Beschreibung:

223 S. : überwiegend Illustr. (z.T. farb.) ; 24 cm + Beilage (2 S.); 23,5 cm; fadengeh. Orig.-Halbleinenband mit farb. illustr. OUmschlag.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; der illustr. Umschlag stw. leicht berieben. - Vorsatz mit monogrammierter SIGNATUR von Horst Janssen. - Mit illustr. Beiblatt; 2 Seiten. - ... In diesem Urland liegt also Haselünne und in Haselünne die grosse dunkle Klosterschule, aus der man damals die Nönnchen, oder was weiss ich, hinausgejagt hatte, um hier die keimende Elite für die nächsten 1000 Jahre in Blüte und Frucht zu bringen. Ich will den Leser nicht langweilen mit systemanalytischen Erklärungen. Zum Verständnis der in Aussicht stehenden Abenteuer muss nur soviel gesagt sein: Die Indoktrination war umfassender und perfekter als eine nur politische. Es war ein böses Himmelreich auf Erden. Die Tage fantasiegeschlagener Kinder sind voll günstiger Gelegenheiten für das Sterben-Wollen. Nein - nein, kein Sterben-Wollen zum Zwecke der Erpressung, wie die stumpfsinnigen Erwachsenen so gern behaupten. In den kleinen Lebenskandidaten ist noch gar nicht das Ego, das erst die Voraussetzung wäre für ein Pressen auf Vergünstigungen. Diese kleinen Kandidaten - ach, könnte man die Kandidatur vergessen - sind noch in ein kosmisches Gefühl gebettet, sind noch in Allem und noch nicht aus Allem raus in ein Ego reduziert, das dann den Rest der Welt als Realität "annimmt" und diese Fatalität als Reife ausgibt. Kinder sind anders. Heute, wo ich zu den Egos gehöre, wäre ein Sterbenwollen natürlich Selbstmord - aber danach ist mir nicht zumute - heute setze ich für den Selbstmord genüsslich in Gedanken den Massenmord. Ich denke mir bei solchen Gelegenheiten meine Sehnsucht als etwas Allmächtiges ausserhalb meiner Hülle, was "eines überraschenden Tages plötzlicher Stunde" über dieses ganze Gesorks kommt. Über dieses hilflose, dummgeile, blasierte, parfümierte, bezahlte, ausgehaltene, verwaltete, gewichtige, verlogene und verheuchelte Gesorks: alles klägliche Vereinbarung; Einstimmung und Einebnung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Geltung unter (ihres) Gleichen. Kein Platz für Offenbarung, für Vergessen und Genuss und für Lust, die höher ginge als das Geschlecht. Numerierung der Erlebnisse, abruffertig, terminiert. In der Arbeit keine Liebe, in der Liebe keine Anstrengung und beide Trägheiten säuberlich von-einander getrennt und obendrauf die Todsünde LÄSSLICHKEIT. Verbindungen bar jeder Freundschaft, gemeinsamer Pläne, Träume und Absichten. Das Gemeinsame: Die Lüge in die eigene Täsch; und Gerechtigkeit: Ein Auswurf moralischer Konvention oder bestenfalls soziale Willkür. Sintflut- ja -und ich und meine gebeutelte Gewichtigkeit mit mittendrin. Aber mein heiliger süsser Wunsch, ganz ausser mir, ganz ausserhalb meiner selbst - er stände als Häme und Rache (wofür?) unberührt über allem - da ganz oben im Licht, wo die Wahnsinnigen zuhause sind. ? (Seite 15) // Horst Janssen (* 14. November 1929 in Wandsbek bei Hamburg; ? 31. August 1995 in Hamburg) war ein deutscher Zeichner, Grafiker, Autor, Plakatkünstler, Illustrator und Fotograf. Mit seinen Zeichnungen, Aquarellen, Gouachen, Radierungen, Holzschnitten und Lithographien gilt Janssen als einer der herausragendsten und produktivsten Zeichner und Grafiker des 20. Jahrhunderts ("Keiner konnte zeichnen wie Janssen", Die Zeit). 1968 wurde er mit dem Graphikpreis der Biennale in Venedig ausgezeichnet. ? 1952 erhielt Janssen das Hamburger Lichtwark-Stipendium. In den Jahren von 1952 bis 1956 hielt sich Janssen dadurch über Wasser, dass er die durch Vermittlung seines Lehrers Alfred Mahlau erhaltenen Aufträge des Aschaffenburger Buntpapierfabrikanten Guido Dessauer erfüllte: meist eher konventionelle und repräsentative Porträts der Dessauers, in Öl, angelehnt an Max Beckmann und an Modigliani. Es entstanden erste Arbeiten auf Papier. In der Werkstatt der Buntpapierfabrik lernte Janssen die Technik der Lithografie beherrschen. Spätestens seit Mitte der fünfziger Jahre ist Janssen in Hamburg als vielseitiger Grafiker etabliert und erhält sogar Aufträge außerhalb seiner vertrauten Arbeitsfelder. So entwirft er für die Familie Reemtsma den Teppich Helle Stunde. Die in dieser Schaffensphase entstandenen großformatigen Farbholzschnitte machten ihn weit über Hamburg hinaus bekannt. Ihr Absatz erlaubten ihm und seiner ersten Ehefrau Marie Knauer sowie der gemeinsamen Tochter "Lamme" zum ersten Mal ein Auskommen. Von Paul Wunderlich lernte er die Technik der Radierung und rühmte ihn später anerkennend: "Paul führte mich ein in die Alchemie und Physik des Radierens." Eine grafische (Druck)-Technik, die Janssen alsbald vollendet beherrschte und in der er einen Großteil seines umfangreichen Gesamtwerkes schuf, das insgesamt etwa 4000 Blätter sowie 47 Radier-Zyklen umfasst. ? (wiki) ISBN 9783768199353