Beschreibung:

Ca. 170 Seiten; zahlr. farb. Illustrationen; 23,5 cm; kart.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; Einband etwas berieben. - Alle 158 Exponate farbig abgebildet. - Deutsch; französisch. - Georges Braque (* 13. Mai 1882 in Argenteuil, Département Val-d?Oise; ? 31. August 1963 in Paris) war ein französischer Maler, Grafiker und Bildhauer. Nach einer frühen fauvistischen Schaffensphase war Braque zusammen mit Pablo Picasso der Mitbegründer des Kubismus. ... (wiki) // ... Man muß sie sehen. Formen und Farben lassen sich nicht in Worte übersetzen. Versuchen kann ich hingegen, hier in aller Kürze etwas über den Menschen zu sagen: über diesen Maler der beharrlichen, ja hartnäckigen Geduld und der pflanzenhaften Kraft. (Haben Sie schon einmal bemerkt, mit welcher Gewalt eine Wurzel den Beton sprengt?) Im Gegensatz zu der blitzartigen Notierung, der spontanen Niederschrift folgen Braques Überlegung, seine Hand dem Rhythmus der alles lenkenden Natur, der Bahn der Leidenschaft, die langsam, doch unbeirrbar den Saft bis in die höchsten Zweige treibt. Er ist der Mann des stetigen Werdens, des ruhigen Sinnens, das Widerspiel zu demjenigen, dessen Augenblick andere Augenblicke zeugt und so in immer neuer Bewegtheit des Geistes den bebenden Duktus, den fliehenden Strich hervorruft. Vor einem Bild von Braque habe ich mir niemals Fragen intellektueller Art gestellt, ich habe niemals herausfinden wollen, "was er uns zu sagen hätte". Sein Werk ist wie eine Erdscholle, wesentlich. Was erscheint, ist gleich dem Samenkorn, lange reglos und verborgen, bis eines Tages zu seiner Stunde das Leben in ihm unaufhaltsam die Schale sprengt. Worte wie Ästhetik, Schönheit kommen einem nicht in den Sinn. Eine mächtige, bisweilen fast schwerfällig rauhe Zärtlichkeit. Das Wesen des Dargestellten ist innerlich "gegenwärtig". Keine Erklärungen: eine "Gegenwart", ein Schweigen, gesättigt von Meditation. Um Ihnen ein Beispiel von dem zu geben, was ich, unbeholfen genug, begreiflich machen möchte, will ich die Geschichte eines jener Blätter erzählen, welche die Ausgabe von Rene Chars "Lettera amorosa" schmücken. Dieses Blatt gehört zu jener Stelle, die den Angelpunkt des Gedichtes bildet: "Je ris merveilleusement avec toi. Voila la Chance unique." Wir waren, zusammen mit Rene Char, Mariette Lachaux, Mourlot und Deschamps, in Braques Atelier, Rue du Douanier. Der Dichter las den Text vor, zu dem er hie und da Erläuterungen gab. Ich saß neben Braque, mit einem Probeband auf den Knien - den Druckbogen des umbrochenen Textes, der schon gesetzt war -und hatte die Aufgabe, entweder ein Wort zu unterstreichen oder auf einer leeren Seite zu vermerken, wozu der Text den Maler anregte. Als Char bei der eben zitierten Stelle angelangt war, hieß Braque mich niederschreiben: "Sonne - Frühling". Fast zwei Jahre vergingen von diesem Tag an, bis der Band seine endgültige Gestalt gewonnen hatte und die Lithopapiere vorlagen. Fünf Versuche, die ebenso viele Etappen im Geist des Malers auf seiner inneren Reise markieren, bis die wunderbare Lithographie zustande kam, die wir kennen. Sonne: der erste Entwurf stellte eino verhältnismäßig hohe Mauer dar, die einen Schlagschatten warf. Die Sonne war durch den Schatten anwesend. Der zweite Entwurf verhielt sich zu dem ersten wie ein Positiv: er zeigte eine Öffnung, die in eine Mauer gebrochen war, und durch diese Öffnung fiel ein Lichtschein auf den Boden. Die Sonne war durch das Licht anwesend. Doch auch dies befriedigte Braque nicht. Es kam ein dritter Vorschlag. Eine Sonne, Bruchstück einer Scheibe mit ihren Strahlen. Die Sonne war auf konventionelle Weise anwesend. Im folgenden Sommer, in Varengeville, sah ich in Braques Atelier den vierten Entwurf. Eine Sonnenblume - eine von seinen Lieblingsblumen - nahm einen Teil des Bildfeldes ein; ihr Rund mit dem Kranz der gelben Blütenblätter hat ja selber etwas Sonnenhaftes. Einige Blätter wehten von einer Seite auf die andere. Die Sonne war durch ein Symbol anwesend. Schon freute ich mich bei dem Anblick dessen, was sich da vorbereitete. Das würde ein prächtiges Litho geben! Ende September suchte ich Braque wieder in Paris auf. "Es ist so weit", sagte er. "Diese Lithographie hat ihre endgültige Gestalt gefunden." Fünfter und diesmal letzter Entwurf: die Sonne war zu einem bloßen Kreis geworden, die Blätter wehten immer noch von einer Seite auf die andere. Zwei, die in den Kreis hineinreichten, deuteten durch ein helleres Grün das Licht an. Die Sonne war durch ein Zeichen bezeichnet. Jede Anspielung, jede Beschreibung, alles Pittoreske war verschwunden. Übrig blieb das Wesentliche: das bezeichnende Zeichen. Für mich liegt in der Geschichte dieser fünf Entwürfe eine Art Resümee für Braques Verfahren: wie er vom Irdischen zum Zeichen fortschreitet, zu einem Zeichen allerdings, das menschlich und überlegen bleibt, wie Braque selber war. Ich hoffe, lieber Freund, Ihrer Erwartung mit diesem Wenigen doch entsprochen und gleichzeitig ein bescheidenes Zeugnis für diesen bewundernswürdigen Maler der Kontinuität abgelegt zu haben. ? (Brief von Edwin Engelberts)