Beschreibung:

236 S. Leinen.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Einband leicht berieben, insgesamt leicht vergilbt, insgesamt guter Zustand. - Einleitung: Goethes ?Achilleis? zum Gegenstand einer größeren Abhandlung zu machen, heißt, sich mit einem der unbekanntesten Werke der deutschen Literatur im allgemeinen und Goethes im besonderen zu beschäftigen. Es gibt bestimmte Gründe dafür, daß diese Dichtung so wenig beachtet worden ist. Drei sind vor allem zu nennen. Es ist zunächst die Tatsache, daß die ?Achilleis? Fragment geblieben ist, und schon allein deswegen, gerade bei einem so großen Dichter, wenig gelesen wird1 und kaum einer eigenständigen Untersuchung für wert befunden wurde. Sodann hat die ?Achilleis? meistens im Schatten des zeitlich vorangehenden Epos ?Hermann und Dorothea? gestanden. Im Vergleich dazu wurde in der ?Achilleis? eine Übersteigerung der epischen Produktion Goethes gesehen, weil nun nicht mehr nur ein moderner Stoff in einer antiken Form behandelt wird, deren Synthese in ?Hermann und Dorothea? als einwandfrei gelungen erscheint, sondern auch ein antiker Stoff in einer antiken Form. Die Nichtvollendung der Dichtung scheint bei dieser Sichtweise das Scheitern eines solchen Versuchs zu bestätigen. Die antikisierenden Elemente selbst, die die vermeintliche Fremdartigkeit der ?Achilleis? ausmachen, stellen schließlich den dritten Grund für die geringe Beachtung dar. Das Fragment schließt in seiner Handlung an die ?Ilias? Homers an; die Kenntnis des homerischen Epos und des trojanischen Sagenkreises ist unabdingbare Voraussetzung für das Verstehen von Goethes Epos, und die enge stoffliche und formale Bindung an die antike Vorlage hat dazu beigetragen, in der ?Achilleis? von vornherein nur eine unselbständige und epigonale Dichtung zu sehen. Alle diese Gründe sollen im folgenden den Blick auf die ?Achilleis? nicht mehr verstellen. Sie wird nicht als zu vernachlässigender Schlußpunkt in der Entwicklung von Goethes epischem Schaffen angesehen, sondern für sich allein in den Mittelpunkt gerückt. Die Nähe zur homerischen Dichtung, die zweifellos ihre Besonderheit ausmacht, wird dabei nicht als Hindernis aufgefaßt, sondern als Möglichkeit, einen angemessenen Zugang zum Verständnis von Goethes Epos überhaupt erst zu eröffnen.