Beschreibung:

XV; 262 Seiten; 20,5 cm. Fadengeh. Orig.-Leinenband.

Bemerkung:

Sehr gut erhaltenes Exemplar; Einband nur geringfügig berieben; innen gut; aus der Bibliothek des libertären Dokumentaristen Hansdieter Heilmann; mit dessen hs. Besitzvermerk (Bleistift) auf Vorsatz. - Mit blauem Kopfschnitt. - Leo Isaakowitsch Schestow (* 31. Januar jul. / 12. Februar 1866 greg. in Kiew; ? 20. November 1938 in Paris; eigentlich Jehuda Leib Schwarzmann) war ein russisch-jüdischer Philosoph des Existentialismus. ... Der 1866 in Kiew geborene Schestow emigrierte 1921 nach Frankreich, um den Folgen der russischen Oktoberrevolution zu entgehen. Bis zu seinem Tode am 20. November 1938 lebte er in Paris, wo er an der Sorbonne unterrichtete. ... In der Vernunft sieht Schestow das Akzeptieren von Gewissheiten, die behaupten, dass einige Dinge ewig und unveränderlich seien, während andere unmöglich und unerreichbar seien. Schestows Philosophie kann also als irrational gesehen werden. Dabei war Schestow nicht generell gegen Vernunft und Wissenschaft, sondern nur gegen Rationalismus und Szientismus. Im Letzteren sah er die Tendenz, die Vernunft als eine Art allwissenden und allmächtigen Gott, als Selbstzweck zu verherrlichen. ? In Schestows Denken kommt auch ein individualistischer Zug zum Tragen: Menschen könne man nicht auf Ideen, soziale Strukturen oder eine mystische Einheit reduzieren. Bei Schestow ist der Mensch unweigerlich alleine in seinem Leiden. Weder andere noch die Philosophie können ihn aus dieser Situation befreien. ? Schestow beeinflusste unter anderem Albert Camus (Der Mythos des Sisyphos), Benjamin Fondane, Gilles Deleuze und insbesondere Emil Cioran. ? (wiki) // ... Die wichtigste Person aber unter den Angeklagten, derentwegen der Vers aus der Bibel augenscheinlich an die Spitze des Werkes gesetzt wurde, ist Anna. Ihrer harrt die Rache, mit ihr will Tolstoi abrechnen. Sie hat gesündigt und muß die Strafe auf sich nehmen. Nie hat ein Dichter in der ganzen russischen und vielleicht in keiner anderen Literatur seinen Helden so gelassen und mitleidslos dem schrecklichen Schicksal zugeführt, wie Tolstoi Anna in diesem Werk. Es genügt nicht, zu sagen - mitleidslos und gelassen - er tat es freudig und triumphierend. Das schmach- und qualvolle Ende Annas ist für Tolstoi ein befreiendes Wahrzeichen. Nachdem er sie in den Tod getrieben hat, bringt er Lewin zum Glauben an Gott - und schließt seinen Roman. Hätte Anna ihre Schmach überlebt, hätte sie ein Bewußtsein ihres menschlichen Rechts in sich bewahrt, wäre sie nicht als Gebrochene und Niedergebeugte aus dem Leben geschieden, sondern als Stolze und von Schuld Unbelastete, dann wäre Tolstoi jenes Stützpunktes beraubt worden, der ihm sein seelisches Gleichgewicht gab. ? (Seite 6/7)