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Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - leicht braunfleckig, Titelseite Fingerdicke ausgeschnittene Stelle, ansonsten altersgemäß tadelloser Zustand - Ueber die Aufgabe des Uebersezens. -- Von den beiden Arten schriftstellerischer Thätigkeit, dem freien Schaffen und dem Nachbilden des Fremden, wird im Verhältniß der Bildungsstufe eines Volkes und seiner größern oder geringem Selbständigkeit immer die eine oder die andere vorwiegen. Bei dem deutschen Volke, dessen Bildung sogleich von Anfang auf eine fremde Litteratur, die der Griechen und Römer, gegründet worden, das durch Bedürfniß und durch Achtung des Fremden zu den wissenschaftlichen Erzeugnissen der ihm in Geistesbildung vorangeeilten Nachbarvölker hingezogen und durch sie getragen wurde, das durch seine Weltstellung, seine Lage im Herzen Europa?s zu ununterbrochenem Verkehr nach allen Richtungen hin angewiesen und berufen ist: bei diesem Volke ist es natürlich, daß von jenen beiden Arten des Schriftstellerthums die der Nachbildung und Aneignung des Fremden mit Vorliebe und viel fleißiger als bei andern Nazionen geübt wird. Denn wenn man schon in den untergeordneten Sphären des Lebens Alles, was man in der Fremde kennen gelernt und liebgewonnen hat, gerne in den eigenen Haushalt verpflanzt und bei sich einheimisch zu machen sucht, um wie viel natürlicher ist ein solches Verlangen da, wo es sich nicht um diese oder jene Behaglichkeit des körperlichen Daseins , sondern um die Bildung und Veredlung des Geistes handelt. -- Um so wichtiger ist bei dieser Richtung und Eigenthümlichkeit unserer Litteratur die Beantwortung der Frage, welche Art der Verpflanzung und Aneignung fremder Werke die entsprechendste, oder welche Uebersetzungsmethode die beste sei.