Beschreibung:

9 nn. gefalt. Bll. (Blattformat entfaltet 14,5 x 17 cm). 5,3 x 11,3 cm. Braunes Ld. mit blindgeprägt. Deckeltitel u. 2 durchgezogenen Lederriemchen, bundseitig als Schlaufe, schnittseitig als Schließe gefertigt (etw. geblichen).

Bemerkung:

Die Auswahl folgt einer Anthologie derbdreister Volkslieder, die Lukas Richter 1968 unter dem Titel 'Mein Liebchen hat ein Etwas' herausgab. Der fränkische Freiherr Albert Ernst Friedrich von Crailsheim (1727-1794) hatte zwischen 1747 und 1749 eine Liederhandschrift mit 321 Liedtexten angelegt (Deutsche Staatsbibliothek Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Ms. germ. 40722). "Abgesehen von ein paar Trink- und Tabaksliedern, von einer Handvoll Quodlibets, dominiert in der Handschrift die Erotik. ... Unsere Kollektion bietet elf Lieder aus der Crailsheimschen Handschrift, denen vier aus früheren Manuskripten vorausgehen, nämlich aus der Friedrich Schwehleschen Liederhandschrift von 1658 und dem Liederbuch des Studenten Clodius von 1669. ... Wir legen unsere Auswahl als Pugillaria, als Faustbuch, vor. Die pugillares, die antiken Schreibtäfelchen aus Ton oder Wachs, gehören zu den Vorfahren des Kodex, der im vierten nachchristlichen Jahrhundert die Rolle verdrängte und die bis zur Gegenwart gültige Buchform blieb. In den Kalendarien des Spätmittelalters, die in Streifenformat gefaltet und in einer Hülse zusammengefaßt wurden, leben sie nach. Die buchgeschichtlich alte Form des 'Faustbuches' dürfte der amourösen Lyrik nicht übel anstehen." (Nachbemerkung). - Karl-Georg Hirsch (geb. 1938 in Breslau), Graphiker, Illustrator und Holzschneider in Leipzig. - Vgl. Kästner/Lübbert A 44.2. - Handeinband der Kunst- und Verlagsbuchbinderei Leipzig.