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Beschreibung:
96 Seiten; 21 cm; klammergeh., illustr. Orig.-Pappband.
Bemerkung:
Gutes Exemplar; kleine Läsuren; Einband sowie Seiten innen leicht nachgedunkelt; Ex. aus dem Vorbesitz des libertären Dokumentaristen Hansdieter Heilmann; mit Beilagen u. minimalen Bleistift-Anstreichungen. - Erstes Blatt mit ganzseitiger WIDMUNG von Felix Jess; SIGNIERT. - ... Um dem Leser aber diese Vorgänge begreiflich zu machen, mußte ich mich, den Spielleiter auch Spielverderber meines eigenen Lebens, wohl oder übel zum Mittelpunkt machen. Dies geschah also nicht um meine Wenigkeit den Lesern darzustellen, sondern weil die Jahre mich mit vielen Begebenheiten in .Berührung brachten, deren Entwicklung Höhepunkt, Ausklang und Wunderlichkeiten mit den beim Spiel auftretenden Momenten unbedingt Ähnlichkeit haben. Wenn ich weiterhin einen Streifzug durch den Gang meiner Erwerbstätigkeiten mache, so bedeutet das keine Zeilenschinderei. Es ist notwendig, das Negative, das Verspielte jedes Lebensabschnittes widerzuspiegeln, wie verspielt ich im Gewinn und im Verlieren war, bis ich durch außergewöhnliche, sehr deprimierende Fehlschläge zur Einsicht kam. Die Ernüchterung führte zu Kritik und Selbsterkenntnis. Durch ständige Überwachung des eigenen Willens gelang es mir, langsam aber sicher aus dem Verlust, wenn auch nicht immer spielend, Gewinn zu schlagen, den Kampf ums Dasein zu bestehen. Wenn ich in diesem Buch Humor und Sarkasmus sprechen lasse, so nur deshalb, um für die Laien der Roulette die Lektüre unterhaltender und reizvoller zu gestalten. Eine engstirnige, verängstigte Bürgerseele fragte mich einmal, warum ich denn in meinen Revuen immer so bissige und groteske Texte bevorzuge - ich hätte sicher schon viel Schläge bekommen. Gewiß habe ich Schläge bekommen das kann man wohl sagen. Ich habe sie aber verarbeitet, und da Geben bekanntlich seeliger als Nehmen ist, gelernt mit erzieherischer Wirkung wiederzuschlagea, alles Unzulängliche kritisch zu betrachten und zu parodieren. Meine eingebaute satirische Zeitrevue soll dem Leser derartige K.o.-Schläge verdeutlichen. Daß eine Aufführung dieser Satire untersagt wurde, bestätigte mir, wie treffend ich alle Themen behandelt, wie klar ich vorausgesehen hatte, und wie sehr einige Herren, die das Windjäckchen wieder in Mode brachten, sich auf das Wechselhemd getreten fühlten. Wenn sich ein vollkommen ausgerümpeltes Volk zur Demokratie entschlossen und auf Grund von Versprechungen mit klangvollster Zukunftsmusik seine Vertreter vertrauensvoll eingesetzt hat, so sollten eigentlich diese Auserwählten des Volkes sich dieses Einsatzes würdig zeigen. Das ist der Grundgedanke meiner Zeitsatire "Die Pille" " Bewährungsreform". ? (Seite 5 / 6) // ... So bewarb ich mich um ein Theaterengagement und bekam eine Zusage von Solingen als jugendlicher Lieb-haber mit Chorverpflichtung. Nebenbei nahm ich Unterricht bei dem Regisseur des Theaters. Durch die Erkrankung des ersten Liebhabers mußte ich die Rolle des Kosinski übernehmen. Ich bekam eine Kritik, die meine kühnsten Hoffnungen überstieg. Da faßte ich den Entschluß, nach Beendigung des Engagements nach Berlin zu fahren, um dort mein Glück zu versuchen. Ich sparte von diesem Augenblick an, was ich nur sparen konnte - an Essen dachte ich kaum noch, was zur Folge hatte, daß ich fast jeden Tag vor Hunger in Ohnmacht fiel. Ich hatte mir aber die für das Theater notwendige Garderobe angeschafft. In Berlin war es nicht so leicht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich gastierte beim Film, Funk, Theater und Cabaret und trug bald wieder Verlangen nach einem festen Engagement. Nach einiger Zeit bekam ich einen Vertrag an das Meininger Theater für die Sommersaison in Pyrmont. Als ich in Pyrmont ankam, kannte meine Begeisterung keine Grenzen mehr. Diese wundervoll gepflegten Kur- und Parkanlagen, das märchenhaft schöne, kleine Kurtheater, die Promenade um den Musikpavillon und dieser nie abreißen wollende Strom elegantester, bestaussehender Frauen. Das war etwas für mich, da versprach ich mir so allerhand - und es kam auch so, wie ich es erwartet hatte - ich kam kaum noch zum Schlafen. Fast jede Woche mußte ich eine neue Rolle lernen. Ich tanzte alle Tanzturniere mit und bekam sehr oft den ersten Preis, ehrlich gesagt: Nicht weil ich der beste Tänzer, sondern weil ich sehr bekannt war. Die erhaltenen Preise verkaufte ich an das Unternehmen, welches das nächste Turnier zu starten beabsichtigte. ? (S. 13)