Beschreibung:

376 S., 9 s/w u. 494 farb. Abb. 4° Ln. *neuwertig* Der 76. Band der Reihe ?Römisch-Germanische Forschungen? stellt Untersuchungen zu Mensch und Umwelt im Umfeld eines langobardenzeitlichen Gräberfelds am Balaton in den Mittelpunkt. Er ist ein Resultat der 2005 von der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts (RGK) und vom Archäologischen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften begonnenen Untersuchung des Gräberfeldes Szólád. Die sorgfältige Vorlage und Auswertung aller Daten aus archäologischen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen bildet einen fundamentalen Beitrag zur Diskussion von kollektiven bzw. ethnischen Identitäten: Welche historischen Akteure wurden in den Gräbern bestattet? Repräsentieren sie historiographisch belegte Gruppen ? wie eben jener schriftlich bezeugten gens der Langobarden? So wurden die in Szólád erhobenen Daten auch Teil der Referenzgruppe für das großangelegte internationale Forschungsvorhaben ?HistoGenes?, das die gegenwärtige Diskussion um den Stellenwert von aDNA-Analysen für die Archäologie und Geschichte der Völkerwanderungszeit (4.?8. Jahrhundert) maßgeblich prägt. Der Band Szólád I behandelt die sorgsam dokumentierten Befunde des Gräberfeldes zusammen mit den Ergebnissen landschaftsarchäologischer Untersuchungen zur Fundstelle sowie zur Anthropologie und Archäozoologie. Im geplanten zweiten Band wird die Vorlage der Funde und die kombinierte Auswertung aller Ergebnisse folgen. Das Dorf Szólád liegt an der Peripherie des Südufers des Balatons. Wie die Landschaft sich den ankommenden Siedlern im 6. Jahrhundert präsentierte und wie der menschliche Einfluss, trotz fruchtbarer Böden, in der Folgezeit schwächer wurde, thematisiert der Band ebenso wie die Frage, wie die bäuerliche Gemeinschaft Ackerbau, Viehzucht und Fischfang betrieb und die natürliche Vegetation nutzte. Der Löss, in den die Gräber eingetieft worden waren, bietet ausgezeichnete Erhaltungsbedingungen, und so lassen sich beispielsweise noch hölzerne Teller erahnen, von denen die Eier scheinbar erst gestern herunterrollten. Uns begegnen neben Beigaben von Gerätschaften auch Vögel und Fische und ein ganzes Pferd. Aber auch die Knochen der Bestatteten sind hervorragend überliefert und erlauben umfangreiche Untersuchungen an Erwachsenen und Kindern. Zudem lassen die guten Bedingungen eine detaillierte Rekonstruktion der Grabanlagen zu und geben so Einblick in den Umgang mit dem Tod und den Toten in einer kleinen bäuerlichen Gemeinschaft am Übergang von der Spätantike zum Mittelalter.