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214 S., durchgehend illustriert. Originalleinen.
Bemerkung:
Ein tadelloses Exemplar. - Am 1. Dezember 1964 wurde der ehemalige "Brücke"-Maler Karl Schmidt-Rottluff in Berlin achtzig Jahre alt. Ohne direkte Erben war damit für ihn der Zeitpunkt gekommen, über sein künstlerisches Werk zu bestimmen. Er war grundsätzlich bereit, es Berlin zu vermachen unter der Bedingung, daß es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde. Aber wie? In einem eigenen Museum, ausschließlich der Kunst Schmidt-Rottluffs gewidmet? Seit den Verfolgungen unter dem Naziregime mit dem Künstler in freundschaftlicher Verbindung, hatte ich in den Nachkriegsjahren Werke von ihm für das Wallraf-Richartz-A/Iuseum in Köln und für die Nationalgalerie in Berlin erworben. So lag es nahe, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Sollte es nicht möglich sein, das Werk in ein Museum für die Künstler der "Brücke" zu integrieren? So mein fragender Vorschlag. Der Gedanke war verlockend, damit erstmals ein gesondertes Museum für eine Künstlergruppe zu schaffen, die für die deutsche avantgardistische Kunst des 20. Jahrhunderts so bedeutende Impulse gegeben hatte, aber es war fraglich, ob man in den sechziger Jahren einen solchen Plan noch realisieren konnte. Waren wir doch alle als Museumsleute in Deutschland nach 1945 darum bemüht, die Schäden, die Adolf Hitler den Museen durch seine Kunstpolitik zugefügt hatte, wieder gutzumachen. Damit waren auch viele Werke der Künstlergruppe "Brücke" in unveräußerlichen Museumsbesitz übergegangen. Außer Schmidt-Rottluff lebte nur noch einer der ehemaligen "Brücke"-Maler, Erich Heckel, Schmidt-Rottluffs ältester Freund seit den Schülerjahren in Chemnitz und der gemeinsamen Gründung der "Brücke" in Dresden 1905. Wenn es gelänge, ihn für diesen Plan der Gründung eines "Brücke"-Museums zu gewinnen, wäre das der erste Schritt zur Verwirklichung. Erich Heckel wohnte nach der Zerstörung seines Berliner Ateliers im zweiten Weltkrieg in Hemmenhofen am Bodensee mit dem Blick auf das gegenüberliegende Schweizer Ufer. Würden die inneren Bindungen an Berlin, wo er seine besten Jahre verbracht hatte, noch in ihm wirksam sein? Ich fuhr zu ihm, entwickelte ihm unseren Plan und erhielt sein uneingeschränktes Ja für seine Unterstützung. Das beinhaltete, daß er mehr als tausend Werke aus seinem Besitz zur Gründung des Museums beitrug, nicht nur Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, Plastiken und Druckgraphik von seiner Hand, sondern auch Arbeiten der anderen Künstler der "Brücke", soweit sie sich noch in seinem Besitz befanden, darunter, um nur ein Beispiel zu nennen, etwa fünfzig Graphiken des jungen Ernst Ludwig Kirchner. Damit war praktisch die Realisierung unseres Plans gesichert Das Land Berlin war seinerseits bereit, den nötigen Museumsbau zu finanzieren und hatte in Werner Düttmann, dem damaligen Senatsbaudirektor, den idealen Mann für die Bauplanung. Ein ungewöhnlich reizvolles Baugelände, eingebettet in die ursprüngliche Landschaft des Grunewalds, bot sich an, und so konnte das kleine Haus mit seinen vier Oberlichtsälen, die sich um einen Innenhof gruppieren, schon am 15. September 1967 eröffnet werden. Seitdem ist das Museum in seinem inneren Ausbau ständig gewachsen. Schmidt-Rottluff und Heckel haben bis zu ihrem Tode das Museum immer wieder durch weitere Schenkungen gefördert Schmidt-Rottluff hat große Mittel zur Erwerbung von Werken anderer Künstler der "Brücke" wie Heckel, Kirchner, Noide und Pechstein zur Verfügung gestellt, meines Wissens ein einmaliger Vorgang und ein schönes Zeichen des Gemeinschaftsdenkens. Frau Siddi Heckel (t1982) hat diese Tradition durch Schenkungen und langfristige Leihgaben fortgesetzt. Mit dem Tode Schmidt-Rottluffs 1976 ist der gesamte Nachlaß des Künstlers in die "Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung" eingegangen, die im Brücke-Museum betreut wird. Darüber hinaus sind dem Museum seit seinem Bestehen vom Land Berlin häufig außerordentliche Mittel zum Erwerb bedeutender und für ein solches Museum wichtiger Werke zur Verfügung gestellt worden. Bei diesen Erwerbungen war der Gedanke leitend, die Künstler, die im Brücke-Museum nicht so breit vertreten sind, in künstlerischen Hauptwerken darzustellen, wie es inzwischen mit Noide, Kirchner, Pechstein und Otto Mueller überzeugend gelungen ist. Auf ausdrücklichen Wunsch Heckels und Schmidt-Rottluffs werden außer den Mitgliedern der "Brücke" in der Sammlung auch Walter Gramatté, Otto Herbig, Max Kaus und / Anton Kerschbaumer berücksichtigt, die in den zwanziger und dreißiger Jahren mit den ehemaligen "Brücke"-Malern enge Beziehungen pflegten und mit ihnen gemeinsam ausstellten. Rückblickend darf festgestellt werden, daß nur damals, vor zwanzig Jahren, noch die Möglichkeit bestand, die Planung eines solchen Museums mit der tatkräftigen und opferbereiten Hilfe der großen alten Maler Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff zu verwirklichen. Heute hat das Brücke-Museum trotz seiner Kleinheit oder vielleicht gerade wegen seiner Beschränkung auf eine Künstlergruppe, die den Kunstwerken die Nestwärme erhält, und seiner menschenfreundlichen Intimität eine weltweite Ausstrahlung. In den erläuternden, im Zusammenhang verstandenen Texten zu den 104 ausgewählten Werken des Museums, die nach ihrer zeitlichen Entstehung angeordnet sind, ergab sich für den Verfasser die reizvolle Möglichkeit, einiges über die Geschichte der "Brücke" und ihre Künstler auszusagen. (Leopold Reidemeister / Vorwort).