Beschreibung:

Methusalem Müller. 22. Jahrgang mit Beilage "Intelligenzblatt" (30 Nummern) in 21 Heften. Leipzig, Leopold Voß, 1822. 4to. Mit 2 (von 4 Tafeln) in Lithographie u. 3 Notenbeilagen. Jahrgangstitel, 3 Bl. Inhalt, 2040 Spalten, 120 nn. Seiten (Intelligenzblatt) u. 12 Monatstitelblätter mit je 1 Blatt Register. Einfache graue Papierumschläge der Zeit, davon 12 mit aufgeklebtem gedrucktem Etikett des "Journalen Lese-Institut zu Meersburg" (der Rest von Hand beschriftet); Gebrauchsspuren, teils etwas fleckig.

Bemerkung:

Kirchner I, 4641; Hocks/Schmidt, Literar. u. polit. Zeitschriften 1789 - 1805, S. 95f. - Die von Karl Spazier 1801 gegründete Zeitschrift widmete sich ganz den schönen Dingen des Lebens. Keinen Platz darin haben sollte jedoch "alles, was in die Politik oder die eigentliche Schulgelehrsamkeit einschlägt" (Verlagswerbung). "Obwohl die Literatur nur einen Punkt unter sehr vielen einnehmen soll - Mode, Hauswesen, Bau- und Gartenkunst, Bade- und Gesellschaftschroniken, Reisebeschreibungen und Kunstsachen sollen gleichberechtigt neben Theater und Literatur für das elegante Publikum stehen - (...) wird das Unternehmen schon recht bald zu einer der wichtigsten literarischen Kampfschriften. ... Die bis 1859 bestehende Zeitung konnte zeitweise eine Auflage von 2000 Stück erreichen" (Hocks/Schmidt). - Beiträge im bis auf 2 Porträtbeilagen vollständigen Jahrgang lieferten der Herausgeber K.L. Methusalem Müller (meist anonym), Friedrich de la Motte Fouqué (zahlr. Beiträge), seine Frau Caroline ("Der Mönch am Bache"), Friedrich Krug von Nidda ("An die Neu-Griechen"), Karl Philipp Conz ("An Baron von Laßberg"), Friedrich Mosengeil ("Die Wiesenburg" und mehrere Gedichte), Friedrich Laun ("Der Versucher"), Ludwig Halirsch ("Die drei lustigen Freier"), Henriette von Montenglaut ("An Matthisson), Friedrich Schlotterbeck ("Neujahrswunsch - Bei Übersendung eines Ulmer Pfeifenkopfes"), Friederike Lohman d.J. ("Die Wünsche"). Mehrere Beiträge thematisieren den griechischen Freiheitskampf sowie die Kontroverse um das von Joh. Friedrich Wilhelm Pustkuchen anonym veröffentlichte Werk "Wilhelm Meisters Wanderjahre". Diese "Fortsetzung" von Goethes "Wilhelm Meisters Lehrjahre" sorgte für einen literarischen Skandal und einige Verwirrung, da Goethe nahezu gleichzeitig unter eben diesem Titel eine Weiterführung seines Werks veröffentlichte. Hier greift Fouqué den mittlerweile "enttarnten" Pustkuchen an, der antwortet und weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem Thema. Ein weiterer Beitrag widmet sich der "Gedächtnisfeier der Helmstädtischen Universität" im Mai 1822. Diese war von Absolventen der 1810 aufgelösten Universität in Helmstedt veranstaltet worden. Die Feierlichkeiten stehen im Zentrum von Wilhelm Raabes 1858 verfassten Novelle "Die alte Universität". Ein recht umfangreicher Beitrag berichtet über das Leben und Treiben im kulturellen Berlin: "Flüchtige Rückerinnerung eines Provinzbewohners aus einer Reise nach der Hauptstadt (Berlin) im Frühjahr 1822". - Alle Hefte unbeschnitten, ansonsten gelegentlich zwar teils auch stärker fleckiges, dennoch gutes Exemplar.