Beschreibung:

Durch Den Ehrw: P. FRIDERICUM SPEE; Priestern der Gesellschaft JESU, Jetzo nach vieler Wunsch vnd langem anhlaten zum erstmahl in Truck verfertigt.. Kupfertitel, Titelblatt, 6 Bll. Vorstellung, 341 S., [3] S. [Reg. und Err.] und 24 gestochene Notentafeln. Ganzpergamenteinband der Zeit mit spanischen Kanten in Pergamentschatulle mit Buntpapierverkleidung.

Bemerkung:

Dünnhaupt V, 3933, 3.I; Grasse VI, 462; Jantz II, 2362; Goed. III, 194, 1; Graesse VI, 462.; De Backer-Sommervogel VII 1427, 5; Faber du Faur I 975. Erste Ausgabe in erstem Abdruck. Das wohl ?bedeutendste Liederbüchlein der Jesusminne?, es erschien erst nach Spees Tod. Einzelne Lieder wurden bereits im ?Geistlichen Psalter? 1638 abgedruckt. Die vorliegende Erstausgabe erschien in zwei Varianten, diese ist die erste, mit dem Schlusswort ?fahl? auf S. 255. (In der zweiten, korrigierten Variante lautet es ?führet?. (Dünnhaupt ebd.) Die ?Trutz Nachtigall? gilt als wichtigstes Werk der deutschen Sprache im (katholischen) Barock und lehnt sich formal und sprachlich der sogenannten ?Schäferdichtung des Vergil an? (vgl. J. B. Diel, F. v. Spee, S. 89) und stach aus einem Umfeld, das überwiegend ?Lateinisch dichtete und Französisch sprach? (ebd.) bewusst heraus. So schreibt Spee in der Vorrede ?TrutzNachtigal wird diß Büchleien genandt, weiln es trutz allen Nachtigallen süß, vnd lieblich singet, vnnd zwar auffrichtig Poetisch: also daß es sich auch wol bey sehr guten Lateinischen vnnd anderen Poeten dörfft hören lassen. Daß aber nicht allein in Lateinischer sprach, sondern auch sogar in der Teutschen man recht gut Poetisch reden vnnd dichten könne, wird man gleich aus diesem Büchlein abnehmen mögen, vnd mercken, daß es nicht an der sprach, sondern vielmehr an den personen, so es einmal auch in der Teutschen sprach wagen dörfften, gemangelt habe. Derohalben habe ich solchen zu helffen vnderstanden, vnd befliessen mich zu einer recht lieblichen Teutschen Poetica die baan zu zeigen.? Einige Zeilen später findet sich in der Vorrede auch ein hilfreicher Tipp für die Lesenden: ?Der Leser soll aber gute acht geben, daß er im lesen keinen buchstaben oder syllaben verändert, vnnd der Schlag vnd Klag vnartig werde.? (Vorrede ebd.) Wie ungewöhnlich und neuartig sein Sprachgebrauch in diesem Buch ist, zeigt sich unter anderem in der Tatsache, dass sich bei Grimm (Deutsches Wörterbuch) mehrere Dutzend Erstnennungen finden, also Worte, die sich in der ?Trutz Nachtigall? zum ersten Mal gedruckt finden. So übernimmt der Kölner Jesuit auch Teile seines ripuarischen Sprachidioms in die Schriftsprache, was der Forschung bis heute ein weites Betätigungsfeld beschert. Aber auch Lehnworte aus dem Lateinischen, wie etwa bei ?Dialekt?, was bei Grimm ?aus lat. dialctus im frühsten beleg mit schwachen plur.? (DWB Bd. 6, Sp. 852, Z. 21) ebenfalls als Erstnennung identifiziert wird. ?Der Notenanhang [auf 24 gestochenen Notenkupfern] für bezifferten Baß und Solostimme fehlt in einem Teil der Auflage. [?] Als Komponist wird Jacob Grippenbusch vermutet; vgl. Arnold Schmitz, in: Z. f. Musikwiss. 4 (1921/22).? (Dünnhaupt ebd.) Unser Exemplar war eine Schenkung aus der Familie von Spee an den Bonner Kirchenhistoriker Prof. Dr. August Franzen. Zu Spee von Langenfeld und seiner Familie findet sich Genaueres in: Westfälische Zeitschrift 165 (2015) S. 160 f. Der Pergamenteinband gedunkelt, aber wohlerhalten. Das gestochene Titelkupfer etwas angerändert und an den Kanten sorgsam hinterlegt; Buchblock teilweise mit winzigem Wurmgang, jedoch ohne Textverlust, das letzte Blatt (Errata) mit einem kleinen Loch mit minimalem Textverlust. Vereinzelt etwas fleckig, insgesamt aber gut erhaltenes Exemplar mit einmaliger Familien- Provenienz in repräsentativer Präsentationbox, in dieser ersten Druckfassung quasi unauffindbar.