Beschreibung:

172 S.: Abb., teils koloriert. Leinen mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Aus dem Vorbesitz von Hans-Joachim Koloß. Einband und Schutzumschlag etwas berieben und bestoßen, insgesamt vergilbt, sonst guter Zustand. Dreisprachig: Deutsch-Französisch-Englisch. - Vom Wesen afrikanischer Kunst: Dem modernen Europäer mag es einige Schwierigkeit bereiten, sich vorzustellen, Kunst könne eine andere Funktion haben als die einer ästhetischen Veredelung unseres Daseins, einer festlichen Garnitur des Alltags. In Wahrheit ist Kunst nie bloss zur Befriedigung eines angebo-renen oder ausgebildeten Schönheitssinnes entstanden. Für den ursprünglichen Menschen hat die Kunstübung vielmehr sehr konkrete Funktionen erfüllt. Kunst war der r.andgrcifliche Ausdruck des religiösen, des kuhischen Lebens. Und die Religion war eine Realität, die das Leben oft bis in die alitäglichsten Verrichtungen bestimmte. Dem prähistorischen Jäger und Wildbeuter bot sich die Kunst als einzige Möglichkeit, zu den .:ussermenschlichen Mächten Verbindungen herzustellen. Die inzeitlichen Kunstprodukte -Felszeichnungen, grobe Tonoder Steinskulpturen - haben ts die Funktion, höhere Mächte gut zu stimmen, ihre Kräfte anzuziehen oder zu bannen. Prähistorische Kunst sieht meist im Zusammenhang mit Praktiken der Jagdmagie. Mit dem Übergang zur Sess-haftigkeit, also dem Entstehen zunächst primitiver Hackbau-, später hochentwickelter Ackerbaukulturen, wandeln sich nicht nur die Arbeitsmethoden zur Beschaffung des Lebensunterhaltes, die Lebensgewohnheiten und die Gesellschaftsstrukturen. Mit dem Wachsen enger Beziehungen zum angestammten Boden erwacht auch ein Beuusstsein für die Kontinuität Lebens. Die Ahnen, auf en Wirken man fusst und deren Tätigkeit man weiterführt, innen an Bedeutung, man ;ht mit ihnen in kultischer Verbindung zu bleiben, vielerorts im Glauben, dass die Ahnen über ihren materiellen Tod hinaus überhaupt den Fortgang des Lebens bestimmen. So gilt in den frühen Ackerbaukulturen - wiederum als Bestandteil des religiösen Lebens einer Gemeinschaft - ein wesentlicher Teil der Kunst dem Ahnenkult. Das trifft gerade für die afrikanische Plastik zu. Da man als Ackerbauer und Viehzüchter auf die Fruchtbarkeit des Bodens und der Herden angewiesen ist, gilt es den Mächten zu huldigen, die über Fruchtbarkeit von Erde und Tier walten. Mindestens ein Teil der afrikanischen Plastik dient solchem Fruchtbarkeitszauber. Da die Welt von guten wie von bösen Mächten erfüllt ist, Geistern, die im Baum, Busch, Fels oder im Tier ihren Sitz haben, entwickeln sich Praktiken, die guten Geister geneigt zu machen und die bösen Geister abzuwehren. Wiederum ist das Mittel für solche Geisterbeschwörung die Kunst. In der afrikanischen Plastik sind dies die Geisterfiguren. Das schwer durchschaubare Kräftespiel dieser Geistcrwelt zu erkennen und zum Wohl der Gemeinschaft wie des einzelnen zu wenden ist Aufgabe des Medizinmannes oder Zauberers. Er allein weiss, wie die Geister zu behandeln sind, was getan werden muss, damit sie Lebenskraft spenden oder diese nicht gefährden. Eines der Instrumente, die der Medizinmann zu diesem Tun für die Gemeinschaft und den einzelnen herstellt und weiht, ist der Fetisch, ein mit wunderwirkenden Elementen und Substanzen ausgestattetes Gerät, das dem Besitzer Kraft schenkt oder ihn vor Gefahren schützt. Auch der Fetisch ist, trotz seines oft kruden Aussehens, ein Kunstprodukt. Mit Tänzen und anderen theatralischen Veranstaltungen suchen Dorfgemeinschaften oder Männerbünde die Ahnen, das heisst die Totenseclen, oder die Schutzgeister greifbar und allen sichtbar auftreten zu lassen. Hauptbestandteil des vermummenden Kostüms ist die Maske. Wer sie trägt, stellt nicht eine Ahnengestalt, einen Schutzgeist oder eine mythische Figur dar. Im Augenblick, da er hinter der Maske verschwindet, wird er für die Zuschauer wie für sich selbst zu dieser Figur und gewinnt deren Macht. Charakteristisch für die Maske ist der unwirkliche, oft furchterregende Ausdruck; manchmal zeigt sie menschliche und tierische Elemente in unheimlicher Verbindung. Die Maskenkunst bildet einen weiteren wichtigen Teil der afrikanischen Plastik. Dabei unterscheiden sich die Masken, die nur vor das Gesicht gebunden werden, von solchen, die als Stülpmasken den ganzen Kopf umhüllen, und schliesslich von den eigentlichen Aufsatzmasken, die als Kunstgebüde hoch auf dem Kopf sitzen. [...]