Beschreibung:

XVII, 201 S., XI Bl. : Illustr., graph. Darst.; Faltkarten; 21 cm; kart.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; der illustr. Einband stw. minimal berieben. - Den vorliegenden Nachdruck "Kursbuch für die Gefangenenwagen 1941" kann man unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten. Ganz einfach wäre die Betrachtung unter rein fahrplantechnischen Kriterien, wie das noch 1961 in einem Zeitschriftenaufsatz (von dem noch die Rede sein wird) geschehen ist. Dann wäre eine wagenkundliche Abhandlung des Themas möglich - auch das ist früher schon, wenn auch nur ganz knapp, geschehen. Das Jahr 1941 stand in Deutschland unter anderen politischen Vorzeichen. Es muß also auf jeden Fall auch noch der zeitgeschichtliche Hintergrund beleuchtet werden. Denn 1941 war manches anders: Konzen-trationslager, in einem Kursbuch der Deutschen Reichsbahn erwähnt, zeigen, daß man das damals zumindest als "normal" ansah. Und wohl aus diesem Grund fand man auch nichts dabei, die Bahnhöfe, über die sie zu erreichen waren, aufzuführen. Das totalitäre Regime des Natio-nalsozialismus nutzte eben auch die Möglichkeiten und den Apparat der Deutschen Reichsbahn für seine Zwecke aus. ? (Einleitung) // ... Mit welcher Gründlichkeit war das zusammengestellt! Bis zur letzten Seite "Gedruckt im Strafgefängnis Berlin-Tegel" war alles da, was ein -richtiges" Buch ausmacht. Die Deutsche Bücherei in Leipzig verfügt nur über dieses eine Exemplar aus dieser Zeit, "Gültig vom 6. Oktober 1941 an". (Eine ältere Ausgabe wird noch nachgewiesen: Fahrplan der Sächsischen Gefangenenwagen. - Dresden: Sächsisches Ministerium der Justiz 1927.) War es nur ein Zufall, daß sich ausgerechnet im zweiten Kriegsjahr ein Exemplar in die Regale der Deutschen Bücherei "verirrte"? Darüber lassen sich heute nur noch Vermutungen anstellen. Die einfachste Erklärung dürfte so aussehen: Man hat seitens der Herausgeber sicher angenommen, das "Kursbuch für die Gefangenenwagen" gehört nicht zu den der Deutschen Bücherei zu überlassenden Titeln. Denn ganz bestimmt hat si ch das Straf gefängnis Berlin-Tegel nicht als Verlag verstanden, ebensowenig wohl auch die Generalbetriebsleitung Ost der Deutschen Reichsbahn (die zu dieser Zeit wohl auch andere Sorgen hatte...). Natürlich ist es auch möglich, daß sich einfach die eine Stelle jeweils auf die andere verlassen hat - wir wissen es nicht! Jedenfalls haben wir kein weiteres Original "aufspüren" können, alle Anfragen blieben erfolglos. Die vorliegende Ausgabe ist also möglicherweise die einzige erhalten gebliebene! Worin liegt nun die Bedeutung dieses Nachdrucks? Das "Kursbuch für die Gefangenenwagen" ist ein unschätzbares Dokument aus einer Zeit, die gerade für jüngere Menschen immer noch (oder bereits wieder ?) ziemlich "im Dunklen" liegt. Das Kursbuch ist aber auch ein Beispiel für die sprichwörtliche "deutsche Gründlichkeit"! Erstaunlich sind allein schon die so fein aufeinander abgestimmten Laufpläne, die für einen "rationellen" Einsatz der 64 verfügbaren Gefangenenwagen an allen 6 Werktagen sorgten. Hier lassen sich mit Hilfe der km-Angaben noch nachträglich Entfernungen zu beachtlichen Summen addieren: So brachte es zum Beispiel der im "Ring II" eingesetzte Gefangenenwagen auf eine wöchentliche Laufleistung von 1499,6 km! Und das Woche für Woche, Monat für Monat ... (Seite V) ISBN 9783921426104