Beschreibung:

314 S. ; 22 cm kart.

Bemerkung:

Sehr guter Zustand - VORWORT -- Jacques der Fatalist will seinen Herrn nicht langweilen, als er die Erzählung seiner Liebesgeschichte mit dem umständlichen Bericht von seiner Knieverletzung beginnt. Er ist der Meinung, alles greife ineinander wie die Glieder einer Kette, und da er ohne Knieverletzung seine Denise nie kennengelernt hätte, sei dieses Ereignis nun einmal Teil seiner Geschichte. Wollte ich meine Geschichte mit Denis Diderot ab ovo erzählen, liefe ich Gefahr, den Leser einzuschläfern wie Jacques seinen Herrn. Stattdessen werde ich in aller Kürze die Entstehung der Arbeit schildern. Am Anfang stand eine literaturwissenschaftliche Seminararbeit über Jacques le fataliste. Der dort entwickelte und interpretatorisch erprobte methodische Ansatz zielte auf vollständigere Analyse des Verfahrens ironischer Kommunikation bei Diderot. Mit Hilfe dieses Ansatzes habe ich in meiner Arbeit ?Funktionen der Ironie bei Diderot oder Dialektik versus Aporie? versucht, die Frage nach der Konsistenz des Diderotschen Denkens, nach der Eindeutigkeit der bezogenen Positionen neu zu stellen und durch Aufdeckung der ironisch-dialogischen Grundstruktur seiner Schreibweise in Werken aus allen Schaffensperioden - positiv - zu beantworten. Ironie wird als Waffe der französischen Aufklärung bestimmt, überkommene Vorurteile in Wiederaufnahme und Weiterführung der sokratischen Dialektik in die Aporie zu treiben, um jenseits der unauflöslichen Widersprüche philosophischer und metaphysischer Prämissen die Neubildung humaner Normen und damit die Genese einer modernen, rationalen Moralphilosophie einzuleiten. Der Zusammenhang von Ironie und Dialektik ist der von Ironie und Moral. -- Die Arbeit, 1981 von der Neuphilologischen Fakultät der Universität Heidelberg als Dissertation angenommen, wurde für den Druck umgearbeitet, erweitert und durch das Kapitel über Le Neveu de Rameau ergänzt. Wenn sie heute den Titel ?Ironie und Moral im Werk Diderots? trägt, so auch deshalb, weil dieser eher als der erste die enge Verbindung der spezifischen literarischen écriture Diderots und seiner Moralphilosophie zum Ausdruck bringt und damit nicht zuletzt dem Selbstverständnis des Autors als Einheit von homme de lettres und philosophe entspricht. ISBN 9783770522132