Beschreibung:

315 S. ; 23 cm Leineneinband.

Bemerkung:

Teil des Vorsatzes wurde rausgeschnitten, sonst sehr gut erhaltenes Exemplar, ohne Anstreichungen. - Casus Sancti Galli. - Das Werk Ekkehards IV. von St. Gallen, das die Zeit von ca. 883 bis 972 umfaßt, schildert die Geschichte des Klosters St. Gallen und das Wirken einiger seiner Mönche außerhalb dieses Klosters. Ekkehard IV verfaßte sein Alterswerk etwa um die Mitte des 11. Jh., und seine Schilderungen waren seinerzeit besonders durch den Roman Victor von Scheffels (1855) berühmt, der weit­gehend Schilderungen des St. Galler Chronisten übernahm. Die Erzählungen Ekkehards, die meist auf der mündlichen Überlieferung der Mönchsgemeinschaft beruhen, zeichnen sich durch eine außerordentliche Lebendigkeit und Einprägsamkeit aus und können wohl auch heute jeden Leser durch diese Eigenschaften fesseln. Blätter für deutsche Landesgeschichte. // Unter all den bedeutenden und bedeutenderen Köpfen, die das mittelalterliche St. Gallen hervorgebracht hat, erscheint keiner so tief vom Geiste seines Klosters geprägt wie gerade Ekkehard IV. Nun war er freilich der Letzte in einer ganzen Reihe von Koryphäen, und so, gleichsam in die Tradition hineingeboren, wurde er wohl unwillkürlich und fast notwendigerweise zu ihrem Erben. Andererseits wurde er dies aber auch nicht ohne sein eigenes Zutun. Mit wachem Bewußtsein und vor allem mit wacher Liebe pflegte er das Gedächtnis an St. Gallens Vergangenheit. Immer wieder versenkte er sich in die Gründungsgeschichte, in die karolingische Epoche, in die große Zeit der Ottonen. Und immer wieder vergegenwärtigte er sich aufs neue die Personen und Persönlichkeiten von damals, die Stifter und Gründer, die Äbte, die Lehrer, Schreiber und Dichter. Für Ekkehard IV. wurde die Geschichte seines Klosters augenscheinlich zum Maßstab der eigenen Existenz, ein Umstand, der es nahelegt, eben diese Geschichte hier kurz zu skizzieren. Nach der hagiographischen Tradition wäre St. Gallen um 612 im Zuge der iroschottischen Mission entstanden, eine kleine Zelle in der Einöde, erbaut von Gallus, der seinem weiter nach Italien ziehenden Lehrer Ko-lumban nicht mehr folgen mochte. Zunächst war diese Zelle gewiß nur die Stätte eines Einzelgängers und nach dem Tode des Heiligen dann wohl auch in Gefahr, dem Zerfall und der Vergessenheit anheimzufallen. Die eigentliche Klostergründung erfolgte gut ein Jahrhundert später, als der Priester Otmar dort am Gallusgrab ein richtiggehendes Zöno-bium einrichtete. Otmar selbst wurde der erste Abt des Ortes (um 720) und führte einige zwanzig Jahre danach die Benediktinerregel ein. Unter ihm begann in St. Gallen auch jene Schreibertätigkeit, die dem Kloster dereinst zum besonderen Ruhme gereichen sollte. Die ersten Urkunden wurden geschrieben, die ersten Bücherexemplare verfertigt. Ob man dabei auf ein schon bestehendes irisches Scriptorium aufbauen konnte, scheint einigermaßen zweifelhaft. ... (Einleitung) ISBN 3534014170