Beschreibung:

Manuskript: 1 Bl. (Titel), 90 Seiten, 1 Bl., 35 Seiten, 1 Bl. vakat, 128 Seiten, schlichter Ppbd. der Zeit, 19,5 x 16,5 cm.

Bemerkung:

Mitschrift von veterinärmedizinischen Vorlesungen von Johann Adam Kersting an der Roßarzney-Schule Hannover (heute: Tierärztliche Hochschule). Das Manuskript ist auf dem Titelblatt datiert Hannover, 24. August 1781. - Enthalten auf den ersten 90 Seiten nach dem Titelblatt die "Vorlesung von der Entbindung" (gemeint: Geburtshilfe bei Pferden). Es folgt ein Blatt mit einem Gedicht über Pferde und einem Huldigungsgedicht an Kersting. Dann: 35 Seiten "Anmerckung über der Pferde Zucht", gefolgt von einem leeren Blatt. Dann 128 Seiten: "Das 1te Capittel Von dem Kastrieren der Pferde". Die Seiten sind in Kurrentschrift geschrieben (die Überschriften teils in gebrochener Schrift) und abschnittweise handschriftlich paginiert. - Der erste Teil des Manuskripts weist starke inhaltliche Parallelen zum ersten Teil einer von Spieckschen beschriebenen Vorlesungsmitschrift Kerstings von 1783/1784 über Geburtshilfe auf (Spickschen, Kerstings Vorlesungen über Tiergeburtshilfe und Rindviehseuche, 2014). - Kersting war der erste Rektor der 1778 gegründeten späteren Tierärztlichen Hochschule Hannover; er wurde 1727 in Liebenau bei Hofgeismar als Sohn eines Hufschmmieds geboren und lernte das Schmiedehandwerk in der Kasseler Hofschmiede. Er publizierte von 1760 an zu Themen des Hufbeschlags und der Tiermedizin und wurde 1765 zum Ober-Hofroßarzt in Kassel ernannt. 1781 folgte der Wechsel nach Hannover, wo er 1784 überraschend, nach einem Pferdetritt, stirbt. --- Der Schreiber des vorliegenden Kolleghefts war Jacob Christian Carl Ahnholz (hier in der Schreibung "Ahnholtz"). Auf dem Blatt zwischen dem Kapitel "Entbindung" und dem Kapitel über Pferdezucht auf der oberen Blatthälfte ein Gedicht "Das Pferd": Jung ward ich wohl gepflegt genährt/geschmückt gepriesen und geehrt/doch ward ich alt wiebald vergist/Man allen Danck den man mir schuldig ist/Mit harten Dienst erwarb ich alsdann mein Brodt/Und unter Schlägen find ich oftmals meinen Todt". Darunter ein weiteres Gedicht, datiert vom 8. Otkober 1781. Die letzten drei Zeilen in etwas holpriger Grammatik: "Hiermit empfielt sich seinem treusten Lehrer Kersting, dem Thier Arzt. Schülahr [Schüler]. Jacob. C.C. Ahnholtz gebürtig aus Mecklenburgischen Schwerinischen". Ahnholtz/Anholtz übernahm noch im selben Jahr die Pacht der Gutsschmiede im Flecken Gartow (im heutigen Kreis Lüchow-Dannenberg). Für die geleisteten Schmiedearbeiten erhielt er im Folgejahr 120 Reichstaler, dazu 36 Reichstaler für seine Funktion als Tierarzt. Er blieb Schmied in Gartow bis 1804 (Puffahrt, Gartow, 2016, 225). Weiteres über ihn ist nicht bekannt. --- Der Einband bedarf restauratorischer Aufmerksamkeit (das Buntpapier des Einbandes nur reliktisch vorhanden; die Deckel stark fleckig; der vordere Deckel gebrochen; die Bindung stark gelockert). Innen durchgehend etwas fingerfleckig (die ersten Blätter stärker); etwas angerändert; teils mit randlichen Minierspuren; teils sehr dezent wasserrandig; die Seiten 5/6 unten mit kleinem Ausbruch (Textverlust). Innen sonst und insgesamt ordentliches Exemplar; der Einband frei von restauratorischen Eingriffen.