Beschreibung:

78 S., Originlpappband, fadengeheftet.

Bemerkung:

Überzug Rizzi-Papier, rot/weiß, Titelschild aufgeklebt, Schrift rotbraun, Rahmen schwarz, mit Sternen, Rückenschild aufgeklebt, mit IB-Nr. - Altersentsprechend guter Zustand, Papier vergilbt. Besitzvermerk im Vorsatz. -- Das ,bürgerliche Lustspiel' ,Die Hose' erschien zum ersten Male im Jahre 1908. Es ist das erste Stück eines weit gespannten Zyklus von Komödien, dem Carl Sternheim später auf der Höhe seines Ringens und Schaffens den Gesamttitel ,Aus dem bürgerlichen Heldenleben' gegeben hat. -- Innerhalb dieses Zyklus bildet ,Die Hose' den Grundstein der Trilogie über das Schicksal der ,Familie Maske' während der wilhelminischen Epoche Deutschlands. -- Das dramatische Werk Carl Sternheims enthält die klarste und schärfste Kritik an den gesellschaftlichen und politischen Zuständen dieser Epoche. Es entlarvt rücksichtslos die Fehler und Verbrechen der damals führenden Klasse und zeigt in geradezu prophetischer Weise schon zu Beginn unseres Jahrhunderts den Weg in die Abgründe von 1914 und 1939, in die das deutsche Volk in gewissenlosester Weise hineingeführt wurde. -- Daraus ergibt sich von selbst, daß sowohl die Aufführungen wie die Verbreitung der Mehrzahl dieser Komödien, namentlich des Zyklus ,Aus dem bürgerlichen Heldenleben', von der Zensur verboten waren. -- Der imperialistischen Politik des kaiserlichen Regimes schien das unbestechliche, wahrheits- und verantwortungsbewußte Auge Sternheims unbequem, seine Feststellungen gefährlich, und so versuchte man den Dichter mit den gleichen Mitteln mundtot zu machen, die die Obrigkeiten der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gegen einen seiner geistigen Ahnen mit Erfolg angewandt hatten, gegen Heinrich Heine: mit Zensur und Schikanen jeder Art. -- Wie Heine verließ auch Sternheim, angewidert, Deutschland und schuf sich in La Hulpe bei Brüssel eine Zuflucht, in der er, während Europa in die Katastrophe von 1914 hineintaumelte, seinen Zyklus ,Aus dem bürgerlichen Heldenleben' vollendete. Das war die Zeit, in der Carl Sternheim, von einer Zeitschrift um eine Autobiographie ersucht, schrieb: ,Wie wenig ich für das Theater bis heute noch wirklich geboren bin, zeigt am besten der Umstand, daß, obgleich Zeitungen seit einem Jahrzehnt unaufhörlich von mir sprechen, mein Verleger behauptet, er könne kein eingereichtes Manuskript, kein Theaterstück mehr sehen, ohne meinen Atem darin zu spüren, noch nicht eins meiner bis heute erschienenen Dramen zur Zeit die zweite Auflage, mit Ausnahme des frühesten, dessen erste ich zurückzog, erreicht hat; das heißt, von keinem noch tausend Exemplare verkauft sind, während meiner geringsten Nachfahren Neuauflagen sich häufen. Ohne auf die Frage einzugehen, wie also eigentlich bei so vielen Kritiken meines Werkes spezielle Kenntnis möglich ist, da die wenigen verkauften Exemplare sich unbedingt in Händen junger dramatischer Autoren befinden, muß ich auf erwähnte Tatsache erwidern: Erst soll mein Werk von Deutschen nicht nur viel besprochen, sondern gekannt sein, ehe man ihnen zumutet, sich für mein Privatleben zu interessieren, das ihnen vermutlich gerade wie mein Werk mehr Spaß machen wird, wissen sie zugleich meines Todes Datum mit/ Einige Jahre vor dem Beginn des ,Dritten Reiches' erkrankte der Dichter körperlich und geistig so schwer, daß er sich nicht mehr völlig erholen konnte. Noch schwer leidend, emigrierte er zum zweiten Mal vor der Machtergreifung des Hitler-Regimes, dessen gefährliche und scheußliche Elemente er in allen seinen Schriften aufgedeckt und mit der ganzen rücksichtslosen Leidenschaft seines Wesens bekämpft hatte, nach Brüssel, wo er am 3. November 1942 starb. (aus der Einleitung)