Beschreibung:

91 S. : Ill. ; 20 cm Pappe

Bemerkung:

Zustand: unteres Kapital mit großem Wasserrand, sonst gut --- Inhalt: Aline Valangins Geschichte ihrer Beziehung zur Mutter ist selbstredend und angesichts der Vita der Autorin ein gutes Stück Literatur für Frauen -- und für solche, die mühevoll aus der Umklammerung mütterlicher Fürsorge in ein eigenes Leben getreten sind. Denn genau von dieser kindlich-innigen Umarmung der Mutter und von der abrupten Loslösung bis hin zum Verrat der gegenseitigen Beziehung handelt der Text. Nur reicht der Begriff "Text" bei weitem nicht aus, um diese Geschichte zu charakterisieren. Es ist eine aufwühlende Darstellung einer Mutter-Tochter-Beziehung, in der sich vor allem die Autorin nicht schont. Gerade ihre Fähigkeit zur Selbstkritik, die sie wohl im Laufe einer Psychoanalyse erworben hat, macht daraus eine faszinierende Lektüre; man spürt das Bemühen der Autorin, jegliche Form von Selbstgerechtigkeit außen vor zu lassen, ganz eindringlich -- und plötzlich ist man irritiert, jetzt aber nicht von diesem Satz, sondern vom Ende dieses Textes, dem Fotos folgen. Sie zeigen Valangins Mutter, ihre Tochter, ein wenig häusliches Ambiente -- und plötzlich ist man distanziert, ist die ganze Vertrautheit dieser Beziehung dahin. Denn etwas tun diese Bilder nicht: sie erhellen keinen einzigen Satz, sie führen im Nachdenken über diese zwei starken Frauen nicht weiter, sondern blockieren. Glücklicherweise versöhnt das Nachwort von Liliane Studer. Sie schreibt kenntnisreich über die beiden Frauen. Und sie unterlässt es glücklicherweise, die Beziehung zu psychologisieren oder in einen wie auch immer zu beschreibenden historischen-sozialen Kontext zu betten. Das hat dieser Text auch nicht nötig. Der ist so stark, dass er noch eine gute Weile Bestand haben wird -- denn das Archetypische der Mutter-Tochter-Beziehung hat Valangin genau getroffen. Bloß, da wäre noch dieser Satz: "Sie konnte noch nicht ihn annehmen" (den Tod) - auf Französisch liest sich das so: "Elle ne pouvait pas encore l`accepter." Diese Übersetzung à la lettre aus dem Französischen hätte man leicht korrigieren können. Ist das nun Erbsenzählerei? Glaube ich nicht, Texte aus fremden Sprachen bedürfen ganzer Aufmerksamkeit. Aber hoffentlich gibt es bald mehrere Auflagen von diesem Buch. Dann lassen sich solche Ausrutscher leicht korrigieren. --Carlo Bernasconi KUP1-5 ISBN: 9783857913556