Beschreibung:

VIII; 361 Seiten; 21 cm; fadengeh., rückengoldgepr. Leinenband.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; anfangs geringfügige Bleistift-Eintragungen. - Private KOPIE / professionell gebunden. - Karl Theodor Richard Lessing (* 8. Februar 1872 in Hannover; ? 31. August 1933 in Marienbad, Tschechoslowakei) war ein deutscher Philosoph, Schriftsteller und Publizist. Der von drei Attentätern in der Tschechoslowakei erschossene Autor gehört zu den ersten bekannten Opfern des Nationalsozialismus. ... (wiki) // INHALT : Vorwort. ----- Vorwort des Herausgebers. ----- Vorrede. ----- Erstes Buch: Vorwelt ----- Hannover. ----- Ahnen. ----- Mein Vater. ----- Meine Mutter. ----- Zweites Buch: Kindheit ----- Frühe Jugendjahre. ----- Die Schule. ----- Erste Liebe. ----- Die zwei Höllen. ----- Meine Tiere. ----- Meine Pflegemutter. ----- Leerlauf. ----- Der Freund. ----- Krach. ----- Unser Reich. ----- Tanzstundenjahr. ----- Wieder Krach. ----- Flucht ins Blaue. ----- Befreiung. ----- Philosophie. ----- Drittes Buch: Suchen und Sehnen ----- Freiburg. ----- Bonn. ----- München. ----- Der Georgekreis. ----- Jagd nach Liebe. ----- Umschwünge. ----- Weltkinder. ----- Ein Brief. ----- Abschied vom Freunde. ----- Gerichtstag über mich selbst. ----- Meine Beziehungen zu Ludwig Klages. // ... (mein Vater) fuhr in seinem Doktorwagen in den Straßen des alten Hannover. Er gehörte zu der Stadt. Er trug kurze Gehröcke aus feinem dunklen Tuch und einen hohen Zylinderhut aus schwarzem Seidenglanzstoff. Immer steckte die rechte Hand im Handschuh und schlenkerte mit dem koketten Doktorstock wie mit einem Feldherrnstab. Zu Hause, ein cholerischer Rechthaber, saß er am Schreibtisch im schwarzen Sammet und rauchte aus ellenlangen Pfeifen, die in einen Kopf aus Meerschaum endigten. Er war unter Mittelgröße aber von strammer Haltung, hatte dunkelblonde Haare, graublaue Augen, helle Haut, schmale Hände. Er trug nach Sitte der Zeit kurzen Backenbart, sogenannte Koteletten und kleinen Schnurrbart. Kinn und Mund blieben frei. Das Kinn war energisch, der Mund grausam. Wenn ich heute, sechzig Jahre alt, nachsinne, wie ich das längst entschwundene Bild sichtbar machen könnte, so, wie ein unbeteiligtes Auge es vielleicht sachlich zu sehn vermocht hätte, dann scheinen mir drei Wesensseiten am geeignetsten, um den Versuch einer Charakteristik an sie anzuknüpfen: Ichbezüglichkeit, Reizsamkeit, Sinnlichkeit. So beginne ich denn mit der Ichbezüglichkeit, derengleichen ich bei keinem andern Menschen je wieder erlebt habe. Er gehörte zu den Leuten, die ihr Ich um sich tragen wie ein Glasgehäuse, durch welches die ganze übrige Welt erst hindurchdringen muß. Aber sie wissen es nicht, daß sie Alles und Jedes nur gebrochen durch ein persönliches Medium empfangen. ? (Seite 42)