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298 S., überaus zahlr. meist farb. Abb. 4° Kart. *eine Ecke gering bestossen* In Lauchheim (Ostalbkreis) wurde zwischen 1986 und 1996 der mit rund 1300 Gräbern des späten 5. bis späten 7. Jahrhundert bislang größte bekannte merowingerzeitliche Bestattungsplatz Südwestdeutschlands vollständig ausgegraben. Seit 2009 sind die Bestattungen aus Lauchheim Gegenstand eines multidisziplinären Forschungsprojekts, das sich durch die Anwendung innovativer Dokumentationsmethoden mit dem Anspruch einer möglichst vollständigen Datenerfassung auszeichnet. Die Beiträge dieses Sammelbands widmen sich zwei Grundpfeilern des Projekts: der methodisch wegweisenden, zerstörungsfreien Dokumentation von über 330 Blockbergungen und mehr als 100 Einzelobjekten mittels Mikro-Computertomographie sowie dem multidisziplinären, die Gesamtheit des Grabbefundes betrachtenden Auswertungsansatz. Im Rahmen des Projektes bot sich außerdem die Gelegenheit, erstmals sämtliche erhaltenen organischen Artefakte eines großen frühmittelalterlichen Friedhofes zu erfassen und so die Ergebnisse älterer textilarchäologischer Untersuchungen an auszugsweise erfassten Quellenbeständen maßgeblich zu ergänzen. Wegen der hohen Anzahl organischer Funde mussten gängige Untersuchungs- und Dokumentationsmethoden maßgeblich modifiziert werden. Den Auftakt des Bandes bildet die Dissertation von Jörg Stelzner, in der die Computertomographie als Untersuchungs- und Dokumentationsmethode für eine große Anzahl von Blockbergungen und einzeln geborgenen Funden überprüft wurde. Das frühmittelalterliche Gräberfeld Lauchheim ?Wasserfurche? bot hierfür ein weites Spektrum an Objekten und Materialien. Untersucht wurden die zentralen Anforderungen an die Methode, wie die Visualisierung der unterschiedlichen Funde und die Materialbestimmung für die Objektansprache sowie die Klärung der Stratigraphie in den Blockbergungen. Hierdurch wurde bestätigt, dass eine beschleunigte Aufarbeitung der Funde in ausreichender Qualität möglich ist. Darüber hinaus konnten weitreichende Erkenntnisse zu Materialeigenschaften und Herstellungstechniken gewonnen werden. Zwei Beiträge (B. Höke, J. Banck-Burgess et al.) widmen sich der Baumsargbestattung Grab 974, die zusammen mit einigen weiteren Gräbern des späten 5. Jahrhunderts am Anfang der Belegung des großen Bestattungsplatzes ?Wasserfurche? steht. Die Ausstattung des Frauengrabes, zu der auch verschiedene bemerkenswerte Textilien gehörten, spiegelt eine gehobene Lebensweise und wirft Schlaglichter auf eine weit vernetzte materielle Kultur der frühen Merowingerzeit. Die sorgfältige Dokumentation des Befundes ermöglicht detaillierte Einsichten in die komplexen Vorgänge rund um die Beisetzung, wozu die Fertigung des Sarges aus einem Eichenstamm, die Vorbereitung und Einkleidung der Toten und die Deponierung der Beigaben vor dem Verschließen des Grabes gehören. Innovative Untersuchungsmethoden, wie die Computertomographie, können im Bereich der Blockbergungen eine akribische, händische Befundauswertung nicht ersetzen. Trotz einer stark vergangenen Organik mit Schichtabfolgen, die häufig nur wenige Millimetern stark waren, ließen sich die wesentliche Textilfunde und -befunde in der Baumsargbestattung 974 über Mikro-Schichtabfolgen nachweisen. Dazu zählen gesonderte Textilbeigaben; eine gepolsterte Decke, die die Bestattung abdeckte; der Nachweis von Seidentaft im gesamten Körperbereich; gepolsterte Bundschuhe oder Befundbeobachtungen zur Präsentation der Toten im Grab. Informationen zu organischen Funden bleiben für den historischen Kontext weitgehend unerschlossen, wenn eine Befunddokumentation unterbleibt. Letztere setzt jedoch Kapazitäten voraus, die in der archäologischen Denkmalpflege nur exemplarisch genutzt werden können. Den Abschluss bildet eine Betrachtung von Ch. Peek zu den Möglichkeiten und Grenzen textilarchäologischer Untersuchungen an organischen Artefakten aus dem Gräberfeld von Lauchheim.