Beschreibung:

26 Seiten; 24 cm; fadengeh. Orig.-Pappband.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; Einband berieben sowie gering beschriftet u. gestempelt; innen Seiten unaufgeschnitten. - ... Häufiger noch als durch die mangelhafte Ernährung ist das Leben unserer Patienten bedroht durch den bei Geisteskranken oft so stark ausgesprochenen Selbstmordtrieb. Die Verhütung des Selbstmordes ist diejenige Aufgabe des Psychiaters, die ihn eigentlich ständig in Atem hält; denn die von einem lebensmüden Kranken ersonnenen Methoden des Selbstmords sind oft die allerunglaublichsten, so dass es manchmal kaum möglich ist, allen Eventualitäten von vornherein vorzubeugen. Wir sind dabei natürlich mehr als in irgendeiner andern Beziehung auf die Wachsamkeit unseres Personals angewiesen, und weitaus die meisten derjenigen Einrichtungen, welche eine moderne Irrenanstalt von einem andern Krankenhause unterscheiden, haben den Zweck, die Selbstmordmöglichkeit herabzusetzen. Auf die technischen Einzelheiten, wie dies erreicht wird, kann ich natürlich nicht eingehen. Noch in einer Beziehung aber müssen wir die Lebenserhalter unserer Kranken sein. Wir müssen sie verhindern, in Tobsuchtsanfällen ihre Kräfte zu verbrauchen, insbesondere das Herz über seine Kräfte anzustrengen, und wir müssen verhüten, dass sie, auch ohne dass sie so stark erregt wären, durch Schlaflosigkeit allzusehr herunterkommen. Der Laie sieht gerade in der Behandlung erregter Geisteskranker die Hauptaufgabe des Psychiaters, und in gewissem Sinne mit Recht. Da seien nun zunächst die medikamentösen Mittel erwähnt, mit denen uns die mo-derne chemische Industrie so überreich versorgt hat, von den ganz milde wirkenden Beruhigungsmitteln bis zu den starken und stärksten, von denen der tausendste Teil eines Gramms, unter die Haut gespritzt, genügt, um einen kräftigen Mann innerhalb zehn Minuten in tiefen Schlaf zu versenken. Man hat diese Mittel alle zusammen zu diskreditieren versucht, indem man sie als eine chemische Zwangsjacke bezeichnete, die an Stelle der drilchenen getreten sei; aber das ist Unsinn; es ist doch bei weitem humaner, einen Kranken so zu beruhigen, als etwa durch Wärterhände ihn so lage halten zu lassen, bis er erschöpft das Toben aufgibt. ? (S. 16/17)