Beschreibung:

159, (1) Seiten. Zweifarbige Originalbroschur. 21x15 cm

Bemerkung:

* Wenn der Kanon von der Beliebigkeit der Texte abgelöst wird, theoretische Texte einen höheren Stellenwert als literarische haben, wenn kein Kanon mehr gelesen werden muß, so verzeichnet nicht nur der Student hier zuallererst einen Freizeitbonus ? er muß weniger lesen; und wenn er die zentralen theoretischen Texte kennt, natürlich nicht alle, sondern nur die der Schule, der er sich anschließt, dann reicht das für jede Diskussion. Genau diese Situation an deutschen Hochschulen greift Ulrich Horstmann mit seiner Kritik am Hegemonialstatus amerikanischer Theorieproduktion auf, die keine Grundsatzdiskussionen mehr möglich macht, kritikimmun einen eigenen Jargon wie eine Fremdsprache pflegt und nur noch in Theoriezirkeln unterwegs ist. Die Experten «für hochtourenden Leerlauf und geisttötende Sterilität», die die Macht ergriffen haben und die zugleich von Kunst und Literatur nichts mehr wissen wollen, sondern die theoretischen Werke zum Maß aller Dinge erhoben haben, diese «ausgewiesenen Experten» entlarvt der Autor mit viel Witz und erinnert an die Grundtugenden der Skepsis und des Staunens. Die ?Führerpersönlichkeiten? der Theorie (Derrida, Bloom, de Man, Greenblatt etc.) werden vorgeführt und in der Analyse dieser «totalitären Diskurse» gezeigt, was das bekannte mulmige Gefühl bei der Lektüre vieler theoretischer Texte auslöst. Interessante Gegenbeispiele präsentiert Horstmann in seinen Fallstudien jener englischsprachigen Wissenschaftler und Autoren, die auf unterschiedliche Weise versucht haben, Literatur und Theorie zu verbinden: David Lodge, Terry Eagleton, Malcolm Bradbury. Einzig George Steiner mit seiner «Ein-Mann-Kampagne wider den theoretischen Absolutismus» findet Gnade, denn dessen Konzepte stellen eine sinnvolle Alternative zu den herrschenden Theoriedebatten dar. Horstmann nimmt in dieser originellen Streitschrift über das Trauerspiel Theoriedebatte kein Blatt vor den Mund und sieht sich hier in der Tradition der «Gentle Art of Making Enemies». ----- Ulrich Horstmann (* 31. Mai 1949 in Bünde) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller, der auch unter den Pseudonymen Horst-Ulrich Mann und Klaus Steintal veröffentlicht. Ulrich Horstmann legte 1967 das Abitur am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Bünde/Ostwestfalen ab und beendete 1974 sein Studium der Anglistik und Philosophie an der Universität Münster mit der Promotion (Dissertationsthema: Edgar Allan Poe). Er war Dozent an der University of South Africa in Pretoria. 1983 habilitierte er sich mit einer Studie über Ästhetizismus und Dekadenz. Von 1991 bis zu seiner Emeritierung 2014 war er Professor für englische und amerikanische Literatur an der Universität Gießen. Er lebt in Marburg/Lahn. Ulrich Horstmann, der seit 1976 neben wissenschaftlichen Arbeiten auch Essays, Romane, Theaterstücke und Übersetzungen aus dem Englischen veröffentlicht, wurde im Jahr 1983 bekannt durch seine Abhandlung Das Untier, in der er eine dem friedensbewegten Zeitgeist jener Jahre diametral entgegengesetzte philosophische Position vertrat: Er propagierte eine Perspektive der ?Menschenflucht?, aus der die Selbstauslöschung der Menschheit mit Hilfe des angehäuften Atomwaffenarsenals als Zielpunkt der (Kultur-)Geschichte erschien. Die Veröffentlichung veranlasste das ?Neue Deutschland? zu der besorgten Anfrage, ?wann Professor Horstmann seinen Nervenarzt zuletzt konsultiert hat?. Die ?Eventualitätsphilosophie? Horstmanns trieb den Pessimismus seines Vorbilds Schopenhauer auf die gnostische Spitze. Dass daneben auch die Spottlust von Swifts A Modest Proposal Pate gestanden hat, belegen unter den späteren Publikationen, denen bisweilen extremer Weltekel und Nihilismus nachgesagt wurden, nicht zuletzt die ?Kampfschweiger?-Gedichte. (Quelle Wikipedia)