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376 S., 50 s/w u. 173 farb. Abb. 4° Kart. *neuwertig* Nach dem 2018 erschienenen Band über die Konstanzer Marktstätte (Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg Bd. 5) hat die Aufarbeitung einer zweiten großen Konstanzer Grabung ihren Abschluss gefunden. Im Hinterhofbereich der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung in der Stadt, der Hussenstraße, wurden 1986?1987 großflächige Untersuchungen durchgeführt. An deren Auswertung waren zahlreiche Fachleute verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen beteiligt. In einem breit gespannten interdisziplinären Ansatz erfolgt, ausgehend von der Einbettung des Quartiers in städtebaulicher, bauhistorischer und historischer Hinsicht durch Frank Mienhardt, Frank Löbbecke und Hilde Bibby die Auswertung der Befunde durch Ralph Röber. Vorgelegt wird darüber hinaus Fundmaterial aus Leder, Glas, Keramik und Metall durch Dorothee Ade, Jori Fesser, Andrea Nölke, Ralph Röber sowie Serge und Marquita Volken. Naturwissenschaftliche Untersuchungen von Ralf-Jürgen Priloff und Edith Schmidt zu den Tierknochen und Überresten von Insekten erlauben Rückschlüsse auf die Ernährung der Bewohner, sowie den Pflanzenbewuchs und die hygienischen Verhältnisse in diesem Areal. Die ältesten Funde, darunter eine Zwiebelknopffibel, stammen aus römischer Zeit, sind allerdings verlagert. Trotz unmittelbarer Nähe zur frühmittelalterlichen Kirche St. Paul erfolgte eine Aufsiedlung erst ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Noch um 1300 war die Straßenfront nicht durch Häuser geschlossen. Es entwickelte sich in dieser verkehrsgünstigen Lage ein sozial gehobenes Quartier, was sich im archäologischen Material unter anderem durch die Reste von Schutzbewaffnung, kostbaren Gläsern und Gefäßen für die Destillation äußert. Aber auch die Einfuhr von Heidelbeeren, vielleicht auch Pfirsichen, Mandeln und Maulbeeren, bis zu Luxusgütern wie Feigen und Granatäpfeln zeigen die finanziellen Möglichkeiten der Bewohner. Im Rahmen einer allgemeinen Blüte der Stadt in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts verlangte der Bebauungsdruck die Anlage von Hinterhäusern. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts, in einer Zeit der religiösen und politischen Krisen, aber auch von Hungersnot und Pest, ist ein Stillstand zu beobachten, der erst im 15. Jahrhundert überwunden wird. Die Hinterhöfe der Wohnhäuser wurden multifunktional genutzt: Als Zier- und Nutzgärten, zur Haltung von Kleinvieh, vielleicht auch zur Aufstallung von Pferden und, wie es damals üblich war, zur Errichtung von Latrinen. Nicht nur diese, sondern auch Misthaufen, modernde Hölzer und offen zutage liegende Lebensmittelreste haben ein hohes Infektionsrisiko bedeutet, und es ließ sich ein Befall der Bewohner durch verschiedene Parasiten nachweisen.