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212 S., Originalleinen mit Schutzumschlag.
Bemerkung:
Keine Einträge und mit nur sehr geringen Alterungsspuren, ein sauberes Exemplar.. - Das Buch handelt von Rudolf, dem Erzählenden, der eine seit einem Jahrzehnt mit leidenschaftlichem Ernst vorbereitete größere wissenschaftliche Arbeit über seinen Lieblingskomponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy schreiben möchte und der durch den Besuch seiner Schwester und nun nach ihrem Weggang durch die quälende Furcht, sie könnte wieder zurückkommen, am Schreiben des ersten Satzes seiner Arbeit gehindert wird. Seine Schwester ist für ihn das geistfeindlichste Wesen, das sich denken läßt, schon der Gedanke an sie macht ihm alles Denken zunichte. Schon in der Kindheit habe sie versucht, ihn! aus seinem Geistesparadies zu vertreiben. Er verachtet ihre unverfroren betriebenen Geschäfte, sie seine Phantasie; er verabscheut ihre Erfolge, sie seine Erfolglosigkeit. Du verachtest alle Lebenden, hatte sie gesagt. Du stirbst bald, wenn du dich nicht änderst, hatte sie gesagt, und hatte er nicht das Gefühl, bald zu sterben? Du verkommst in diesem Wahnsinn, hatte seine Schwester gesagt; er solle wegreisen. Hatte sie nicht recht? Er packt die Koffer, nimmt nur die wichtigsten seiner Schriftstücke mit, in Palma wird er die Arbeit schreiben. In einem Café erinnert er sich an eine junge Frau, die ihn hier vor eineinhalb Jahren angesprochen hatte, Anna Härdtl. Sie war verzweifelt, ihr Mann hatte sich nachts vom Balkon des Hotels Paris gestürzt, und auf dem Beton habe sie seine Leiche zerschmettert gefunden; auf dem Friedhof von Palma in einem der sieben Stock hohen Betonbestattungskästen sei er beerdigt worden. Sie waren auf den Friedhof gefahren, und er hatte das Betonverlies für die Toten gesehen. Noch jetzt, eineinhalb Jahre danach, sah er das verzweifelte Gesicht der Frau. Der Gedanke an diese Tragödie ergriff ihn so sehr, daß er aufs neue in Schwierigkeiten mit dem Beginn der Arbeit geriet. Ein Satz muß ja zum richtigen Zeitpunkt aufgeschrieben sein, sonst ist er verloren. Nun hat er eine Reihe von ersten Sätzen im Ohr, aber auch das Unglück der jungen Frau. Er nimmt ein Taxi, fährt zum Friedhof und findet an der Tafel neben dem Namen des Mannes nun auch den Namen der Frau. Er kehrt ins Hotel zurück, schläft unruhig und erwacht in höchster Angst. Manche Passage im Ritual der Sätze wirkt wie allgemein, doch sogleich kristallisieren sich diese Stellen zu hellsichtigen, einleuchtenden Verfinsterungen: die sogenannte Tierliebe ist wie die sogenannte Menschenliebe im Grunde unmenschlich, man liebt einen Hund und tötet Millionen Menschen; wir verteufeln Chemie und leben nur von ihr; Ärzte haben kein Gewissen und verrichten nur medizinische Notdurft, wir verachten unglückliche Menschen, aber richten uns doch an ihnen auf. "Keine Lehre verfängt mehr", heißt es. Das Vergängliche erscheint hier nicht nur als ein Gleichnis. Und doch entsteht im Nullpunkt dieser Empfindlichkeitswörter immer wieder eine Bewegung, die Bewegung einer Sprache, die Bewegung von Sätzen, die warnen, bloßlegen und damit doch auch Hoffnung machen.