Beschreibung:

XXXIX; 466 S. u. 509 S., gebundene Ausgaben mit Umschl.

Bemerkung:

Umschläge etwas berieben. - 2 Bände. - Erst bei Euripides wird der Unvergleichbare relativiert; erst hier erscheint Zeus als ein Anonymus, der nicht, wie bei Aischy-los, einmal hier, einmal dort seine Herberge aufschlagen kann, sondern sich in den Erscheinungen verflüchtigt. Naturnotwendigkeit und Menschengeist sind nicht Repräsentationsformen ein und desselben Seins, sondern Alternativmöglichkeiten: es gibt kein Unvergleichbares mehr; der eine Punkt, auf den sich alles zurückführen läßt, ist längst nicht mehr sichtbar, Zufälle regieren die Stunde. Man sieht, so sehr Euripides in der Nachfolge des Aischylos steht. .. am Ende kehrt er sie um und setzt die Tradition nur voraus, um mit ihr zu spielen. Zitat, Verweis und ?historischer" Beleg gehören zu den wichtigsten Praktiken euripide-ischer Kunst; in seinem Werk erkennen wir einen Mann, der nicht Setzungen gibt, sondern umdeutet, interpretiert und die Akzente verändert. Diese Tendenz zur literarischen Variation führt folgerichtig zu den vielbesprochenen ?Rettungen", die vor allem besonders übelbeleumdeten Sagenfiguren wie Medea oder Kapaneus gelten. Die Bezugs-Technik und das Vordergrund-Hintergrund-Spiel (eine Szene wird nur verständlich, wenn man ihr Vorbild heranzieht und so, von der Folie abgehoben, die Akzentverschiebung der späteren Fassung durchschaut) zeigen sich aber auch in der kühnen Umstrukturierung des Vorbilds... eine Technik, die mit besonderer Schärfe hervortritt, wenn man die beiden ?Phoinikerinnen"-Kataloge mit der Heerschilderung in Aischylos' ?Sieben gegen Theben" vergleicht: hier, in einer Teichoskopie, zuerst die Nennung der Gegner, dann der Botenbericht mit der Erwähnung der Schilde, dort, bei Aischylos, das archaische Wechselgespräch zwischen Eteoklos und dem Boten, in dem alle Phänomene auf einmal angesprochen werden. (Aus der Einleitung v. Walter Jens).