Beschreibung:

Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort von Gernot Krämer - fadengeh. Ubrosch., 132 S.

Bemerkung:

Erst nach seinem Tod im Sommer 1918 erschien Apollinaires letztes Buch "Le Flâneur des deux rives", eine Sammlung literarischer Streifzüge durch Paris. Was ihn an der Stadt interessierte, war nicht das Paris der Bildungsreisenden, sondern das geheimnisvollere der unbekannten stillen Winkel und ihrer Geschichten, das vom Verschwinden bedrohte vormoderne Paris der Exzentriker wie auch das der modernen, industriellen, »häßlichen« Erscheinungen. Apollinaire erinnert sich an seine Zeit im beschaulichen Auteuil, erzählt von Balzacs Haus mit seinen zwei Ausgängen (um Begegnungen mit Gläubigern oder ungebetenen Besuch zu vermeiden), von einem kuriosen Gaslaternenmuseum und vom Café Napolitain, von befreundeten Schriftstellern und Künstlern. Mit besonderer Liebe schildert er das Abseitige, ja Wunderliche: die Auftritte des dichtenden Gastwirts Michel Pons, das Napoleon-Museum eines Achtjährigen, einen Katalog fiktiver Bücher oder einen Mann, der die Bibliotheken der Welt bereist. Obschon alles andere als ein dichtungstheoretisches Buch, werden im Flaneur in Paris auch die Grundzüge von Apollinaires Poetik sichtbar: seine Vorliebe für das Überraschende, Regellose, für den poetischen Reiz von Graffiti, abgerissenen Plakaten und banalen Gegenständen, für Überblendungen von Realität und Fiktion, wie sie dann auch den Surrealismus prägten. Walter Benjamin besprach den Band 1929 in seiner Rubrik Bücher, die übersetzt werden sollten und schrieb: »Apollinaire war Dichter, ja Mensch, à propos de tout et de rien. Er hat sich mit so angespanntem Fühlen an den Augenblick verloren und doch, zugleich, so eigenwillig im Vergangenen behagt, daß er viel eher als irgendwelchen Dichtern oder Künstlern den großen anonymen Schöpfern der Pariser Mode vergleichbar ist.« - Sehr gut erhalten.