Der Bogen reicht von Aufforderungen zur Zeichnung von Kriegsanleihen über offizielle Manifeste und Werbung für die Wiener Kriegsausstellungen im Prater bis zu Aufrufen zu Textil-, Kautschuk- und Glassammlungen. Die Kriegsverwaltung forderte die Besitzer von großen Hunden auf, diese für "humanitäre und patriotische Zwecke" zur Verfügung zu stellen. Gereimt - wenn auch holprig - wurde zum Sammeln von Brennesseln aufgerufen: "Was Beine hat, wird rennen, und trotz Jucken und trotz Brennen sammeln von der heim'schen Nessel Berge!" Dies schon gegen Ende des Krieges, ebenso wie die Bitte: "Schenken Sie uns Ihre abgelegten Schuhe!" Zu Beginn des Krieges, vor allem im ersten Kriegsjahr, herrschte freilich eine andere Stimmung. Man war beseelt von Siegesgewißheit, und sowohl die Unterhaltungsindustrie wie auch die Wirtschaft vermarkteten mit besonderer Frivolität den herrschenden martialischen Zeitgeist: Zirkus, Variete, Operette und Theater machten ihre Geschäfte mit dem Heldentod. Auch Dichter und Schriftsteller fühlten eine neue Konjunktur und dichteten in kriegerischem Geist, am feurigsten freilich die im Hinterland. Plaktate sind Spiegel der Gesellschaft. An ihnen läßt sich ablesen, was die Menschen in den Kriegsjahren, die zugleich die letzten Jahre der alten Monarchie waren, bewegt hat. Alles, was der Öffentlichkeit mitzuteilen war, wurde in Form von Plakaten affichiert. Bedeutende Graphiker, wie Mihaly Biró, Fritz Gareis, Julius Klinger, Theodor Zasche, um nur einige zu nennen, entwickelten in der Plakatkunst eine neue dramatische Bildsprache, die auch noch die Plakate der Ersten Republik geprägt hat. Jedes der in diesem Band abgebildeten Plakate - von denen die meisten bisher unpubliziert sind - wird einzeln beschrieben, wobei auf die wesentlichsten historischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturgeschichtlichen Aspekte eingegangen wird. ISBN 3224165596