Beschreibung:

Ca. 30 Seiten; illustr. und Faltkarte / Leporello; Orig.-Pappband mit blauem Umschlag.

Bemerkung:

Gutes Exemplar. - Englisch. - "Dieser Katalog erscheint anläßlich der Ausstellung im Kreis 28 e.V. Innsbruck, Tyrol, am 15. Juli 1994" (Impressum). - (Zeichnung / Malerei). - Englisch; deutsch. - Texte von Werner Büttner; Martin Kippenberger (auch mit kl. Zeichnung). - Daniel Richter (* 18. Dezember 1962 in Eutin) ist ein deutscher Künstler und gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen deutschen Künstler der abstrakten Malerei der Gegenwart ... / Vincent Tavenne (* 1961 in Montbéliard) ist ein französischer Künstler und Bildhauer. ... (wiki) // Gewissensqualen. Vierzehn Tage saß ich in Hemdsärmeln vor meinem Schreibtisch im "Cafe de Jena Paradies", dem vornehmsten Gasthaus des Dörfchens Hamburg, und dachte über das Wesen der so nachdrücklich nachwuchernden Jugend nach. Den Notizmantel mit dem sehr steifen Kragen hatte ich über einen der vielen, charaktervollen Stuhllehnen geworfen (siehe Architektur & Wohnen, Juni 94), und der hing nun schlaff und zusammengefallen wie eine Leiche, mit den leeren Ärmchen krampfhaft die Stuhlbeine umfassend, um doch nicht ins zu und zu sinnvolle Vornüberfallen zu fallen, während ein Saum ausgebebter Notizen in den Terrazzo spionierte. Noch besuchte hie und da eine Biene die prächtigsten Biergefäße und von Zeit zu Zeit zogen starke Duftwolken aus den Pfannen stoßweise heran, wie wenn man den Bürgersteig inspiziert und die Tür eines Parfümladens implodiert (sich schlimm öffnet). "Welch' ein schönes Land", dachte ich, und meine Gedanken wanderten fort zu dem Schandmeer meiner Heimat (Jena), das schon immer und jetzt besonders mit einigen spärlichen Krüppelbuchen ausgesteckt war, die ihre knorrigen Ärschchen dem Himmel entgegenstreckten, als flehten sie um Gnade, nicht in der gescheiterten, antifaschistischen Schande ersticken zu müssen. "Das Land ist viel schöner als wir", dachte ich in einer Mischung aus Kummer, Besorgnis und Sehnsucht, und schon gerieten einige Gedanken in ein Handgemenge, während andere Gedanken herumstrolchten und sich auf Verpflegung stürzten. Sechzehn Gedanken blieben verletzt und halb sterbend auf der Stelle liegen. Diejenigen Gedanken, die etwas Proviant erbeutet hatten, schlangen es so maßlos herunter, daß sie krank wurden, und sich auf die Erde niederlegen mußten, wo sie sofort unter die Horizontalen fielen. Dies also waren die Gefangenen meines Hirns plus Nebengeräusche und während ich das Löschpapier liebkoste erschien mir der alte, vom Leben bekloppte Strindberg, und sein Zitat: "Unmöglich, Herr Oberleutnant, so schickt man Menschen nicht in die Ewigkeit!" / Genau! Ich könnt' natürlich noch weitere vierzehn Tage für Fremde vor mich hinstarren, doch ich denke, was zählt, ist der Dicke Daumen, die menschlichste Erfindung der Partei der institutionalisierten mexikanischen Revolution. - Werner Büttner, Hamburg Anfang Juni 1994 (ca. Seite 20)