Beschreibung:

102 S. Originalleinen.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Minimale Anschmutzung auf Einband, insgesamt sehr gut und sauber. - Einleitung: Über das Leben der großen Persönlichkeiten Griechenlands im 5. Jh. v.Chr., über den Kreis ihrer Interessen und über ihre täglichen Aufgaben, über ihre Vorlieben und Abneigungen ist uns so gut wie nichts bekannt. Um den Mann, der als erster es sich zur Aufgabe gemacht hat, Gegenwartsgeschichte zu schreiben, steht es da nicht anders. Was wir über ihn wissen, ist rasch erzählt. Durch seinen Vater ist Thukydides mit einer der großen Familien Athens verwandt, die ihrerseits verwandtschaftliche Beziehungen nach Thrakien hatte. Thukydides selbst besaß auf dem thrakischen Festland, gegenüber der Insel Thasos, Nutzungsrechte an Goldgruben und war in der Gegend dort, wie er sagt (IV 105,l),1 nicht ohne Einfluß. Als die Athener ihn für das Amtsjahr 424/23 zu einem der zehn militärischen Oberbefehlshaber wählen, denken sie dabei offenbar auch an seine Regionalkenntnisse und betrauen ihn mit der Aufgabe, für die Sicherheit der thrakischen Gebiete des Seebundes zu sorgen. Doch im Winter 424 geht dort die wichtige Stadt Amphipolis verloren, und Thukydides als Stratege über die im Norden operierende Flotte wird dafür verantwortlich gemacht. Ob es zu einem förmlichen Rechenschaftsverfahren gekommen ist, ob Thukydides eine Rückkehr nach Athen gar nicht erst gewagt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls lebt er die nächsten zwanzig Jahre im Ausland und kehrt erst nach Kriegsende i.J. 404, nach erfolgter Amnestie, in die Heimat zurück. - Ernst Heitsch (* 17. Juni 1928 in Celle; ? 18. September 2019 in Regensburg) war ein deutscher klassischer Philologe. Er übersetzte und interpretierte altgriechische, vor allem philosophische Texte. Er gilt als Kenner der platonischen Philosophie. Heitschs Forschungsschwerpunkte waren die archaische und klassische Epoche der griechischen Literatur. Darunter verstand er sämtliche überlieferte Werke, beispielsweise auch naturwissenschaftliche, medizinische und juristische Texte ? so hat er beispielsweise zu den juristischen Reden von Antiphon von Rhamnus publiziert. Seine Hauptarbeitsgebiete waren die frühgriechische Epik und griechische Philosophie sowie die Beschäftigung mit frühen Ideen und Begriffen wie aletheia ?Wahrheit? und ihrer Verwendung bei Dichtern wie Parmenides und Xenophanes. Er legte bei seinen Untersuchung den Schwerpunkt auf eine korrekte Zusammenstellung aller Befunde und diskutierte verschiedene Interpretationsmöglichkeiten dann anhand von Wahrscheinlichkeiten. Diese Prinzipien übertrug er auch auf die von mitbegründete Regensburger Schule, die ab den 1970er Jahren computergestützte Untersuchungen zur frühgriechischen Sprache durchführte und in mehreren Dissertationen veröffentlichte (unter anderem Norbert Blößner). Die Ergebnisse zeigten der Forschung zur mündlichen Entstehung der Homerischen Epen Ilias und Odyssee (so genannte Oral-Poetry-Theorie) bestimmte Grenzen auf, wurden jedoch nur wenig in der Fachwissenschaft rezipiert. Heitsch selbst kommentierte und übersetzte im Rahmen dieses Projektes Platons Phaidros, Apologie des Sokrates, Hippias maior und Ion. Seine im Detail sachkundig veränderten Übersetzungen sollen es, so wird von Rezensionen angemerkt, heutigen Lesern ermöglichen, bei Platon philosophisches Argumentieren zu lernen, indem sie den Argumentationen in den Dialogen Platons kritisch folgen. Platons philosophische Dialektik sei eine sichere Beweistechnik gewesen ? so Heitsch ?, die seinem Schüler Aristoteles die Begründung der Logik geliefert habe. Im Zusammenhang mit seinen Übersetzungen thematisiert er auch die Fragwürdigkeiten von Textinterpretationen und die Frage, ob und wie weit philologische Darstellungen die Echtheit der antiken Texte garantieren können. ISBN 9783519076209