Beschreibung:

32 S., Abb., 18 cm Broschiert.

Bemerkung:

Papierbedingt leicht gebräunt, ansonsten tadelloser Zustand - Auszug: Danach erlebte ich etwas Ähnliches noch einmal. Jedoch unter ganz anderen Umständen. Es war während des Kriegs und im Theater. Damals dachten die Tschechen noch nicht an ihre eigene Selbständigkeit, und nichts Ähnliches passierte. Nur das Tschechentum war in ihre Herzen eingepflanzt wie ein Dorn einer Pappelrose aus einem tschechischen Gärtchen. Auf der Bühne spielte man ?Fidlovacka? von Tyl, ein ziemlich naives, altes und langweiliges Stück. Aber dann auf einmal erklang ?Kde domov muj?. Keine Nationalhymne, nein, ein tschechisches Volkslied war es damals. Aber auf einmal erhob sich jemand vor mir. Ein Herr, still und ruhig, die Arme eng am Körper. Ich weiß nicht, was er sagen wollte, aber es war eine Art Ehrerbietung für dieses tschechische Lied. Nach einer Weile erhob sich ein zweiter. Danach standen wieder einige auf. Und dann standen wir alle. -- Wir sangen. Dieses Lied wurde damals einigemale gespielt und zwar so innig wie ein Gebet. ?Kde domov muj? war nämlich kein Lied gegen jemanden, sondern für etwas. Es wünschte niemandem Verderben, sondern unser Bestehen. Es ist kein Kampflied, sondern ein Lied unserer tschechischen Heimat, des Landes ohne pathetische Landschaft, eines Landes mit Bergen und Hügeln, Feldern und heimatlichen Gefilden, Birken, Weiden und dichtbelaubten Linden, eines Landes duftender Raine zwischen Feldern und stillen Bächlein. Ein Land, in dem wir zu Hause sind. Es war wunderschön, dieses Lied stehend wahrzunehmen, denn es ist immer schön, seine Heimat zu lieben. Damals wurde mir bewußt, daß die Fähigkeit stehenzubleiben würdevoll, ehrenvoll und aufrichtig ist.