Beschreibung:

224, 8, (4) Seiten. Illustrierte Originalbroschur. (Einband mit geringeren Gebrauchsspuren. Papier teils gering wellig). 22x15 cm

Bemerkung:

* Emil Julius Gumbel (* 18. Juli 1891 in München; ? 10. September 1966 in New York) war ein deutsch-amerikanischer Mathematiker, politischer Publizist, Pazifist und Gegner des Faschismus. Er lehrte von 1923 bis 1932 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 1933?1940 in Lyon und 1953 als Professor an der Columbia-Universität. Bekannt wurde er vor allem durch sein in der Erstauflage 1922 veröffentlichtes Buch Vier Jahre politischer Mord. Darin wies er durch vergleichende Analyse der statistischen Erhebungen die politische Rechtslastigkeit der Justiz im Deutschland der Weimarer Republik zwischen 1919 und 1922 nach, indem er die Urteile bei politisch motivierten Morden durch rechte und linke Täter einander gegenüberstellte und so zum Ergebnis kam, dass die 354 Täter aus dem republikfeindlichen rechten Spektrum ? wenn überhaupt ? mit äußerst milden Strafen tendenziell geschont wurden, wohingegen die 22 Täter aus dem Spektrum der politischen Linken zu unverhältnismäßig harten Strafen verurteilt wurden. Gumbel wurde mit dem Niedergang der Weimarer Republik zur Zielscheibe einer gleichgeschalteten Presse. Es kam 1930/31 zu den sogenannten ?Gumbelkrawallen? an der Universität Heidelberg. 1932 wurde ihm die Lehrberechtigung entzogen. 1933 floh er nach Frankreich und ging 1940 ins Exil in die USA. Seit seiner Kriegserfahrung betätigte er sich politisch. 1917 trat er der USPD bei, mit deren (nach einer ersten Abspaltung des linken Flügels im Jahr 1920) verbliebener Mehrheit er 1922 in die SPD wechselte. Vor allem aber betätigte er sich parteipolitisch relativ unabhängig als Pazifist auf internationaler Ebene. Am 14. März 1919 entging er einer standrechtlichen Erschießung, weil er noch nicht von einem Treffen internationaler Friedensfreunde in Bern zurückgekehrt war, an der als Delegierter des Bundes Neues Vaterland teilgenommen hatte. Im Februar 1920 bekam er auf einer Veranstaltung der Deutschen Friedensgesellschaft in Berlin-Charlottenburg mit einer Verletzung hautnah den rechten Terror zu spüren. Neben seinen Büchern publizierte er regelmäßig in der Kulturzeitschrift Die Weltbühne und war Übersetzer und Herausgeber von Schriften des britischen Mathematikers Bertrand Russell wie Politische Ideale (Berlin, 1922) und Einführung in die mathematische Philosophie (Berlin, 1923). Zu seinem großen Thema wurden die zahlreichen politischen Morde in den Wirren der Nachkriegszeit seit der Novemberrevolution. Als Statistiker ließ er dabei die Zahlen für sich sprechen. In zwei Publikationen wies er nach, dass die Zahl der Morde aus dem rechten Spektrum deutlich überwog. So konnte er aufzeigen, dass im Zeitraum 1919 bis 1922 von 376 politisch motivierten Morden 354 dem rechten Spektrum zuzuordnen waren, lediglich 22 dem linken. Die Einäugigkeit der Justiz in der Weimarer Republik, die er aufzeigte, war dabei frappierend: Die Mörder aus dem linken Lager wurden mit äußerster Strenge behandelt, es kam zu zehn Hinrichtungen auf 22 Morde. Mörder aus dem rechten Lager wurden dagegen mit großer Nachsicht behandelt: Bei 354 Morden kam es zu einer einzigen lebenslangen Strafe, keiner einzigen Hinrichtung und insgesamt 90 Jahren Haft ? im Durchschnitt vier Monate Haft pro Mord. Viele Morde von rechts blieben gänzlich ungesühnt. Seine Publikationen erreichten ziemlich hohe Auflagen und führten sogar zu einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Preußischen Landtag, nachdem die Ergebnisse von Gumbels Buch Vier Jahre politischer Mord in einer vom Reichsjustizminister Gustav Radbruch in Auftrag gegebenen Studie bestätigt wurden. Wohl infolge der Analysen politischer Morde wurde Gumbel ein Fachmann für nationalistische Geheimorganisationen, die sich aus den Freikorps entwickelten und für viele Morde aus dem rechten Spektrum verantwortlich waren. Insbesondere interne sogenannte Fememorde waren in diesen Organisationen zeitweise an der Tagesordnung. In seinen Büchern Verschwörer (1924) und Verräter verfallen der Feme (1929) (der Titel ist ein Zitat aus dem Statut der Organisation Consul) analysierte er deren Strukturen und machte auch auf die Schwarze Reichswehr aufmerksam. Dies brachte ihm Prozesse wegen Landesverrats ein, die wie die meisten derartigen Prozesse im Sande verliefen und wohl vor allem dazu dienten, missliebige Journalisten und Autoren unter Druck zu setzen. Er war ?der zeitgenössische Kenner? des ?völkisch-nationalen Lagers?, eines rechtsradikalen Milieus (Ulrich Herbert) und Netzwerks ideologisch nicht voneinander abgegrenzter ?vaterländischer? Verbände, völkischer Zirkel, studentischer Korporationen und Bünde, von Reichswehrführern und Bildungsgrößen wie Martin Spahn oder Arthur Moeller van den Bruck. Er gab 1938 Freie Wissenschaft ? ohne Ausrufezeichen und mit Betonung von frei ?, ein Sammelbuch aus der deutschen Emigration (Sebastian-Brant Verlag, Strasbourg) heraus, zu welchem er die Einleitung mit dem Titel ?Die Gleichschaltung der deutschen Hochschulen? sowie den Beitrag ?Arische Naturwissenschaft?? beisteuerte. Dieses widmete er dem Andenken an Hochschullehrer, die im Zuge der Machtergreifung ?unnatürlich? zu Tode gekommen waren. Es sei ?bezeichnend für die gegenwärtigen Zustände, dass es nicht immer gelingt festzustellen, ob, wie und wann? (S. 7). Privatleben: 1930 heiratete er Marieluise, geborene von Czettritz, geschiedene Solscher (geb. 9. August 1892 in Hau; gest. November 1952 in New York). Sie war die Tochter des Generalstabsoffiziers Hermann Czettritz (1865?1946) und seiner englischen Frau Mary Page. Sie brachte ihren jüngeren Sohn Harald (geb. 1921), der sich später Harold nannte, mit in die Ehe, während ihr älterer Sohn Jürgen beim Vater blieb. Sie starb im November 1952 an einem Krebsleiden. (Quelle Wikipedia)